Das Hamburger Recyclingunternehmen prüft Abwasserkanäle auf Schäden - und sucht neue Mitarbeiter als Kontrolleure.

Hamburg. Die Mitarbeiterzahl hat sich innerhalb von zehn Jahren auf 500 verdoppelt und auch in der jetzigen Finanzmarktkrise setzt das Hamburger Recyclingunternehmen Buhck auf Wachstum. In den vergangenen Monaten wurden bereits 20 weitere Mitarbeiter eingestellt. Derzeit sucht Henner Buhck, der das vor 110 Jahren gegründete Hamburger Recyclingunternehmen Buhck zusammen mit seinem Bruder Thomas leitet, weiter händeringend nach Experten.

Zwar ist auch die Recyclingbranche nicht ganz von der derzeitigen Krise verschont, aber die vorwiegend in Hamburg und Norddeutschland aktive Unternehmensgruppe Buhck mit ihren 21 Tochtergesellschaften ist neben der Entsorgung von Gewerbemüll und Bauschutt auch in zahlreichen Bereichen mit Wachstumspotenzial tätig. So etwa auch im Rohr- und Kanalservice, wo der promovierte Jurist und Betriebswirt Buhck gern weitere TV-Inspekteure einstellen würde - wenn er nur welche fände.

Ihre Aufgabe ist die Prüfung von unterirdischen Rohren und Kanalsystemen mit Scannern, die per Computer gesteuert werden. "In diesem Bereich sind richtige Experten gefragt", sagt Buhck, der die meisten seiner Bewerber ein Jahr schult, damit sie den Anforderungen gerecht werden. Vor allem Klempner sind bei dem Wentorfer Unternehmen willkommen, da diese bereits Erfahrung im Umgang mit Wasserrohren haben. "Bei uns lernen sie dann unter anderem, echte Schäden von Verunreinigungen zu unterschieden und diese zu reparieren, ohne dass dazu die Erde aufgebuddelt werden muss", sagt Buhck.

Der Bereich, der derzeit mit rund 15 Prozent zum 75 Millionen Euro hohen Umsatz der Unternehmensgruppe beiträgt, werde weiter wachsen. Denn bis 2015 muss für jedes in Deutschland verlegte Abwasserrohr nachgewiesen sein, dass keine Lecks vorhanden sind und damit kein Schmutzwasser austreten kann. Die Folge sind zahlreiche Prüf- und Reparaturaufträge für die Branche. Nach Branchenschätzungen kostet allein die Dichtheitsprüfung der Rohre bundesweit 7,5 bis zehn Milliarden Euro. Hinzu könnten geschätzte 50 Milliarden Euro an Reparaturkosten hinzukommen, die die Branche einnehmen kann. Auch Buhck spricht von einer "sehr, sehr guten Auftragslage" in diesem Bereich.

Angefangen hat das Unternehmen als Fuhrbetrieb, später kam die Entsorgung hinzu. Neben Bauschutt und Gewerbemüll sammelt Buhck Verpackungsabfall von 1200 Hamburger Einzelhändlern ein, Müll von 600 Handwerksbetrieben in der Stadt, sowie Überreste wie Metalle oder Kunststoffe von Gewerbebetrieben. Der Müll wird in vier familieneigenen Sortierungsanlagen getrennt, wo etwa Holz, Papier und Metalle aussortiert werden. Biologischer Abfall wandert in die vier Kompostierungsanlagen von Buhck in Norddeutschland. Was nicht mehr recycelbar ist, landet auf drei Deponien für mineralische Abfälle. Dort sammelte sich auch der Teil des belasteten Bodens, der beim Bau der HafenCity abgetragen werden musste.

Was nicht wiederverwertet werden kann, aber auch nicht so sehr belastet ist, dass es deponiert werden muss, bereitet die Buhck-Gruppe als Ersatzbrennstoff etwa für Kraftwerke auf. Unter anderem beliefern die Wentorfer ein Kraftwerk des Zementherstellers Holcim in Lägerdorf bei Itzehoe sowie eine Anlage für Fernwärmeerzeugung in Flensburg. "Ersatzbrennstoffe sind eines der Themen der Zukunft", sagt Henner Buhck mit Blick auf die bestimmt bald wieder steigenden Energiepreise. Zugriff auf große Mengen des für die Verbrennung begehrten Rohmaterials hat er: Das Unternehmen sammelt rund eine Million Tonnen Müll pro Jahr ein.