Immer mehr Deutsche akzeptieren höhere Preise für ökologisch und sozial korrekte Produkte. Doch das Vertrauen in die Industrie sinkt

Hamburg. Das Frühstücksei soll vom Biohof stammen, T-Shirts aus Ökobaumwolle sein und Kaffee oder Schokolade von Plantagen kommen, die ihre Arbeiter anständig bezahlen: Immer mehr Verbraucher achten beim Einkaufen darauf, dass die erstandenen Produkte sozial und ökologisch korrekt hergestellt wurden. Dies ist das Ergebnis einer Studie des Hamburger Trendbüros im Auftrag der Otto Group, die am Freitag vorgestellt wurde.

Gaben in der letzten Erhebung im Jahr 2009 nur 26 Prozent der befragten Verbraucher an, häufig zu ethisch korrekten Produkten zu greifen, so sind es 2011 bereits 41 Prozent. Gestiegen ist auch die Bereitschaft, mehr Geld für Biolebensmittel, Ökotextilien oder fair gehandelten Kaffee auf den Tisch zu legen. Während vor zwei Jahren nur sieben Prozent der Konsumenten höhere Preise akzeptierten, so sind es jetzt 44 Prozent. "Das Interesse an ethisch einwandfreien Produkten ist nicht mehr nur auf eine kleine Elite von Besserverdienenden beschränkt, sondern stößt zunehmend in die Mitte der Bevölkerung vor", sagte Trendforscher Peter Wippermann.

Allerdings fällt es fast zwei Dritteln der Verbraucher ausgesprochen schwer, biologisch oder sozial einwandfrei hergestellte Produkte auch als solche zu identifizieren. "Die Unsicherheit bei den Konsumenten ist groß", sagt Wippermann. Dies hänge unter anderem mit dem nach wie vor großen Wirrwarr an unterschiedlichen Qualitätssiegeln zusammen. Während es im Lebensmittelbereich mit dem staatlichen Biosiegel schon seit Jahren immerhin einen Mindeststandard gibt, ist dies bei Ökotextilien, Blumen oder Spielzeug bislang nicht der Fall. Hier legen die Firmen immer noch gern selbst die Standards fest, die sie selbst für ökologisch oder sozial akzeptabel halten und machen es den Verbrauchern auf diese Art schwer, die Produkte miteinander zu vergleichen.

Dementsprechend gering ist denn auch das Vertrauen der Konsumenten in die Wirtschaft. Nur ein knappes Drittel der Verbraucher nimmt die Aussagen der Industrie für bare Münze, wenn es um umweltgerechte Produktion oder korrekte Bezahlung der Mitarbeiter geht - mit abnehmender Tendenz. Noch weniger Vertrauen als die Firmen genießt nur noch die Politik.

Besonders hoch im Kurs stehen bei den Konsumenten hingegen unabhängige Testinstitute wie die Stiftung Warentest, aber auch Organisationen wie Greenpeace oder Foodwatch oder Rettet den Regenwald. Auf ihr Urteil verlassen sich immer mehr Verbraucher. Auch Empfehlungen von Freunden - nicht zuletzt über Online-Netzwerke wie Facebook - werden immer wichtiger für die Kaufentscheidungen.

Der Versandhändler Otto engagiert sich bereits seit 25 Jahren für den Umweltschutz. "Unternehmen, die sichtbar Verantwortung übernehmen, authentisch handeln sowie Transparenz und Offenheit in ihrer Kommunikation sicherstellen, werden die Gewinner um das Vertrauen der Verbraucher sein", sagte Otto-Chef Hans-Otto Schrader.