Bitteres Ende für Quelle: Bei dem insolventen Versandunternehmen hat der Ausverkauf begonnen.

Nürnberg. Um die Lager zu räumen, sollen 18 Millionen Artikel auf 25 000 Paletten mit großen Rabatten so schnell wie möglich unter die Leute gebracht werden. "Das ist eine Riesenaufgabe", sagte Thomas Schulz, Sprecher von Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg.

Unterdessen führte die Pleite auch bei der Deutschen Post-Tochter DHL zu Stellenverlusten. DHL transportiert seit Jahren sämtliche Pakete für Quelle. Drei Standorte in Bochum, Lehrte und Nürnberg werden geschlossen. Betroffen sind 400 Mitarbeiter, sagte ein DHL-Sprecher.

Wie es für die rund 10 500 Quelle-Beschäftigten genau weitergeht, wer sofort gehen muss und wer noch ein paar Wochen bleiben kann, das werde sich erst nach und nach herausstellen, sagte der Insolvenzverwalter. Für die Abwicklung von Quelle werde in den kommenden vier bis sechs Wochen noch Personal benötigt - und zwar rund 3000 Mitarbeiter.

Für die Filetstücke der Primondo-Gruppe wie das Quelle-Auslandsgeschäft gebe es eine Reihe von Interessenten. "Die Drähte laufen heiß", sagte Schulz. Der Insolvenzverwalter spreche mögliche Investoren an, andere meldeten sich selbst. Quelle ist Marktführer im Versandhandel in mehreren osteuropäischen Märkten. Auch der Hamburger Versandkonzern Otto zeigt Interesse an einzelnen Bereichen.

Als interessante Unternehmensteile gelten auch die Callcenter, der Technische Kundendienst Profectis und der Homeshopping-TV-Sender HSE24. Spezialversender wie Hess Natur, Baby Walz oder Madeleine könnten 200 bis 300 Millionen Euro einbringen, heißt es unter Experten. Allerdings werden die rund 75 000 Gläubiger der Arcandor-Gruppe wenig davon haben, berichtet die "Welt". Denn die Spezialversender seien, ebenso wie die Rechte an der Quelle-Eigenmarke Privileg, an den KarstadtQuelle Mitarbeitertrust verpfändet. Dieser Pensionsfonds soll die Altersversorgung für frühere Arcandor-Mitarbeiter sicherstellen.

Bei der Bundesagentur für Arbeit laufen unterdessen die Vorbereitungen für den erwarteten Ansturm von Quelle-Arbeitslosen auf Hochtouren. Die Behörde rechnet mit rund 4000 Menschen, die zum 1. November in die Arbeitslosigkeit gehen. An diesem Freitag solle es eine Infobörse für die rund 120 Auszubildenden des insolventen Versandhauses geben, sagte ein Sprecher. Ein Teil von ihnen will die Hamburger Otto-Gruppe übernehmen. Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz (66) schweigt unterdessen über den Zusammenbruch des Versandhauses. Der "Bild-Zeitung" sagte ihr Ehemann Leo Herl: "Meine Frau gibt derzeit keinen Kommentar ab. Wir fürchten, dass alles missverstanden würde. Dabei hat meine Frau doch alles getan, was sie tun konnte."