Die neue Studie des Hamburger Trendbüros zum ethischen Konsum ist eine schallende Ohrfeige für die Industrie. Zwar möchten immer mehr Kunden umweltbewusst und sozial korrekt einkaufen, doch immer weniger vertrauen Herstellern und Händlern, dass sie auch tatsächlich solche Produkte anbieten.

Diesen eklatanten Vertrauensverlust haben sich die Unternehmen selbst zuzuschreiben. Nur allzu häufig hängen sich die Hersteller nämlich ein grünes Mäntelchen um, ändern an ihrem eigentlichen Geschäftsgebaren aber nichts. Da werden Joghurtbecher aus Kunststoff als besonders umweltfreundlich beworben, Palmöl aus riesigen, urwaldvernichtenden Plantagen wird als nachhaltig deklariert oder die Hersteller von Frühstücksflocken weisen auf den hohen Vollkorngehalt in ihren Produkten hin - verschweigen aber, dass es sich gleichzeitig um gewaltige Zuckerbomben handelt.

Sehr beliebt ist auch der Satz: Für diese Missstände sind wir nicht verantwortlich, das waren unsere Lieferanten oder Subunternehmer. So sieht sich der Computerhersteller Apple nur bedingt in der Pflicht, wenn Billigkräfte in China unter menschenunwürdigen Bedingungen sündhaft teure iPads oder iPhones zusammenschrauben. Und selbst die Hamburger Otto Group, die die aktuelle Ethikstudie in Auftrag gegeben hat, setzt beim Tochterunternehmen Hermes auf ein fragwürdiges Subunternehmersystem, das der schlechten Bezahlung von Paketboten Tür und Tor öffnet. Letztlich endet die Bereitschaft zum ethischen Handeln meist da, wo die eigenen Profitinteressen ernsthaft in Gefahr geraten.

In einer globalisierten Welt müssen sich die Unternehmen aber darauf einstellen, dass sie immer seltener mit solch einem Etikettenschwindel durchkommen. Hatten Umwelt- und Verbraucherschützer früher nur Flugblätter oder Broschüren zur Verfügung, um auf Missstände hinzuweisen, so können heute ein geschickt platziertes Video bei Youtube oder eine Facebook-Kampagne den Ruf einer Marke nachhaltig beschädigen. In solch einem Fall hilft es nur, zu den eigenen Fehlern zu stehen und sie möglichst bald abzustellen.