Hamburg. Nach langwierigen Anlaufschwierigkeiten ist dem US-Flugzeugbauer Boeing der Sprung in eine neue Ära geglückt: Der Langstreckenjet 787 Dreamliner hat gestern seinen Erstflug absolviert - drei Jahre später als geplant. Zuletzt hatte ein Schlechtwettergebiet den Start infrage gestellt.

Nach ursprünglichen Planungen sollte der neue Hoffnungsträger des Konzerns bereits im Mai 2008 an den Erstkunden All Nippon Airways in Japan ausgeliefert werden. Dies ist nun frühestens für das vierte Quartal 2010 vorgesehen. Eine Kette von Problemen hatte den Jungfernflug immer wieder verzögert. So verlässt sich Boeing bei der Produktion des Jets weitaus stärker als bei bisherigen Typen auf Zulieferer, doch die Zusammenarbeit klappte nicht so reibungslos wie gewünscht. Zudem stellte sich im Sommer dieses Jahres heraus, dass der Übergang zwischen Rumpf und Flügel noch verstärkt werden musste.

Den Kunden verspricht Boeing enorme Vorteile gegenüber herkömmlichen Passagierjets. So soll der Dreamliner 20 Prozent weniger Treibstoff verbrauchen als bisherige Maschinen vergleichbarer Größe. Um dies zu erreichen, bestehen Rumpf und Tragflächen der 787 - erstmals bei einem Verkehrsflugzeug - aus gewichtsparenden Kohlefaserverbundwerkstoffen.

"Der Dreamliner stellt sicher einen der größten Quantensprünge in der modernen Verkehrsluftfahrt dar", sagte der Hamburger Branchenexperte Heinrich Großbongardt dem Abendblatt. Der Grad der Innovation sei vergleichbar mit der Einführung des Airbus A300, des ersten zweistrahligen Großraumflugzeugs, vor fast 40 Jahren.

Die knapp 57 Meter lange und maximal 220 Tonnen schwere Boeing 787 soll in der Grundversion bis zu 250 Passagiere 15 200 Kilometer weit transportieren können. Spätere Ausführungen können für bis zu 330 Fluggäste ausgelegt werden.

Durch die Schwierigkeiten bei der Entwicklung habe Boeing allerdings gegenüber dem Konkurrenten Airbus "kräftig an Vorsprung eingebüßt", so Großbongardt. Auch die Europäer planen einen Langstreckenjet aus Kohlefasermaterial. Das Modell A350 soll im Jahr 2013 auf den Markt kommen.

Für den Dreamliner liegen nach etlichen Abbestellungen aktuell 840 Bestellungen vor, beim A350 sind es 505. "Airbus hat aber auch deshalb massiv von den 787-Verzögerungen profitiert, weil man dadurch das aktuelle Modell A330 sehr gut verkaufen konnte", erklärte Großbongardt.