Bargteheider Unternehmen schreibt trotz Krise schwarze Zahlen und setzt auf “made in Germany“. Geschäfte in München und Düsseldorf geplant.

Hamburg. Der Emir von Abu Dhabi brauchte kürzlich neues Porzellan. Und er wollte es ganz genau wissen. Der Scheich schickte eine Abgesandte ins fränkische Hohenberg, zur Wiege der deutschen Porzellanindustrie, in die Fabrik des Unternehmers Bernd Dibbern aus Bargteheide. Die Dame sollte für den Emir prüfen, ob hier nicht nur die Etiketten aufgeklebt werden. "Das ,made in Germany' ist für diese Kunden unglaublich wichtig", sagt Dibbern. Offenbar wurde der Scheich nicht enttäuscht: Ein paar Monate später sandte er Dibbern einen Auftrag über feinstes Geschirr mit Platinrand für eine Festhalle in dem arabischen Emirat. Im Wert von 250.000 Euro.

"Diese Order gehörte in diesem Jahr zu den größten Aufträgen", freut sich Dibbern. Aber auch das Mandarin Oriental in Barcelona, das Budersand-Hotel auf Sylt und die Luxusadresse Widder in Zürich bestellten bei Dibbern. Dabei hatte der Porzellanproduzent Anfang des Jahres noch unter einer Auftragsflaute gelitten und Kurzarbeit für die 30 Mitarbeiter der Zentrale in Bargteheide und die 100 Beschäftigten in der süddeutschen Fabrik angeordnet. Diese Kurzarbeit ist mittlerweile Vergangenheit.

Nun steuert Dibbern wieder vergleichsweise erfolgreich durch die Krise. Der Familienunternehmer, der 1997 von der damaligen Hutschenreuther AG das Werk in Hohenberg übernommen hatte und seither vor allem mit seinem leicht transparenten Porzellan Fine Bone China die feinen Tische der Welt erobert, kommt mit einer Einbuße bei den Erlösen von sechs Prozent durchs Jahr. Das Weihnachtsgeschäft ist wieder "überraschend gut" gelaufen, sagt er. Zudem schreibt Dibbern schwarze Zahlen.

Dabei hat die Branche nach aktuellen Erhebungen von Januar bis Oktober knapp 15 Prozent weniger verkauft, heißt es vom Verband der deutschen keramischen Industrie. Bei Firmen wie Villeroy + Boch, Arzberg oder Meissen dümpeln die Verkäufe und vor allem die Gewinne zum Teil schon seit Jahren ohne den rechten Schwung. Rosenthal ist insolvent. Und der Export, mit dem die deutschen Produzenten die Hälfte ihres Umsatzes machen, ist 2009 um 20 Prozent eingebrochen.

Doch Dibbern expandiert. Das vor zwei Jahren in der Hamburger City eröffnete eigene Geschäft für Dibbern-Porzellan läuft mittlerweile so gut, dass der 68-Jährige weitere Läden plant. In München und Düsseldorf sollen bereits 2010 zwei Shops in Eins-a-Lage dazukommen, danach denkt der Unternehmer schon an Standorte in Mailand oder Wien.

Dibbern, der in den 60er-Jahren mit dem Import skandinavischen Porzellans erste Erfahrungen in der Branche sammelte, setzt vor allem aus Enttäuschung über die Lage der heutigen Haushaltswarengeschäfte auf den eigenen Vertrieb. Rabattaktionen und die oftmals lieblose Art der Warenpräsentation ärgern den ansonsten norddeutsch zurückhaltenden Unternehmer. "Wo bleibt da die Faszination des weißen Goldes?", fragt der Bauhaus-Fan, dem bereits 1982 mit seiner selbst kreierten Kollektion Solid Color mit bunt umrandeten Tellern ein Designcoup gelang.

Heute setzt er wieder auf einen reduzierten Stil. "Schlichtheit läuft in der Krise", hat Dibbern erfahren. Nicht "überdesigned", sondern Nachhaltigkeit und gut kombinierbare Stücke seien gefragt. "In Zeiten der Automation und künstlichen Materialien erleben hochwertige, handwerklich gefertigte Produkte eine Renaissance", sagt Dibbern, der mit einer Tasse des Fine Bone China für 16,50 Euro oder einem Teller aus der Serie für 13 Euro allerdings auch nicht unter den günstigen Anbietern rangiert. Die Traditionshersteller, die derzeit eine der schlimmsten Krise der Branche durchmachen, sind dagegen häufig durch Überkapazitäten, die sie bereits in den 90er-Jahren aufgebaut haben, in Schieflage geraten. Sie mussten sich einem harten Preiswettbewerb stellen und spielen heute mit vielen Produkten in einer Liga mit Anbietern aus China oder Indonesien. "Gegen diese Konkurrenz können deutsche Unternehmen im Massenmarkt kaum bestehen", analysiert Dibbern, der mit seiner Lebensgefährtin Martina Schlaaff in Ahrensburg wohnt. Er selber will weiter auf hochwertige Ware setzen, auf Porzellan, das auch den Scheichs gefällt.