Es ist die Zeit der Versprechungen, der sinnleeren Wortakrobatik, der Dampfplaudereien - es ist Wahlkampf. Schenkt man den Regierenden Glauben, hat Deutschland dank einer klugen Politik die schwerste Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg fast schon hinter sich gelassen.

Und die Opposition weiß zu berichten, dass mit ihr wie durch ein Wunder alles besser würde. Keine Zeit für die Auseinandersetzung mit wichtigen Themen der Zukunft. Dabei gibt es sie - und eine klare Positionierung der zur Wahl stehenden Parteien wäre nicht nur sinnvoll, sondern dringend erforderlich. Zum Beispiel: die Staatsverschuldung.

Zählt man die Schulden von Bund, Ländern und Kommunen zusammen, steht jeder Bundesbürger - vom Säugling bis zum Greis - mit rund 20 000 Euro in der Kreide. Tendenz: extrem steigend. Abwrackprämie, Kurzarbeiterzuschüsse und Bankenrettungspläne kosten eben Geld. Viel Geld. Nun ist generell nichts dagegen einzuwenden, dass der Staat im Abschwung versucht die kränkelnde Wirtschaft mit Konjunkturspritzen aufzupäppeln. Doch wie kommt dieses Land jemals wieder aus der Schuldenfalle heraus? In den Wahlprogrammen der Parteien finden sich auf diese wichtige Frage keine Antworten. Diese Ignoranz kommt einem politischen Offenbarungseid gleich. Zinsen und Tilgungsraten engen schon heute den Spielraum für notwendige Investitionen in Bildung und Infrastruktur stark ein. Und wir befinden uns in einer Niedrigzinsphase - das dicke Ende kommt folglich noch.

Im nächsten Aufschwung sind sicherlich wieder wichtige Wahlen. Dann gehen die Parteien erneut mit Wahlgeschenken und Versprechungen auf Stimmenfang. Für Subventionskürzungen und ein Steuersystem ohne Zigtausend Ausnahmen ist dann erneut keine Zeit. Der Weg in den handlungsunfähigen Schuldenstaat ist vorgezeichnet.