Aber der Konzern setzt weiter auf das asiatische Land. Trotz Gewinneinbruchs soll die Dividende mit 70 Cent stabil gehalten werden.

Hamburg. Sieben Jahre lang hat Beiersdorf-Chef Thomas-B. Quaas den Hamburger Nivea-Hersteller als Vorstandsvorsitzender geführt. Gestern trug der 60-jährige zum letzten Mal die Jahresbilanz des Unternehmens vor. Nach der Hauptversammlung am 26. April wechselt Quaas, der bereits mehr als 30 Jahre bei Beiersdorf arbeitet, in den Aufsichtsrat. Neuer Chef wird Stefan F. Heidenreich, der zuvor die Schweizer Hero-Gruppe geleitet hat, zu der unter anderem der Marmeladenhersteller Schwartau gehört.

Quaas verbreitete gestern Zuversicht. Nach einem Konzernumbau sieht er das Unternehmen nun für die Zukunft gerüstet. "Wir haben alles umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben", sagte er. "Wir befinden uns auf der Zielgeraden." Unter anderem wurde das Sortiment stark gestrafft, allein in Europa nahm das Unternehmen rund 20 Prozent aller Artikel aus den Verkaufsregalen. Aktivitäten, die nicht zum Kerngebiet der Hautpflege gehören, wurden verkauft, die Organisation der Abläufe wurde verbessert, weltweit müssen 1000 der gut 17 600 Arbeitsplätze abgebaut werden. In Hamburg sind rund 200 Beschäftigte betroffen.

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"Wir haben mit der Restrukturierung Kräfte freibekommen, die wir in unsere Kernkompetenzen stecken können", sagte Quaas. Profitieren von der neuen Struktur wird das Unternehmen, das zuletzt hinter Wettbewerbern wie Henkel oder Unilever zurückblieb, allerdings frühestens im kommenden Jahr. Denn 2012 fallen nochmals 40 bis 60 Millionen Euro an Rückstellungen für die nahezu abgeschlossene Restrukturierung an. Zudem will Beiersdorf in diesem Jahr mit seinen Marken Nivea, Eucerin, Florena, 8x4, Labello oder La Prairie im ersten Schritt nur zu den Wettbewerbern aufschließen. Der Umsatz soll so stark wie der Gesamtmarkt wachsen, das wären rund zwei bis drei Prozent. Auch die Rendite soll steigen. Erfolgreicher als der Mutterkonzern könnte die Tochter Tesa wachsen. Zwar trübt die Schuldenkrise die Aussichten für den Klebebandhersteller ein, doch dank neuer Produkte rechnet Quaas bei Tesa mit einem Wachstum, das über dem Gesamtmarkt liegt. Bereits 2011 konnte Tesa den Umsatz um 7,9 Prozent auf 937 Millionen Euro überproportional steigern.

Wachstumsmöglichkeiten für die gesamte Hautpflegebranche macht Quaas vorwiegend außerhalb Europas aus. Der westeuropäische Markt sei nahezu gesättigt. Kräftigte Sprünge machte das Unternehmen hingegen in Lateinamerika mit einem Plus von 15,2 Prozent und in Osteuropa (plus 5,2 Prozent). In Asien wird Beiersdorf durch den 2007 übernommenen chinesischen Haarspezialisten C-Bones belastet. Das Konzept, C-Bones zu einer führenden Marke in der Region zu machen, ging trotz hoher Marketingaufwendungen nicht auf. Inzwischen hat in den vergangenen eineinhalb Jahren Beiersdorf bei C-Bones 4000 Stellen gestrichen, unter anderem wurde die Produktion ausgelagert. Auch eine Zusammenlegung der Aktivitäten von Nivea auf dem chinesischen Markt mit C-Bones funktionierte nicht. An einen Verkauf von C-Bones denkt das Unternehmen im Moment trotzdem nicht. In zwei bis drei Jahren könne sich diese Meinung allerdings ändern, sagte Finanzvorstand Ulrich Schmidt. Trotz der blutigen Nase, die sich Beiersdorf in China geholt hat, setzt Quaas weiter auf das Land. "China wird in den nächsten 20 Jahren zum größten Kosmetikmarkt der Welt werden", sagte er. Schon heute seien zwischen zehn und 20 Prozent Wachstum in dem Land möglich.

Nachdem sämtliche Abschreibungen in China sowie die Restrukturierungskosten des Konzerns verdaut sind, sollen die Renditen und Umsätze von 2013 an wieder stärker zulegen als in den vergangenen Jahren. 2011 sank der Gewinn von 326 auf 259 Millionen Euro, während der Umsatz im Jahr des 100-jährigen Bestehens der Marke Nivea um 1,1 Prozent auf 5,633 Milliarden Euro leicht zulegte. Die Aktionäre des Unternehmens, das mehrheitlich der Hamburger Tchibo-Mutter maxingvest gehört, sollen trotz des Gewinneinbruchs unverändert eine Dividende von 70 Cent erhalten.