Zusammen mit Frankreich erweist sich Deutschland als die treibende Kraft bei der Überwindung der Rezession in Europa.

Hamburg. Beide Länder erreichten im zweiten Quartal ein Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent. "Das ist eine echte Überraschung", sagt Simon Junker von der Commerzbank.

Allerdings dürfte es mehr als zwei Jahre dauern, bis die Wirtschaft im Euro-Raum wieder so viel produziert wie Anfang 2008. Denn noch ist die Rezession nicht in allen Ländern gestoppt. Einen Rückgang ihrer Wirtschaftsleistung müssen noch Spanien (geschätzt minus 0,9 Prozent), die Niederlande (minus 0,9 Prozent) und Italien (minus 0,5 Prozent) verkraften. Junker: "Das liegt an strukturellen Problemen in diesen Ländern wie einer relativ höheren Verschuldung und höheren Lohnkosten als in Deutschland." In Spanien seien noch nicht die Auswirkungen der geplatzten Immobilienblase verarbeitet. In der gesamten Euro-Zone wird durch die Wirtschaftskrise mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 3,5 Prozent in diesem Jahr gerechnet.

Auch Deutschlands Wirtschaft wird trotz Erholung im zweiten Quartal im Gesamtjahr schrumpfen. Allerdings nicht mehr so stark wie Anfang des Jahres von vielen Konjunkturforschern befürchtet. "Wir rechnen jetzt damit, dass die Wirtschaft 2008 um fünf Prozent schrumpft", sagt Haspa-Chefvolkswirt Jochen Intelmann. "Die Rezession ist zwar überwunden, aber das ist noch nicht der große Aufschwung", sagt der Experte. Eine steigende Arbeitslosigkeit von mehr als 4,5 Millionen könnte einen Dämpfer bringen. Erst 2010 wird es im Gesamtjahr wieder ein Wachstum geben. "Wir rechnen mit einem leichten Plus von 0,25 Prozent beim BIP", sagt Jörg Hinze vom Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI). Optimistischer ist das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Es rechnet mit rund einem Prozent Wachstum. Als Gefahr sieht DIW-Chef Klaus Zimmermann die hohe Neuverschuldung des Staates: "Das bremst das Wachstum, weil die Banken dann eher Staatsschulden finanzieren als Kredite für Unternehmen."