In der Hamburger Zentrale in der Unnastraße sind bis zu 230 Stellen gefährdet. Der Betriebsrat kritisiert die Unternehmensleitung scharf.

Hamburg. Die Mitarbeiter des Hamburger Nivea-Herstellers Beiersdorf kommen nicht zur Ruhe. Nachdem in den vergangenen Monaten bereits Werke verkauft und Produktsortimente wie zum Beispiel der Kosmetikbereich eingestellt wurden, sollen jetzt weltweit 1000 der 14 300 Stellen im sogenannten Consumerbereich (Haut- und Körperpflege) abgebaut werden. Die 3700 Mitarbeiter der Klebebandtochter Tesa sind nicht betroffen.

Die Zentrale in Hamburg allerdings dürfte sich verkleinern. 230 Jobs sollen laut dem Unternehmen deutschlandweit wegfallen, die überwiegende Mehrheit davon in der Hauptverwaltung in der Unnastraße mit derzeit 4500 Mitarbeitern. Welche Abteilungen in der Hansestadt betroffen sein werden, konnte ein Beiersdorf-Sprecher gestern nach einer Aufsichtsratssitzung noch nicht sagen.

+++Nivea-Hersteller sieht sich trotz Konzernumbau im Plan+++

Mit dem Stellenabbau und einer stärkeren Ausrichtung auf die Kernregionen Europa/Nordamerika, Asien und Märkte in Schwellenländern will das Unternehmen ab 2014 jedes Jahr rund 90 Millionen Euro an Kosten einsparen. Bereits im nächsten Jahr sollen die Ausgaben um 25 Millionen sinken, 2013 sind Einsparungen von 75 Millionen geplant. Zuvor fallen allerdings Kosten in Höhe von 125 Millionen Euro im Rahmen der Konzernsanierung an. Zudem muss das Unternehmen 140 Millionen Euro in China abschreiben. Dort hatte das Unternehmen 2007 den Haarspezialisten C-Bones erworben.

Während sich die weltweite Kosmetikindustrie derzeit in ruhigem Fahrwasser befindet, kämpft Beiersdorf seit 2008 gegen die Krise. Nach einer Phase des blühenden Wachstums und einer Ausweitung des Geschäfts auf weitere Pflegebereiche musste der Nivea-Hersteller erfahren, dass die Kunden der Marke Nivea im Hautpflegebereich zwar besonders vertrauen, in anderen Bereichen wie in der Kosmetik dem blau-weißen Markenlogo aber wenig Kompetenz bescheinigten. Mangels Erfolg musste das Unternehmen in den vergangenen Monaten das Make-up-Geschäft in fast allen Ländern aus den Regalen nehmen. Verkauft wurden zudem unrentable Marken wie Marlies Möller aus Hamburg mit Haarpflegeprodukten und der Cremespezialist Juvena aus Baden-Baden. Auch diese Maßnahmen haben deutliche Spuren in der Bilanz hinterlassen.

Beiersdorf-Chef Thomas-Bernd Quaas bezeichnete den angekündigten Umbau als "finale Phase" in der Umsetzung seiner Strategie. "Eine deutlich stärkere Regionalisierung wird uns jetzt in der Umsetzung unserer Strategie mehr Freiheit und Flexibilität geben, um schnell auf regionale Verbraucher- und Marktbedürfnisse reagieren zu können", so Quaas. Er soll nach der Hauptversammlung im April in den Aufsichtsrat wechseln. Sein Nachfolger wird Stefan F. Heidenreich, bisher Chef der Hero-Gruppe, zu der auch der Marmeladenhersteller Schwartau gehört.

Thorsten Irtz, Vorsitzender des Beiersdorf-Betriebsrats, wirft dem Vorstand Versäumnisse vor. "Das sind die Folgen einer verfehlten Personalpolitik", sagte er. "Die Verantwortung für diese personelle Entwicklung hat die Unternehmensführung zu tragen." Mit hohem Werbeaufwand versucht Beiersdorf derzeit, das Geschäft wieder in Fahrt zu bringen. Ob dies gelingt, muss sich nun zeigen. Im laufenden Jahr konnte der Umsatz bis zum Ende des dritten Quartals zwar gehalten werden, der Gewinn war jedoch rückläufig. Die Börse hat gestern die Pläne zum Konzerumbau mit einem Kursgewinn quittiert. Die Aktie stieg nach Bekanntwerden der Nachricht um 3,4 Prozent auf 42,52 Euro.

Die Beiersdorf-Tochter Tesa bleibt zwar von dem Konzernumbau verschont, aber auch bei dem Klebstoffspezialisten stehen Veränderungen an. Tesa residiert derzeit in der Beiersdorf-Zentrale und leidet unter Platzmangel. Deshalb sucht der Konzern ein neues Grundstück in Hamburg und Umgebung. Ein Umzug könnte frühestens 2015 stattfinden. Tesa und Beiersdorf gehören zu Maxingvest. In dieser Holding bündelt die Hamburger Kaffeefamilie Herz (Tchibo) ihre Aktivitäten.