Nach Hapag-Lloyd ersuchen nun auch Peter Döhle und Claus-Peter Offen um Bürgschaften aus dem Deutschlandfonds.

Hamburg. Die Hamburger Reedereien Peter Döhle und Claus-Peter Offen folgen dem Beispiel von Hapag-Lloyd und beantragen Bürgschaften aus dem Deutschlandfonds. Das erfuhr das Abendblatt aus Branchenkreisen. Beide Unternehmen lehnten eine Stellungnahme dazu ab. Auch das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin äußerte sich nicht. Anträge auf Bürgschaften müssen stets von den Unternehmen selbst kommuniziert werden. Fälle dieser Art sind heikel, weil sie Fragen über die Liquidität des Antragstellers aufwerfen.

Über die Höhe der gewünschten Bürgschaften ist nichts bekannt. Die Linienreederei Hapag-Lloyd hatte Anfang Oktober Bürgschaften vom Bund und des Landes Hamburg für ein Kreditvolumen von 1,2 Milliarden Euro erhalten. Mit zusätzlichem Kapital von insgesamt rund zwei Milliarden Euro soll Hapag-Lloyd die Wirtschaftskrise überstehen, die der Reederei monatlich nach Branchenschätzungen zwischen 80 und 100 Millionen Euro Verlust beschert.

Döhle und Offen zählen weltweit zu den führenden Charterreedereien, die Containerschiffe an Linienreedereien vermieten, zumeist mit langfristigen Verträgen. Bei Döhle sind derzeit nach Angaben des Hauses 415 Containerschiffe im Betrieb oder im Bau, bei Offen rund 130. Offen hat unter anderem neun Megafrachter mit einer Stellplatzkapazität von 14 000 Containereinheiten (TEU) bestellt.

Ein wesentliches Problem für die Charterreedereien, die auch als Trampreedereien bezeichnet werden, sind die hohen und wachsenden Überkapazitäten im Schiffsbestand. Bedingt durch den stagnierenden Welthandel sind derzeit wesentlich mehr Frachter am Markt als benötigt werden. Rund 550 Containerschiffe haben Reedereien weltweit mittlerweile als sogenannte Auflieger aus dem Verkehr gezogen, das entspricht etwa zehn bis elf Prozent der Transportkapazität.

Containerschiffe, die bei der wichtigsten Schiffbaunation Südkorea bestellt wurden, lassen sich aufgrund der Vertragsgestaltung, hoher Anzahlungen und der Marktmacht von Werften wie Hyundai in der Regel nicht abbestellen. Bestenfalls kann der Ablieferungstermin verschoben werden. Kritisch ist derzeit nach Informationen aus der Branche vor allem die Versorgung mit Eigenkapital. Der Anteil des Eigenkapitals an einem Schiff, das mit der Rechtsform einer KG als Einzelunternehmen betrieben wird, liegt in der Regel bei 30 Prozent. 70 Prozent zum Kaufpreis steuern Banken bei, etwa die auf Schiffsfinanzierungen spezialisierten Institute HSH Nordbank oder NordLB. Das Eigenkapital wird in Hamburg vor allem von mehreren Dutzend sogenannter Emissionshäuser eingeworben. Doch die Geldquelle ist weitgehend versiegt, weil Privatanleger angesichts der schlechten Lage am Schiffsmarkt nicht in diese Anlageform investieren wollen. Aber auch die Banken halten sich derzeit ausgesprochen zurück.

Am Containerschiffsmarkt ist nach Einschätzung von Experten kurzfristig keine Erholung zu erwarten. Die Frachtraten der Reedereien, die Transportpreise für die Container, sind in den zurückliegenden eineinhalb Jahren um rund 80 Prozent gefallen. Mit Erhöhungen versuchen die Reedereien in jüngerer Zeit, diesen Trend zu brechen. Nach Beobachtung von Experten lassen sich diese aber häufig nicht durchsetzen. "Die Frachtraten werden unter Druck bleiben, die Durststrecke wird 2010 anhalten", sagt Professor Burkhard Lemper vom Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) in Bremen. "2011 könnten wieder annehmbare Raten erzielt werden."

Der Deutschlandfonds mit einem Gesamtvolumen von 100 Milliarden Euro ist ein wichtiges Instrument der Bundesregierung, um deutschen Unternehmen über die Folgen der Krise hinwegzuhelfen. Allerdings können sich dort nur große Unternehmen um Kredite und Bürgschaften bewerben. Wichtig ist zudem, dass die Unternehmen vor der Wirtschaftskrise gesund waren und durch die Krise ohne eigene Managementfehler in Bedrängnis gebracht wurden. Diese Kriterien treffen auf Döhle und Offen augenscheinlich zu. Viele kleinere norddeutsche Reedereien wiederum versuchen, in der Krise Kredite der staatlichen KfW-Bank zu organisieren.