Interessenten für Alsterhaus, KaDeWE und Oberpollinger haben sich laut Konzernchef Eick bereits gemeldet. Welche Optionen außer einem Verkauf an Printemps denkbar sind.

Hamburg. Der angeschlagene Handelskonzern Arcandor treibt seine Bemühungen um den Verkauf der Luxuswarenhäuser in Hamburg, Berlin und München voran. Auch wenn das Unternehmen noch zu den konkreten Namen schweigt, hat das Abendblatt bei möglichen Käufern nachgefragt und mit Experten über denkbare Allianzen gesprochen.

Printemps und La Rinascente

Branchenexperten halten es für wahrscheinlich, dass ein Gebot für die Luxushäuser von Printemps aus Frankreich kommt. "Die Kaufhauskette befindet sich schon seit Längerem auf Expansionskurs", sagt Manuel Jahn, Einzelhandelsfachmann bei der Marktforschungsgesellschaft GfK GeoMarketing, dem Abendblatt. Mit ihrem noblen Haupthaus am Boulevard Haussmann mitten in Paris und den 16 weiteren Läden in Frankreich und Japan würde das Unternehmen durchaus zu den deutschen Luxushäusern passen. Printemps-Miteigentümer Maurizio Borletti hatte zudem in einem Interview erklärt, er habe ein generelles Interesse an der Übernahme der Arcandor-Häuser.

Tatsächlich bestimmt Borletti, der auch die italienische Kaufhauskette La Rinascente kontrolliert, die Geschicke von KaDeWE und Oberpollinger schon heute entscheidend mit. Er zählt zu jenem Konsortium aus der Deutschen-Bank-Tochter RREEF, Pirelli und Generali, das Mitte vergangenen Jahres die meisten Karstadt-Immobilien von Arcandor übernahm. Der damalige Chef Thomas Middelhoff hatte sie im Zuge seiner Sanierungsbemühungen für insgesamt 4,5 Milliarden Euro abgestoßen. Mit in diesem Portfolio befanden sich auch die Luxushäuser in Berlin und München. Lediglich die Immobilie Alsterhaus war nie im Besitz von Arcandor. Ursprünglich Eigentum der Hertie-Erben, wurde das Gebäude am Neuen Jungfernstieg im Januar dieses Jahres für 94 Millionen Euro von einem englischen Investor an die Berliner Immobiliengesellschaft IVG verkauft.

Galeries Lafayette

Das 1912 eröffnete Pariser Stammhaus der Galeries Lafayette liegt in unmittelbarer Nähe des Konkurrenten Printemps am Boulevard Haussmann. Die Kette mit insgesamt 64 Filialen hat sich in Frankreich allerdings nicht so sehr auf Luxus, sondern mehr auf die bürgerliche Mitte spezialisiert. Als möglicher Interessent für die Karstadt-Häuser gilt Galeries Lafayette vor allem, weil schon Ex-Arcandor-Chef Middelhoff mit einer Allianz mit den Franzosen liebäugelte. Eine Sprecherin wollte gegenüber dem Abendblatt aber keinen Kommentar zu den Gerüchten abgeben.

Harrods

Grundsätzlich passen würden die deutschen Luxushäuser auch zum Londoner Edelkaufhaus Harrods. 1849 von Charles Harrod gegründet, gehört es heute dem ägyptischen Unternehmer Mohammed Al-Fayed. Das Angebot im teuren Stadtteil Knightsbridge reicht von der legendären Lebensmittelabteilung, über Mode und Möbel bis zu einem eigenen Wellnessbereich. Aus London kommt allerdings ein klares Dementi. "Wir haben kein Interesse an den Warenhäusern von Arcandor", sagte ein Sprecher dem Abendblatt.

Harvey Nichols

Die Spezialisierung auf die Bereiche Luxusmode, Parfüm und Restaurant würde die britische Kette Harvey Nichols zu einem idealen Partner vor allem für das Alsterhaus machen, das ganz ähnliche Schwerpunkte setzt. Die Kette ist bislang überwiegend in Großbritannien aktiv, verfügt aber auch über Geschäfte in Dubai, Saudi-Arabien, Hongkong und Istanbul. Eine Sprecherin wollte sich gegenüber dem Abendblatt nicht zu einem möglichen Interesse an den Karstadt-Häusern äußern.

Kaufhof

Nach wie vor möglich scheint auch eine rein deutsche Allianz zwischen Arcandor und dem Konkurrenten Metro. Metro-Chef Eckhard Cordes hatte zuletzt Gesprächsbereitschaft über ein solches Zusammengehen signalisiert. Allerdings ginge es hierbei weniger um die Übernahme der drei Nobelkaufhäuser, sondern eher um eine komplette Verschmelzung der Kaufhausketten Karstadt und Kaufhof. "Eine solche Verbindung würde aber mit Sicherheit Standorte und Arbeitsplätze kosten, da es zwischen Kaufhof und Karstadt eine Menge Überschneidungen gibt", sagt Einzelhandelsexperte Jahn.