Auch die Deutsche Bank und die Volksbank legen zu. Die HSH Nordbank und ausländische Institute verlieren hingegen.

Hamburg. Wohl kaum je zuvor in den zurückliegenden Jahrzehnten ist der Bankenmarkt Hamburg so stark in Bewegung geraten wie gerade jetzt. Vor allem im Geschäft mit den Firmenkunden und den vermögenden Privatkunden verzeichnet man in der Branche eine deutlich spürbare Verschiebung der Gewichte.

So verliert die HSH Nordbank, die sich bis zum Beginn der Branchenkrise bei der Kreditvergabe recht offensiv gezeigt haben soll, derzeit massiv Marktanteile, wie es in Hamburger Bankenkreisen gegenüber dem Abendblatt heißt. Dies ist nicht allein das Resultat einer veränderten Geschäftspolitik: Wegen der eingetrübten Wirtschaftslage hat sich die Kreditwürdigkeitseinstufung vieler Unternehmen verschlechtert und dies bedeutet, das die Banken ihre Darlehen an die Firmen mit mehr Eigenkapital unterlegen müssen. Dies fällt der durch Milliardenverluste geschwächten HSH schwerer als manchen Wettbewerbern, die glimpflicher davonkamen - zumal sich die HSH nicht durch einen breiten Zustrom von Privatkundeneinlagen refinanzieren kann. Vor allem bei großen Kreditbeträgen müsse die Landesbank zurückstecken, heißt es.

Zwar zeichne sich das Verhältnis zu den Kunden weiter durch "hohe beiderseitige Loyalität aus", sagte eine HSH-Sprecherin dazu dem Abendblatt. Sie räumte aber ein, dass man neues Geschäft nur "sehr selektiv" abschließe. Ebenfalls krisenbedingt hätten sich ausländische Anbieter von Unternehmenskrediten weitgehend aus dem Geschäft zurückgezogen, sagen Marktkenner. Vor allem die Royal Bank of Scotland (RBS) trete kaum noch in Erscheinung.


Einen schweren Stand hätten allerdings auch die Commerzbank und die Dresdner Bank, die mitten im Fusionsprozess stecken. "Bei einem solchen Zusammenschluss ergibt eins plus eins meist nicht zwei", heißt es in Finanzkreisen. Eine Erklärung dafür liegt auf der Hand: Manche Unternehmen, die zuvor sowohl bei der Commerzbank als auch bei der Dresdner Kunde waren, suchen sich jetzt eine neue Zweitbankverbindung. Hinzu komme, dass in der neuen Bankengruppe manche Zuständigkeiten wegen des internen Umbaus noch unklar seien, ist zu hören.

Tatsächlich ist das Volumen der Kredite an den Mittelstand in Hamburg und Schleswig-Holstein seit Ende 2008 leicht von 3,1 auf 3,0 Milliarden Euro gesunken. Dies liege aber vor allem daran, dass die Kreditlinien angesichts der Konjunkturlage nicht mehr so stark in Anspruch genommen würden, sagte Uwe Borges, Vorsitzender der Geschäftsleitung Hamburg für die Mittelstandsbank der Commerzbank. Dafür habe das Einlagevolumen deutlich zugenommen und die Zahl der Firmenkunden sei seit Jahresanfang um 500 auf 9100 gestiegen.


Bei der HypoVereinsbank (HVB) - im Norden ehemals über die Hamburger Vereins- und Westbank vertreten - liegt die Übernahme durch den italienischen Finanzkonzern Unicredit schon vier Jahre zurück. Zwar ist in der Branche gelegentlich zu hören, die Entscheidungswege hätten sich als Folge des Zusammenschlusses verlängert, manches müsse in Mailand genehmigt werden. Carsten Dieck, Leiter des HVB-Regionalbereichs Firmenkunden Nord, kann diese Auffassung nicht nachvollziehen. Die Transparenzanforderungen hätten angesichts der Wirtschaftskrise bei allen Banken zugenommen, sagt er. "Dennoch sind die Prozesse und die Kreditkompetenzen nicht verändert worden." Außerdem sprächen die Zahlen für sich: "In den ersten acht Monaten 2009 haben wir bei den Krediten an den Mittelstand im Norden ein leichtes Wachstum erreicht, obwohl die Investitionsneigung generell sehr schwach ist."


Als Gewinner der Kräfteverschiebungen verstehen sich aber vor allem die Deutsche Bank, die Haspa und die Hamburger Volksbank. "Wir verzeichnen Erfolge in der Neukundengewinnung und profitieren dabei von der Verunsicherung im Markt", sagt Olaf Meuser, in der Geschäftsleitung der Deutschen Bank Hamburg verantwortlich für das Firmenkundengeschäft. Denn der Branchenprimus habe klargemacht, dass man den Mittelstand "sehr konstruktiv begleiten" will.


"Dies ist ein Firmenkundenjahr für die Haspa", sagt Frank Brockmann, im Vorstand der Sparkasse zuständig für dieses Geschäft. "Wir haben in diesem Jahr schon rund 650 Kundenverbünde hinzugewonnen und bauen die Kreditvergabe massiv aus." Ähnlich wie Meuser sieht Brockmann "viele irritierte Kunden bei uns ankommen".


Die Volksbank Hamburg hat in den ersten acht Monaten nach eigenen Angaben mehr als 600 neue Firmenkunden gewonnen, im ersten Halbjahr stieg das Volumen der herausgelegten Unternehmenskredite um gut acht Prozent.


Wie bei den Mittelständlern hat sich jedoch auch bei den vermögenden Privatkunden der Kreis der Banken, die in der Hansestadt um Kunden buhlen, durch die Finanzkrise verringert. Bis in das Jahr 2008 hinein hatten nicht zuletzt Schweizer Spezialanbieter sehr vehement versucht, sich ein Stück vom wachsenden Kuchen der größeren Privatvermögen zu sichern. "Die Ausländer haben sich zuletzt aber weitgehend zurückgezogen", beobachtet Marcus Vitt, Vorstand der Conrad Hinrich Donner Bank. Diese Entwicklung kommt in erster Linie der Deutschen Bank sowie den beiden traditionsreichen Hamburger Platzhirschen, den Privatbankhäusern Berenberg und M.M.Warburg, zugute. Doch auch die Sparkassen haben Zuwächse. Sie profitieren, wie es von Marktkennern heißt, vom gewachsenen Sicherheitsstreben in der Zielgruppe. "Allein 2008 haben wir in diesem Segment 700 neue Kunden und eine Milliarde Euro an Einlagen hinzugewinnen können", sagte Haspa-Privatkundenvorstand Reinhard Klein, "und diese erfreuliche Tendenz hat sich auch im ersten Halbjahr 2009 fortgesetzt." Und Rolf Hunck, Mitglied der Geschäftsleitung der Deutschen Bank in Hamburg, stellt fest: "Wir sehen, dass heute Stabilität und Kontinuität eine größere Rolle spielen, wenn Familien mit größeren Geldvermögen dieses auf verschiedene Banken verteilen."