Stephan Schüller, früherer Chef der Vereins- und Westbank, hat für den Börsengang der Reederei Vilmaris 30 Millionen Euro bei Fonds und reichen Familien eingesammelt.

Hamburg. Er stemmte sich gegen die Fusion der von ihm geführten Vereins- und Westbank mit der Muttergesellschaft HypoVereinsbank, nannte die geplanten Einsparungen von 100 Millionen Euro schlicht "nicht nachvollziehbar" und monierte, durch die Pläne sei "erhebliche Unruhe bei Kunden, Mitarbeitern und der Öffentlichkeit" entstanden. Sehenden Auges riskierte Stephan Schüller seinen Job, denn die Integration des Hamburger Kreditinstituts war nicht aufzuhalten. Ende 2003 musste er gehen.

"Nein", sagt Schüller heute, über seine Zeit als Rebell wolle er nicht mehr viel sagen. Steht er doch seit März 2006 als persönlich haftender Gesellschafter wieder an der Spitze eines Bankhauses, der Oetker-Tochter Lampe. Seine Erfahrungen jedoch, die er als Banker sowie mit einem eigenen Unternehmen sammelte, das Anlagegelder für Projekte mit erneuerbaren Energien sowie für Immobilien suchte, brachten Schüller nun mit der Hamburger Reederei Komrowski in Kontakt. Ergebnis: Am Freitag soll mit Vilmaris eine neue Reederei an die Börse gehen.

Das Bankhaus Lampe, das in Hamburg seine größte Niederlassung hat, und eine Firmentochter zeichnen für die Vorbereitung und den Börsengang verantwortlich. Es ist zudem der erste Börsengang an der Hanseatischen Wertpapierbörse seit November 2007, als mit der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) und der HCI Hammonia Shipping sich ebenfalls eine Hafen- und eine Schifffahrtsfirma aufs Parkett wagten. "Wir haben den Zugang zu institutionellen Anlegern wie Pensionsfonds und Versicherungen und wollten in die Schifffahrt", begründet Schüller das Engagement des Bankhauses Lampe an dem Geschäft.

Die ersten 30,1 Millionen Euro für Vilmaris, an deren Spitze die beiden Geschäftsführer Christoph Geck-Schlich und Roland Höger stehen, haben Lampe und Komrowski von 14 Fonds und vermögenden Familien eingesammelt. Für Kleinanleger ist das Papier dagegen nicht gedacht. Zunächst müssen für die Aktien zum Preis von 1000 Euro nur zehn Prozent eingezahlt werden. "Der Rest wird verlangt, sobald wir die ersten Schiffe kaufen", so Geck-Schlich. Damit rechnet er für Ende 2009 oder Anfang 2010. Die Flotte soll zunächst sechs bis acht Schiffe umfassen. In zehn bis zwölf Wochen soll eine Kapitalerhöhung weitere 20 Millionen Euro bringen.

Gerade in der derzeit schwachen Konjunktur auf den Schifffahrtsmärkten sehen die Initiatoren die Chance für Vilmaris, gegen den Trend zu investieren. So könnten Massengutfrachter derzeit günstig erworben werden. Auch an Containerfrachtern ist Geck-Schlich interessiert. "Wir werden beim Kauf darauf achten, dass sie für mindestens 24 Monate verchartert sind oder eine neue Charter vereinbart ist." Anders als bei den meisten Schiffsfonds kombiniere Vilmaris das Chartergeschäft mit dem An- und Verkauf von Schiffen.

Allerdings suchten auch weitere sieben "Schnäppchen- oder Krisengewinnler-Fonds" nach Möglichkeiten, die schwache Lage auf den Märkten für günstige Schiffskäufe zu nutzen, sagt Sönke Fanslow, Vorstand beim Hamburger Emissionshaus Hansa Treuhand. Dazu komme: Solche Gelegenheiten seien nicht sehr häufig.

Immerhin kann Vilmaris bei Organisation und Management auf eingespielte Teams und Experten setzen. Die Besatzungen, den technischen Service für die Schiffe sowie das Chartergeschäft übernimmt die Komrowski-Gruppe, bei deren Tochter Montan Alternative Investments Geck-Schlich Geschäftsführer bleibt. Dazu wird bei Investitionen ein dreiköpfiger Beirat gehört. Den Vorsitz dort hat ein Experte, der das internationale Reedereigeschäft seit mehr als 40 Jahren kennt und auch für Stephan Schüller kein Unbekannter ist, weil der Banker im Beirat der Reederei Hamburg Süd sitzt: Es ist Klaus Meves, der von 1995 bis Ende des vergangenen Jahres als Sprecher der Geschäftsführung an der Spitze der Traditionsreederei stand.