Der Einkaufskorb von Karin Schenck ist voll. Fast zu voll: Einige der Glühbirnenpackungen drohen schon herauszufallen.

Wenn am Dienstag die erste Phase des EU-weiten Verbots beginnt, will sie gewappnet sein. Mit Bergen von guten alten Glühlampen, in denen noch ganz altmodisch ein Draht glüht. Schon zum dritten Mal ist sie zum Birnenkauf losgezogen. Immer dabei: ihr Mann. Zu zweit kann man schließlich mehr tragen.

Wie die Schencks scheinen es in der heißen Phase vor dem Verbot viele zu machen: "Noch bevor wir öffnen, stehen hier schon die Kunden mit ihren Körben und räumen uns die Regale leer", sagt Harald Zeidler aus der Lampenabteilung bei Karstadt an der Mönckebergstraße. Wann der ersehnte Nachschub kommt, hat er auf Plakaten angeschlagen.

Die Kundin Susanne von Loessl ist empört: "Ich lasse mich nicht bevormunden. Was dort in Brüssel am Schreibtisch beschlossen wird, müssen wir uns ins Wohnzimmer stellen." Sie kauft direkt für ihre Nachbarn mit ein, gestern waren es 50 Birnen.

Laut der Gesellschaft für Konsumforschung stieg die Nachfrage nach den Auslaufmodellen in Deutschland im ersten Halbjahr um mehr als ein Drittel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Ein Trend, den auch die Baumärkte bestätigen: "Im ersten Halbjahr ist der Umsatz um bis zu 180 Prozent gestiegen, seit Juli sogar um 600 Prozent", sagt Kathleen Dräger von den Praktiker-Baumärkten. In ihrer Sorge um die häusliche Beleuchtung unterliegen viele Hamsterkäufer allerdings einem Irrtum, denn der Umsatz steigt bei allen Birnen, egal welcher Watt-Leistung und äußeren Erscheinung. Und das, obwohl das Verbot stufenweise in Kraft tritt und zunächst nur 100-Watt-Birnen und alle matten Modelle betrifft. Schwächere Birnen sollen erst nach und nach bis 2012 verboten werden. Für die Fans der alten Glühlampe besteht aber auch über den nächsten Dienstag hinaus Hoffnung: Bereits eingekaufte Bestände dürfen die Geschäfte noch verkaufen.

In Sachen Hamsterkauf verhalten sich unter den EU-Mitgliedern übrigens nur die Österreicher wie die Deutschen. Der Glühbirnenkonsum im Alpenland stieg um fast 113 Prozent. Ob man wohl damit versucht, die Beleuchtung für gemütliche Berghütten zu retten? Eine Erklärung, die nicht zieht: In der Schweiz (nicht EU) hat man sich nämlich frühzeitig auf Umweltfreundlichkeit eingestellt, der Umsatz mit den alten Lampen fiel dort bereits um ein Viertel. Karin Schenck interessiert diese Statistik nicht. Mit vollem Korb und zufriedener Miene steht sie neben ihrem Mann an der Kasse.