Das Hotel braucht einen neuen Betreiber. Keine Einigung über notwendige Investitionen. Britische Kette sucht neuen Standort in der Stadt.

Hamburg. Die Hotelszene in Hamburg ist im Umbruch, nicht zuletzt in den gehobenen Kategorien. So haben im Jahr 2009 mit dem Radisson Blu Hotel Hamburg Airport und dem Lindner Park-Hotel Hagenbeck zwei weitere Vier-Sterne-Häuser eröffnet. Doch ein weltweit führender Betreiber wird mit dem Jahreswechsel nicht mehr in der Hansestadt vertreten sein: Die britische Gruppe Intercontinental verlängert den auslaufenden Managementvertrag für ihre Fünf-Sterne-Herberge an der Außenalster nicht.

Allerdings plane der Eigentümer der Immobilie, die in der Schweiz ansässige Grod Group, das Gebäude auch künftig als Hotel zu nutzen, teilt Intercontinental mit. Die Grod Group stehe dazu in Verhandlungen mit mehreren potenziellen Betreibern für das im Jahr 1972 eröffnete 280-Zimmer-Haus an der Fontenay. Die rund 150 fest angestellten Mitarbeiter würden im Rahmen eines Betriebsübergangs weiterbeschäftigt. "Als global agierendes Hotelmanagementunternehmen führen wir solche Übergänge zusammen mit anderen Hotelketten reibungslos durch", so Willy Weiland, der als Vice President Operations für alle Intercontinental-Häuser in Deutschland zuständig ist.

Dabei will sich die britische Kette keineswegs aus der Hansestadt zurückziehen: "Wir werden aktiv suchen, um möglichst bald eine Rückkehr zu ermöglichen, denn Hamburg ist für uns ein Schlüsselmarkt", sagte Gesa Rohwedder, Chefin des Intercontinental Hamburg, dem Abendblatt. Doch das bisherige Gebäude sei "ein klein wenig in die Jahre gekommen" und man habe sich mit dem Eigentümer in den Vertragsverhandlungen, die vor mehr als einem Jahr begannen, im Hinblick auf künftig anstehende Investitionen nicht einigen können.

"Die Nachricht vom vorläufigen Intercontinental-Abschied hat mich geschockt", sagte Lutz Nicolaus, Vorsitzender der Fachgruppe Hotels im Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Hamburg. "Wenn man eine Metropole ist, muss man ein Haus der Marke Intercontinental haben" - schon wegen des international bekannten Namens. Ohnehin liege der Anteil der Übernachtungen ausländischer Gäste in Hamburg nur bei gut 20 Prozent.

Auch im Hinblick auf die Imageprobleme wegen des immer deutlicher gewordenen Investitionsstaus im Hotel Atlantic gebe es keine Schadenfreude in der Branche, sagte Nicolaus: "Wir brauchen die großen Namen, sie sind die Aushängeschilder." Das 100 Jahre alte Atlantic, eine Hamburger Institution, wurde zunächst seine fünf Sterne los und war zudem aus der Marketinggesellschaft The Leading Hotels of the World ausgeschlossen worden.

Betroffen vom Interconti-Weggang zeigte sich auch Dietrich von Albedyll, Geschäftsführer der Hamburg Tourismus GmbH: "Wir bedauern außerordentlich, dass die Ära dieses traditionsreichen Hauses zu Ende geht." Er zeigte sich aber zuversichtlich, "dass Intercontinental in naher Zukunft eine neue Heimat in unserer Stadt finden wird". Zudem werde der bisherige Standort mit seiner "hervorragenden Lage" als Hotel erhalten bleiben.

Das erwartet auch Lutz Nicolaus - "die Frage ist aber, ob dort der Fünf-Sterne-Status weiter bestehen bleiben kann". Nicolaus verhehlt nicht die Schwierigkeiten des Hotelstandorts Hamburg: "Wir haben zwar erfreulich steigende Übernachtungszahlen, aber die Preise sind auf dem Niveau von vor sieben oder acht Jahren stehengeblieben." Die ehrgeizigen Ausbaupläne von Investoren machen die Situation nicht einfacher: Zu den in Hamburg bestehenden 41 500 Hotelbetten in etwa 310 Häusern kommen nach Angaben der Beratungsgesellschaft Treugast Solutions in den kommenden Jahren weitere 7000 bis 8000 Betten hinzu.

Dennoch sehen auch die Betreiber der bestehenden Hotels nun etwas optimistischer in die Zukunft, wie Lutz Nicolaus erklärte: "Die im Koalitionsvertrag vorgesehene Senkung der Mehrwertsteuer für die Hotellerie bietet uns die große Chance, endlich den Investitionsstau abzubauen."