Hamburger Kupferhütte meldet Rekordabsatz und bereitet sich auf Stromausfall vor. Gewinn steigt kräftig auf 211 Millionen Euro

Hamburg. Eigentlich freut sich der neue Aurubis-Chef Peter Willbrandt über die Energiewende. Denn Europas größte Kupferhütte mit Sitz in Hamburg profitiert davon, dass als Ersatz für die Atomkraftwerke immer mehr Windparks entstehen. Allein für ein Windrad auf hoher See inklusive der Stromleitungen zum Festland hin werden 20 bis 35 Tonnen Kupfer benötigt. Und wenn es nach dem Willen der EU geht, sollen in Zukunft Zigtausende solcher Anlagen gebaut werden. "Die erneuerbaren Energien eröffnen uns viele Chancen", sagte Willbrandt gestern. Schließlich steige der Bedarf nach dem Rohstoff nicht nur durch die Windenergie, sondern auch wegen der Elektromobilität. Denn die mit einer Batterie betriebenen Fahrzeuge benötigen mehr Kupfer als herkömmliche Wagen mit Verbrennungsmotor. Bis 2020 will die Bundesregierung eine Million Elektroautos auf die Straßen bringen.

Aber Deutschlands Ausstieg aus der Kernkraft bereitet Willbrandt auch Sorgen. Der Aurubis-Chef fürchtet, dass es künftig Spannungsschwankungen im Stromnetz geben könnte und die Produktion der Hamburger Hütte damit zeitweilig unterbrochen würde. "Wir können es nicht so weit kommen lassen, dass sich unser flüssiges Kupfer wegen eines Stromausfalls in den Öfen so abkühlt, dass es erstarrt", sagte Finanzvorstand Erwin Faust. Denn dann müsste es mit hohem Aufwand bergmännisch abgebaut werden. Deshalb hat Aurubis jetzt knapp zwei Millionen Euro in sein Hamburger Werk investiert. Unter anderem soll ein Notstromaggregat beim Stromausfall für Sicherheit sorgen. Zudem verfügt das Unternehmen über ein eigenes Kraftwerk, das das Werk auf der Peute unabhängig von den öffentlichen Netzen mit Strom und Wärme versorgen kann. Die Kupferhütte benötigt allein in Deutschland eine Terawattstunde Strom. Das entspricht dem Jahresverbrauch von rund 250 000 bis 300 000 Drei-Personen-Haushalten.

Im Zusammenhang mit der Energiewende warnte Willbrandt zudem vor europäischen Alleingängen. "Wir fordern Augenmaß bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen. Denn die europäische Industrie kann keine zusätzlichen Lasten tragen, die nicht auf die globalen Wettbewerber angewandt werden", sagte er. Durch Preiserhöhungen, die in der EU durch politische Vorgaben wie etwa höhere Energiekosten anfallen, büße die europäische Branche an Wettbewerbsfähigkeit ein.

Die weltweite Finanzkrise hat Aurubis im abgelaufenen Geschäftsjahr (endet am 30. September) nicht gespürt. Mit 13,3 Milliarden Euro hat der Kupferproduzent sogar einen Rekordumsatz erwirtschaftet. Hintergrund ist der hohe Kupferpreis, der im abgelaufenen Jahr zeitweise die Marke von 10 000 Dollar pro Tonne überschritt. Der Konzernüberschuss erhöhte sich um 74 Prozent auf 211 Millionen Euro. Das operative Ergebnis stieg sogar um 84 Prozent auf 292 Millionen Euro. Die Aktionäre sollen davon profitieren. Der Vorstand will die Dividende von einem auf 1,20 Euro je Anteilsschein erhöhen und damit 51 Prozent des Gewinns ausschütten. Das Unternehmen hat rund 6300 Mitarbeiter in elf europäischen Ländern und in den USA.

Aurubis ist Weltmarktführer im Kupferrecycling und der größte Lohnverarbeiter der Branche. Da in den nächsten Jahren neue Minen in Betrieb gingen, sei auch für genügend Nachschub zur Deckung der steigenden Nachfrage nach dem Nichteisenmetall gesorgt. Das laufende Geschäftsjahr schätzt Willbrandt, der zum Jahresanfang den bisherigen Chef Bernd Drouven abgelöst hat, als solide ein: "Ich erwarte aber nicht, dass wir an das exzellente Ergebnis des vergangenen Geschäftsjahres anknüpfen können." Obwohl die Nachfrage steigt, rechnet Aurubis nicht mit einem signifikanten Absatzplus in diesem Jahr. "Denn oft sorgt der hohe Kupferpreis dafür, dass das Metall durch eine preiswertere Alternative ersetzt wird", so Willbrandt.