Fahrzeughersteller beteiligt sich mit fast 20 Prozent an Japanern. Auf dem Weg zur Nummer eins weltweit.

Hamburg. Ferdinand Piëch ist ein Mann der feinen Andeutungen, die sich alle irgendwann bewahrheiten: "Ein Dutzend kann man sich leichter merken als zehn", hatte der Zahlenmensch jüngst auf die Frage nach weiteren Einkaufsplänen geantwortet. Derzeit gehören mit Porsche zehn Marken zum Imperium des VW-Aufsichtsratschefs. Nun soll eine Beteiligung an Suzuki den Grundstein legen für einen weiteren Zuwachs in der VW-Familie.

Mit dem Einstieg beim japanischen Hersteller von Autos, Motorrädern und Booten wollen die Wolfsburger ihre Position in Asien stärken. Schon lange bastelt Piëch an einem Weltkonzern, der vom Ministadtflitzer bis zum Schwerlastwagen alles anbieten will, was sich auf den Straßen der Welt bewegt. Die Beteiligung an Suzuki ist Teil dieses Zukunftsplans: Beide Unternehmen hätten eine "enge und langfristige strategische Partnerschaft" vereinbart, teilte VW mit. Die Märkte beider Unternehmen ergänzten sich gut, so VW-Chef Martin Winterkorn.

Die Niedersachsen beteiligen sich zunächst mit 19,9 Prozent an Suzuki und zahlen dafür 1,7 Milliarden Euro. Im Gegenzug will Japans viertgrößter Autobauer umgerechnet 770 Millionen Euro in VW-Aktien investieren, sagte Suzuki-Chef Osamu Suzuki in Tokio. Das Geschäft soll bereits im Januar 2010 abgeschlossen werden. Die Wettbewerbsbehörden müssen jedoch noch prüfen, ob VW mit dem Erwerb des viertgrößten japanischen Autoherstellers nicht zu mächtig wird. Erst am Montag hatte VW für 3,9 Milliarden Euro die Hälfte des Sportwagengeschäfts von Porsche gekauft.

Piëch kommt mit dem Geschäft auch seinem Ziel näher, den japanischen Konkurrenten Toyota bis 2018 als weltgrößten Hersteller zu überholen. "Die kombinierte Einheit ist fast so groß wie Toyota", sagte Autoexperte Thoshiro Yoshinaga. Falls Toyota stolpere, sei der Weg für VW und Suzuki an die Weltmarktspitze frei. Denn Brancheninsider wie Ferdinand Dudenhöffer gehen davon aus, dass VW in den nächsten fünf bis zehn Jahren Suzuki komplett übernimmt.

"Mit dem Engagement kann VW über gemeinsame Entwicklung in den Markt günstiger Kleinwagen einsteigen", lobt auch Autoexperte René Tonn von M.M. Warburg den Einstieg. Suzuki verkauft mit seiner Tochtermarke Suzuki-Maruti bereits jedes zweite Fahrzeug auf dem indischen Subkontinent. VW indes fertige mit technologisch anspruchsvollen Wagen bisher noch zu kostspielig, um in weniger kaufkräftigen Ländern zum Massenhersteller zu werden, sagte Tonn dem Abendblatt.

VW hat vor Kurzem in der Nähe der Stadt Pune eine neue Fabrik eröffnet. Bisher sind in Indien aber noch relativ wenige Golfs, Passats oder Lupos zu sehen. Hoffnungsträger des Konzerns für Billigautos ist derzeit nur die Kleinstwagenfamilie Up, die 2011 auf den Markt kommen soll. "Der Einstieg bei den Japanern ist die Antwort von VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch auf Dacia", ergänzte Dudenhöffer. Der Autobauer Renault ist mit seiner rumänischen Tochter schon länger mit preisgünstigen Autos auf dem Markt. Der Swift von Suzuki ist das Gegenstück dazu und gilt in Wolfsburg als gelungenes Beispiel für ein Auto, das in unterschiedlichen Qualitäts- und Preissegmenten weltweit verkauft wird.

Die Risiken der Beteiligung erscheinen zudem gering. "Der Betrag von 1,7 Milliarden Euro ist überschaubar", sagte Tonn. Und Dudenhöffer bezeichnete die Finanzierung des Einstiegs, bei dem Suzuki 50 Prozent des Kaufpreises in VW-Aktien bekommt, als ideal. VW muss allerdings die Herausforderung bestehen, seine diversen Beteiligungen, von Porsche über den Osnabrücker Zulieferer Karmann bis zur Lkw-Sparte mit MAN und Scania unter einen Hut zu bekommen. "Das erfordert erhebliche Managementkapazitäten", sagte Tonn. Auch Autoanalyst Frank Schwope von der Nord LB sieht bei der Integration dieser Aktivitäten noch Hürden: Mit Daimler sei vor einigen Jahren bereits ein deutscher Konzern mit den Plänen einer Welt AG gescheitert.

Ob Piëch mit seinen neuen Autopartnern eine "Hochzeit im Himmel" schmieden kann, muss der Mann, der selber zum zweiten Mal verheiratet und Vater von zwölf Kindern ist, erst noch beweisen.