Peter Willbrandt lenkt die Hamburger Kupferhütte seit Anfang des Jahres. Der Manager setzt vor allem auf Wachstum in Amerika und Asien.

Hamburg. Groß umstellen musste sich Peter Willbrandt für seine neue Aufgabe nicht. Die Arbeitstage waren auch schon früher lang. Besonders, wenn er als Leiter der Kupferproduktion von Europas größter Hütte Aurubis in der Vergangenheit nachts raus musste, weil es Pannen gab. Am nächsten Morgen empfing ihn dann sein damals noch kleiner Sohn mit der Frage "Na Papa, schon wieder Kesselschaden?" Im Jahr 1988 kam Willbrandt zur Hamburger Kupferhütte Aurubis, die früher Norddeutsche Affinerie hieß. Seit Jahresanfang ist der Ingenieur, der Metallurlogie in Clausthal-Zellerfeld studiert hat, Chef des Unternehmens.

"Natürlich freue ich mich über die neue Aufgabe", sagt der Ostsee-Fan, der neben dem Sohn auch eine Tochter hat. Bereits seit 2007 sitzt er im Vorstand des Unternehmens. Willbrandt hat sich einiges vorgenommen. So soll Aurubis nach der Übernahme und Integration einer Sparte des skandinavischen Konzerns Luvata weiter wachsen. "Aus eigener Kraft und durch Zukäufe", sagt der Manager. "Eine Übernahme macht aber nur Sinn, wenn das Unternehmen zu uns passt." Eine Kupfermine in Südamerika zu kaufen, wie bereits mehrfach spekuliert wurde, ist nach Ansicht des 49-Jährigen allerdings nicht förderlich. "In diesem Bereich haben wir kein Know-how. Aber angrenzende Bereiche wären denkbar." Vor allem in Regionen wie Asien oder Südamerika kann sich Willbrandt Übernahmen von Kupferproduzenten vorstellen. In den USA, wo Aurubis seit dem Kauf der Luvata-Sparte im vergangenen Jahr eine eigene Produktion betreibt, solle das Unternehmen künftig jedoch aus eigener Kraft zulegen.

+++Kupferkonzern Aurubis freut sich über Gewinne+++

Auch innerhalb des Konzerns gebe es Möglichkeiten für Investitionen, um das Wachstum zu beschleunigen. Willbrandt will schlummernde Potenziale fördern. Als Beispiel nannte er eine Beschleunigung der Kupfererzeugung in Hamburg. Damit könnten Edelmetalle, die im Kupfererz enthalten sind, auch schneller ausgeschwemmt und verkauft werden.

Unter anderem hat Aurubis als "Abfallprodukt" der Kupferproduktion im vergangenen Jahr 35 Tonnen Gold hergestellt. "Auch Silber und Nickel findet sich in dem Erz, das uns geliefert wird", so der Manager. Nicht zu vergessen das chemische Element Selen: "Mit einem Marktanteil von 25 Prozent gehören wir zu den großen Selen-Produzenten dieser Welt." Willbrandt will die Wachstumsstrategie seines Vorgängers Bernd Drouven, der aus persönlichen Gründen aus dem Unternehmen ausschied, weiterführen. "Wir sind gut aufgestellt", sagt er. Bei einem Umsatz von 13,3 Milliarden Euro und einem Konzernüberschuss von 322 Millionen Euro im vergangenen Geschäftsjahr fühlt sich der Konzern mit weltweit 6300 Mitarbeitern trotz der Euro-Krise gut gerüstet. "Die Märkte sind immer noch positiv für Aurubis", so der Manager. Für dieses Jahr rechnet er mit weiterhin hohen Kupferpreisen. Voraussetzung sei allerdings, dass die Schwellenländer in Asien weiterwachsen.

Während Energiekonzerne vor einem Blackout in der Stromversorgung warnen, hat die Hamburger Kupferhütte bereits vorgesorgt. "Wir haben 1,5 Millionen Euro investiert", so der Chef. Unter anderem soll ein Notstromaggregat beim Stromausfall für Sicherheit sorgen. Zudem verfügt das Unternehmen über ein eigenes Kraftwerk, das das Werk auf der Peute unabhängig von den öffentlichen Netzen mit Strom und Wärme versorgen kann. Denn Blackouts könnten dazu führen, dass das Kupfer in den Öfen erkaltet und damit die Anlagen zerstört werden. Doch bislang kam dies noch nie vor.

Der Aurubis-Chef beschreibt sich selbst als Manager mit einem kooperativen Führungsstil. Enge Mitarbeiter bestätigen dies. "Ich muss nicht alles selbst machen, ich kann auch gut delegieren." Probleme hat er allerdings "wenn einer nur seinen Job macht und sich nicht mit dem Unternehmen identifiziert". Im Gegenzug hat der Chef vor jenen Mitarbeitern Respekt, die sich als Teil der Aurubis-Familie fühlen.