Nicht nur große Filialketten der Optiker-Branche legen zu, viele kleine Läden sind ebenfalls gut im Geschäft. Weiteres Plus im kommenden Jahr erwartet.

Hamburg. Es gibt sie tatsächlich. Wirtschaftszweige, die von der derzeitigen Krise weitgehend verschont geblieben sind. Eine dieser Branchen hat mit Fielmann und Bode Optik gleich zwei ihrer größten Vertreter mit Firmenzentralen in Hamburg sitzen. Während Autozulieferer oder auch Maschinenbauer 2009 einen Aufragseinbruch beklagten, konnten die Augenoptiker beim Umsatz um 1,5 Prozent zulegen. 4,8 Milliarden Euro gaben die Deutschen im vergangenen Jahr aus, um besser zu sehen oder dank einer modernen Brille besser auszusehen, sagt Thomas Truckenbrod, Präsident des Zentralverbandes der Augenoptiker (ZVA). Insgesamt gingen 11,2 Millionen Brillen über den Ladentisch. Mit 71 Prozent dominieren weiterhin Metallfassungen die Mode.

Die grössten deutschen Optiker

Auch Hamburger Optiker profitieren. Nicht nur Ketten wie Fielmann und Bode konnten wachsen (siehe Tabelle), sondern auch zahlreiche kleinere Betriebe in der Stadt. Zum Beispiel die Firma Blickkontakt im Grindelhof. Lutz Körting und seine zwei Mitarbeiter profitieren unter anderem davon, dass sie für die Kunden auch bezahlbare Unikate fertigen lassen, wenn eine Standardbrille nicht passt. "Jemand mit einem ungewöhnlich großen Kopf braucht oft eine extra gefertigte Brille", so Körting, der nach eigenen Angaben 2009 seinen Umsatz steigern konnte. "Dieses Jahr konnten wir die Zahlen bislang halten. Wenn dies so bleibt, sind wir schon zufrieden."

Carsten Tari, Chef von Optiker Carl, geht derzeit mit besonders wachsamen Augen durch die Stadt. "Wir schauen uns immer nach neuen guten Standorten um", sagt Tari, der bereits drei Filialen in Eppendorf, im Hanseviertel und in Winterhude hat. Das Geschäft läuft so gut, dass das Unternehmen, das Ende 2008 von Fielmann übernommen wurde, einen weiteren Auszubildenden und einen Augenoptiker einstellen will. Doch der Arbeitsmarkt ist fast leer gefegt. Bundesweit beträgt die Arbeitslosenquote bei den Optikern laut ZVA nur 2,3 Prozent. Damit liegt sie mehr als zwei Drittel unter der gesamtdeutschen Quote.

Optiker Carl und Blickkontakt sitzen in Gegenden, in denen die Kaufkraft der Bevölkerung eher hoch ist. Da sitzt das Geld beim Brillenkauf vermutlich lockerer als in Vierteln mit mehr Arbeitslosen. Holger Schneider, Inhaber vom Optikergeschäft Weissbarth in der Neustadt, kennt einige Kollegen, die sich von großen Ketten wie Apollo oder Fielmann bedrängt fühlen. "Die Kunden glauben, dass die Ketten preiswerter sind, aber das trifft nicht zu", sagt er. "Die kleineren Geschäfte können beim Preis mithalten." Er selbst hat sich - neben dem alltäglichen Brillenverkauf - in einer Nische eingerichtet. Er verglast Taucher- und Sportbrillen für Kunden mit Sehschwäche. "Die Umsätze in der Branche sind sehr unterschiedlich", räumt Gabriele Gerling vom ZAV ein. "Wir haben eine Durchschnittszahl berechnet. Abweichungen von zehn Prozent nach oben - oder nach unten - sind je nach Betrieb möglich." Insgesamt geht es den 11 900 deutschen Betrieben mit ihren 48 800 Mitarbeitern dennoch viel besser als vielen Optikern in anderen Ländern Europas. Dort gab es Umsatzverluste, die im Einzelfall sogar im zweistelligen Prozentbereich lagen.

Die deutschen Optiker haben einen tief greifenden Strukturwandel gemeistert, nachdem ihnen Anfang 2004 auf einen Schlag ein Teil ihrer Existenzgrundlage entzogen wurde. Damals strichen die Krankenkassen die Zuschüsse für Brillengläser für Erwachsene. Der Umsatz der Branche sank auf 3,77 Milliarden Euro. Inzwischen macht der Krankenkassenanteil am Gesamtumsatz der Branche nur noch 1,3 Prozent aus. Allerdings hat dies auch das Verhältnis der Branche zu den Augenärzten getrübt. Denn seit es keinen Kassenzuschuss mehr gibt, gehen immer mehr Kunden ohne Arztberatung sofort zum Optiker.

Derzeit setzen die Optiker auf den Frühling. Zwar wird der Großteil der Sonnenbrillen bei Kaufhäusern, Tankstellen oder ähnlichen Anbietern gekauft, aber laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) sind die Optiker mit zwei Millionen Stück dabei. Hinzu kommen noch pro Jahr fünf Millionen Sonnenbrillen mit Sehhilfen. Kein Wunder, dass die Branche auch für 2010 ein leichtes Umsatzplus erwartet.