Im Hamburger Hafen sind nun 20 Betriebe mit 696 Beschäftigten von Kurzarbeit betroffen. Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) plant ab Juli Einschränkungen für 18 Monate.

Hamburg. Im Hamburger Hafen steigt die Zahl der Kurzarbeiter seit Jahresbeginn immer stärker an. Inzwischen sind 20 Betriebe mit 696 Beschäftigten betroffen. Alle Firmen, die Kurzarbeit angemeldet haben, setzen diese mittlerweile um. "Im Hafen waren wir bis zur zweiten Jahreshälfte 2008 nur Einstellungen gewohnt. Jetzt gibt es auch hier wie in anderen Branchen 20 bis 25 Prozent weniger freie Stellen", sagte der Chef der Hamburger Arbeitsagentur, Rolf Steil, dem Abendblatt.

Nachdem allein 400 Mitarbeiter des Gesamthafenbetriebs bereits kürzer arbeiten, soll in den nächsten Tagen eine Vereinbarung für die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) unterschrieben werden. Darin wird die Kurzarbeit nach Informationen des Abendblatts für 18 Monate bis Ende 2010 angemeldet.

"Wie viele Beschäftigte betroffen sein werden, ist noch offen. Es wird in allen HHLA-Gesellschaften geprüft. Dabei geht es auch darum, welche Qualifikationen in der Kurzarbeit möglich sind", sagte HHLA-Sprecherin Ina von Spies dem Abendblatt.

Die Kurzarbeit hatte die HHLA bereits im März angekündigt. Sie folgt jetzt auf den Umschlageinbruch im ersten Quartal, der im Containerbereich der HHLA 31,8 Prozent erreichte und - wie das Hafen Hamburg Marketing (HHM) gestern mitteilte - im Gesamthafen bei 24,3 Prozent liegt. Nach 2,46 Millionen Standardcontainern (TEU) waren es nun noch 1,86 Millionen. Auch der Gesamtumschlag bis Ende März ging zurück: Er lag mit 27,32 Millionen Tonnen um 21,7 Prozent unter dem Wert von vor einem Jahr, wobei das Volumen beim Massengut um 10,3 Prozent auf 8,87 Millionen Tonnen zurückging.

Hamburg leidet darunter, dass der Verkehr mit China und mit den Ostseeanrainern, vor allem mit Russland stark gesunken ist. Die Zahl der abgefertigten Container im Handel mit China sank um 22,2 Prozent, mit Russland um 53,7 Prozent. Der Rückgang auf der Ostsee um 34 Prozent ist dabei auch eine Folge des schwächeren Handels mit Asien, da von dort ankommende Container oftmals nach Skandinavien, in die baltischen Staaten und nach Russland weitertransportiert werden.

Hafen-Hamburg-Marketing-Vorstand Claudia Roller sieht dennoch die Möglichkeit, dass sich im Hafen "zum Ende des zweiten Quartals positive Korrekturen abzeichnen" könnten. Hintergrund: Der steigende Ölpreis, der dem Energielieferanten Russland höhere Einnahmen sichert sowie ein wieder steigendes Wachstum in China. "Dort werden wieder mehr Steuern erstattet, die Wirtschaft soll statt derzeit um sechs bis Ende 2010 wieder um zehn Prozent zulegen und der Staat hat ein 460 Milliarden Euro schweres Konjunkturprogramm aufgelegt", sagte Roller. Schon die zweite Hälfte 2009 könnte besser werden als im Vorjahr, als der Containerumschlag um 6,6 Prozent gesunken war. Eine Prognose für 2009 will die Marketing-Organisation Ende Juli/Anfang August vorlegen.

Trotz des Einbruchs halten die HHM und die Hamburg Port Authority (HPA) die Vertiefung der Elbe weiter für "dringend notwendig". "Wir rechnen mit dem Beginn des Baggerns für Anfang 2010", sagte Tino Klemm von der HPA-Geschäftsleitung. Der tiefere Fluss soll Frachterriesen mit Platz für mehr als 10 000 TEU die Fahrt über die Elbe erleichtern. Nach 29 Frachtern 2008 werden für dieses Jahr bis zu 90 dieser Größenklasse erwartet.

Positiv aus Sicht der HPA: Derzeit liegen erstmals wieder weniger unbeschäftigte Schiffe im Hafen. Zudem interessieren sich Firmen unverändert für Flächen im Hafengebiet, so Klemm. Auch Arbeitsagentur-Chef Steil beurteilt die aktuellen Kurzarbeiterzahlen längst nicht nur negativ. "Die Unternehmen wollen ihre hoch qualifizierten Beschäftigten halten. Da bin ich sicher."