Das Sanierungsprogramm reicht offenbar nicht aus. Annahmen waren zu optimistisch

Athen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) glaubt offenbar nicht mehr, dass Griechenland mit der bisherigen Strategie auf die Beine kommen kann. Der IWF wolle deswegen die Eckpunkte des Sanierungsprogramms ändern, berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" unter Berufung auf einen internen Vermerk. Demnach müssten die Griechen entweder mehr sparen, die privaten Gläubiger auf mehr Forderungen verzichten oder die staatlichen Kreditgeber mehr Geld bereitstellen. Experten der internationalen Gläubigergruppe aus IWF, Europäischer Zentralbank (EZB) und EU-Kommission reisen Ende der Woche wieder nach Athen, um über die Reformen in Griechenland zu verhandeln.

Die Regierung von Ministerpräsident Lukas Papademos hofft auf ein neues Rettungspaket mit einem Volumen von 130 Milliarden Euro. Ein wichtiger Bestandteil des Plans ist, dass private Gläubiger wie Banken, Versicherungen oder Fonds auf 50 Prozent ihrer Forderungen verzichten.

Die Einzelheiten sind aber noch nicht geklärt. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hatte im Dezember von stockenden Verhandlungen berichtet, weil die griechische Regierung einen noch höheren Verzicht anstrebe. Mit dem Forderungsverzicht soll die Schuldenquote Griechenlands auf 120 Prozent im Vergleich zur Wirtschaftskraft gesenkt werden. Weil die Wirtschaft stärker schrumpft als befürchtet, gibt es immer mehr Zweifel, ob die bisherigen Rechnung aufgeht.

Die nächste Tranche aus dem ersten Hilfspaket über insgesamt 110 Milliarden Euro soll Griechenland im März erhalten. Die Hilfen sind aber an Reformauflagen gebunden, die Papademos gegen den erbitterten Widerstand von Gewerkschaften durchsetzen muss. Vorgesehen sind etwa eine Steuer- und Justizreform sowie Rentenkürzungen.

Experten zweifeln unterdessen daran, dass sich Griechenland mit dem geplanten Forderungsverzicht der Privatgläubiger erholen kann. So sagte der Wirtschaftswissenschaftler Clemens Fuest der Tageszeitung "To Vima", der geplante Schuldenschnitt reiche nicht aus. "Nach meiner Einschätzung ist Griechenland bereits zahlungsunfähig", sagte der Professor, der auch das Bundesfinanzministerium berät.

Der "Spiegel" zitierte eine Studie des Kieler Ökonomen Henning Klodt, nach der die Annahmen der Gläubigertroika aus IWF, EZB und EU-Kommission unrealistisch gewesen seien. Selbst bei euphorischen Annahmen über die griechische Konjunktur müsste der Haushaltsüberschuss mehr als zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts entsprechen. Einen derartigen Wert habe in den vergangenen Jahrzehnten kein Industrieland je erreicht.