Es hat lange gedauert. Doch jetzt, mehr als ein Jahr nach dem Entgleisen eines ICE 3 auf dem Kölner Hauptbahnhof, haben sich die Bahn und die Zulieferer Siemens und Bombardier auf den Austausch aller 1200 Achsen der 67 im Besitz der Bahn befindlichen ICE 3 geeinigt.

Hamburg. Ursache des Kölner Unglücks waren Risse in einer Radsatzwelle, die durch eine fehlerhafte Fertigung entstanden sein sollen. Wer die Kosten für den Austausch trägt, ließen die Bahn und die Zulieferer gestern zunächst offen.

Auch ist noch nicht klar, wann die Aktion genau gestartet werden kann, denn die neuen Teile müssen laut Bahn erst entwickelt, danach getestet und dann vom Eisenbahn-Bundesamt zugelassen werden. Bis alle betroffenen Hochgeschwindigkeitszüge auf den neuen Achsen fahren, dürften deshalb noch zwei bis drei Jahre vergehen.

Der Austausch ist ein weiterer Höhepunkt einer Reihe von Reaktionen des Schienenkonzerns auf Pannen. Schon seit dem Kölner Unfall werden die Achsen der Züge alle 30 000 bis 60 000 Kilometer per Ultraschall auf Schäden untersucht - früher erfolgte erst nach 300 000 Kilometern eine Inspektion. Das verursacht hohe Zusatzkosten.

Neben den Schnellzügen ICE muss die Bahn inzwischen auch Güterwaggons und S-Bahnen intensiver warten.

Zum Beispiel in Berlin: Im Mai entgleiste ein Zug, danach mussten die Berliner Verkehrsbetriebe Hunderte von Zügen zur Überprüfung in die Werkstätten schicken. Viele Fahrgäste mussten auf den Gleisen stehen bleiben, weil die verbliebenen Waggons zu voll waren. Das Chaos in der Hauptstadt dauerte bis September an.

Bahnpannen sind teuer. Wegen der nach Unfällen häufigeren Überprüfungs- und Austauschintervalle ist das Staatsunternehmen bereits mit Zusatzkosten von 350 Millionen Euro belastet, wie es hinter vorgehaltener Hand heißt. Nicht nur der ICE 3 ist betroffen, sondern auch andere ICE-Typen und Güterwaggons, darunter auch ICE-T-Züge, die im Hamburg-Verkehr eingesetzt werden. Nach einem Achsbruch bei einer Frachtbahn im italienischen Viareggio, der ein Flammeninferno auslöste und fast 30 Menschen tötete, stehen zudem 60 000 Güterwaggons der deutschen Bahn unter verschärfter Beobachtung und Wartung.

Ob der Unfall am vergangenen Sonntag im Altonaer Bahnhof, bei dem ein Zug der S-Bahn entgleiste, ebenfalls eine Folge von rissigen Achsen war, muss noch geklärt werden, wie ein Sprecher des Eisenbahn-Bundesamtes dem Abendblatt sagte.

Nicht nur Achsenprobleme belasten die Bahn. Bei einem Unglück in Eschede mit 101 Toten im Jahr 1998 brach ein sogenannter Radreifen. Insgesamt nahmen laut Eisenbahn-Bundesamt, der Aufsichtsbehörde für den Schienenkonzern, die Unfallzahlen bei dem Staatsunternehmen gegenüber der Vergangenheit allerdings nicht zu. "Die jüngsten Unfälle sind aber spektakulärer gewesen", sagte ein Sprecher.