Der Hamburger Lenkdrachenentwickler SkySails arbeitet an einer neuen Einsatzmöglichkeit für sein Produkt.

Hamburg. "Wir sind dabei, ein System für Fischtrawler zu entwickeln. Dazu muss das Steuersystem für die Drachen auf den stärkeren Seegang in den Fanggebieten und auf geringere Geschwindigkeiten ausgelegt werden", sagte SkySails-Chef Stephan Wrage dem Abendblatt. Kunden sieht er in den Fischereinationen Norwegen, Holland, Island, Spanien und Portugal, aber auch in Deutschland.

Noch in diesem Jahr soll die Erprobung der Lenkdrachen, die bisher an Bord der "Beluga SkySails" und einem Massengutfrachter der Reederei Wessels (Haren/Ems) erfolgt, auf drei weiteren Wessels-Neubauten fortgesetzt werden. 2010 soll "eine größere Zahl" von Frachtern mit dem neuen System ausgerüstet werden.

Die aktuelle Zurückhaltung der Reeder, deren Frachtraten durch die schwache Konjunktur und die sinkenden Transportmengen deutlich gelitten haben, spürt auch SkySails. Immerhin kosten die zusätzlich an Bord angebrachten Segel je nach Größe zwischen 500 000 Euro und 1,5 Millionen Euro. Dafür lässt sich damit zehn bis 35 Prozent an Treibstoff sparen. "Im Nordmeer auf einem Trawler ist das sicher mehr als auf einem kleinen Frachter im Mittelmeer", sagt Wrage.

Ein Zugdrachen soll auf Schiffen Treibstoff sparen und sie schneller machen. Die Hamburger SkySails will bis 2010 mehr als 450 Frachter ausstatten. Riesen wie Öltanker sollen aber voraussichtlich erst in einigen Jahren unter Segeln fahren können.

"Langfristig sind wir gut aufgestellt"

Derzeit jedoch liegt der Ölpreis bei 66 Dollar je Barrel (159 Liter) - das mindert auch in der Seefahrt den Drang zu Investitionen. "Die Reeder glauben aber nicht daran, dass der Preis über lange Zeit so niedrig bleiben wird", sagt Wrage. Auch die Internationale Energie-Agentur (IEA) sage für 2013 einen Preis von 200 Dollar voraus. Dazu kommt, dass künftig auch für die CO2-Emissionen in der Schifffahrt Gebühren fällig werden. "Langfristig", ist Wrage sicher, "sind wir gut aufgestellt."

Das soll die im Dezember vereinbarte und seit März angelaufene Partnerschaft mit Zeppelin Power Systems weiter absichern. Der Baumaschinenhändler verkauft Großmotoren für Seeschiffe und betreut 1800 Frachter weltweit. Mit dem Joint Venture erschließt sich Skysails ein weltweites Vertriebs- und Servicenetz sowie die Möglichkeit, die Riesensegel interessierten Kunden anzubieten.

"Unser Ziel ist, dass unsere Segel zum Standard-Hilfsantrieb für langsam fahrende Frachter werden", sagt Wrage. Dafür kommen derzeit 10.000 bis 20.000 Frachter infrage. Bis 2015 sollen die ersten 1000 Lenkdrachen für die Schifffahrt verkauft sein.