Wer unseriösen Anbietern in die Falle geht, sollte Verbraucherschützern zufolge Ruhe bewahren und sich nicht von Drohungen einschüchtern lassen.

Hamburg. Rüdiger Kaufmann hatte nur einen Weg über einen Routenplaner im Internet gesucht. Wenig später bekam er dafür aber eine teure Quittung. Völlig unabsichtlich hatte er bei seiner Suche angeblich ein Vierteljahresabo bestellt und erhielt dafür eine Rechnung über 60 Euro ins Haus. "Das war eine einmalige Sache, sonst war ich immer auf der ADAC-Seite, und jetzt das viele Geld", ärgert sich der Hamburger über den Anbieter, der auch der Verbraucherzentrale Hamburg schon negativ aufgefallen war. "Nicht zahlen", rieten die Experten dem 67-Jährigen. Kaufmanns Rechnung ist durch Mahngebühren mittlerweile auf 130 Euro gestiegen. "Da muss man aber hart bleiben", weiß Kaufmann nun. Denn er habe es mit Betrügern zu tun und sei kein Einzelfall.

"Pro Tag bekommen wir 25 Beschwerden über Abo-Fallen im Internet", sagt Anneke Voß von der Hamburger Verbraucherzentrale. Allein im April dieses Jahres hatten 170 000 Verbraucher Rechnungen zu je 96 Euro im Briefkasten. Tage zuvor hatten sie Gedichte, Kochrezepte oder Computerprogramme heruntergeladen. Was sie nicht wussten: Mit dem Download waren sie unbemerkt ein überteuertes Abonnement eingegangen, das sie nun bezahlen sollten. Mahnungen folgten, mit Pfändungen wurde gedroht. Verschickt hatte die Rechnungen die Firma Content Services Limited, die die einschlägig bekannte Seite opendownload.de betreibt.

Verbraucherschützern sind Hunderte vergleichbarer Seiten bekannt. Der jährliche Schaden liege mittlerweile im Millionenbereich, sagte der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbandes, Gerd Billen, gestern in Berlin. Er forderte Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) auf, Verbraucher besser vor Internetbetrug zu schützen. Das Problem: Sobald gegen dubiose Geschäftspraktiken vorgegangen werde, tauchten dieselben Angebote an anderer Stelle unter neuem Namen wieder auf. Viele Anbieter operierten zudem aus dem Ausland, wodurch ihnen kaum beizukommen sei. Billen forderte, ein Abonnement müsse sofort erkennbar sein und ausdrücklich vom Kunden bestätigt werden.

Wer unseriösen Anbietern in die Falle geht, sollte Verbraucherschützern zufolge Ruhe bewahren und sich nicht von Drohungen und Inkassobriefen einschüchtern lassen. Die Gefahr, von den Anbietern verklagt zu werden, sei äußerst gering, da die betrügerischen Dienste an einer gerichtlichen Klärung meist kein Interesse hätten. Das Fachmagazin "Computerbild" präsentierte jetzt mit den Verbraucherschützern ein neues Gratisprogramm, das Internetsurfer vor dubiosen Angeboten warnt. Das Programm ist im Internet zu finden auf: http://sicherheitscenter.computerbild.de