Sonnen- und Windkraft sollen Schiff antreiben. Ende 2012 soll Prototyp fertig sein. Geschwindigkeit von bis zu 37 Kilometern in der Stunde möglich.

Hamburg. Ein Treffen im Hamburger Hafen bildete den Auftakt für das Projekt. An dem Wintertag im vergangenen Jahr nahmen der Gründer der Berliner Firma SolarWaterWorld, Thomas Meyer, und sein Vorstandschef Christian Steinhausen ihre solarelektrische Yacht "Uhura" in Empfang, die ein Containerfrachter in die Hansestadt gebracht hatte. Mit dabei war auch Stephan Wrage, Chef der Hamburger Zugdrachen-Konstrukteurs SkySails. Das Konzept des Schiffes, das ohne fossile Brennstoffe auskommt, überzeugte auch Wrage. "Als i-Tüpfelchen fehlte mir noch der Einsatz von Windkraft", sagte er gestern dem Abendblatt. "Wir haben uns dann vorgenommen, alles zu tun, um dies nachzuholen."

Der Vorsatz nimmt nun Gestalt an. Beide Firmen haben gestern eine Kooperation vereinbart, die im Ergebnis eine Yacht liefern soll, die allein mit Sonnen- und Windkraft unterwegs sein soll. "Die Null-Emissionen-Yacht wird eine Weltneuheit, das Modernste auf dem Wasser", schwärmt Wrage. Ende 2012 soll der Prototyp fertig sein, die Serienfertigung soll 2013 beginnen.

"Wir rechnen damit, dass wir das Schiff für einen mittleren bis höheren sechsstelligen Betrag verkaufen werden", sagte Steinhausen gestern dem Abendblatt. Zwar gibt es bisher noch keine festen Aufträge für den neuen Typ. "Wir haben aber eine Liste mit 200 Interessenten, die das Schiff uns auch sofort abnehmen würden", so der SolarWaterWorld-Chef. Er plant eine Kapitalerhöhung, um gemeinsam mit SkySails die Entwicklungskosten in siebenstelliger Höhe abzusichern.

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***Umweltsünder auf hoher See***

Die neue Yacht soll künftig die Vorzüge von Seglern und Motorbooten vereinen. Der neue Typ soll zum einen viel Platz und eine Geschwindigkeit von bis zu 20 Knoten (gut 37 km/h) bieten, gleichzeitig aber wie ein Segler ohne Vibrationen durch das Wasser gleiten. Allerdings ohne die Schräglage, die für diese Schiffe typisch ist.

Die Energieversorgung geschieht bei der Yacht nicht mehr nur über Solarkollektoren, sondern auch über den Drachen. "Ist er gesetzt, dreht sich der Propeller unter Wasser mit, treibt damit einen Elektromotor, der wiederum als Generator Strom erzeugt", sagte Wrage. Dieser Strom lässt sich an Bord speichern. So würde die Yacht mit vollen Batterien in einen Hafen zurückkehren, wo der Strom ins Netz eingespeist werden könnte. "Die Fahrt würde daher nicht nur nichts kosten, sondern es könnte im Gegenteil sogar Geld eingenommen werden", sagte Wrage. Vorgesehen ist in jedem Fall, dass das Schiff auch ohne Sonnenschein und Wind acht bis zehn Stunden fahren kann.

Die Technologie für das neue Projekt liegt bei den beiden Firmen weitgehend vor. Allerdings muss SkySails seine Zugdrachen noch für Yachten bis 25 Meter anpassen. Denn bisher haben die Hamburger nur Frachtschiffe für den Einsatz unter Windkraft ausgerüstet. Insgesamt setzen inzwischen drei Reedereien vier solcher Schiffe ein. Dazu zählt auch das größte deutsche Fischereischiff, für das die Technologie getestet wird. "Im Frühjahr werden wir einen Massengutfrachter für eine griechische Reederei ausstatten und auch die Reederei Wessels in Haren/Ems will 2012 zwei weitere Küstenfrachter umrüsten", sagte Wrage. Damit liege das Unternehmen mit seinen 80 Beschäftigten, das durch die Zusammenarbeit mit der inzwischen insolventen Bremer Reederei Beluga bekannt geworden war, beim Auftragseingang "über Plan".

SolarWaterWorld mit Sitz in Berlin hatte 2001 damit begonnen, solarbetriebene Boote zu entwickeln und von Werften in Taiwan, Chile, Polen und in der Schweiz bauen zu lassen. Das begann mit Zweisitzern und steigerte sich auf 21 bis 23 Fuß (rund sieben Meter) lange Katamarane, die auch für Fahrten an der Küste geeignet sind. Die größten sind drei 46 Fuß lange Schiffe, von denen zwei als Fahrgastschiffe für 60 bis 70 Personen zu Ausflügen auf der Spree in Berlin sowie für Fahrten auf dem Mittellandkanal für die VW-Autostadt eingesetzt werden. Dazu kommt die "Uhura", die als Hochseeyacht ausgelegt wurde. Insgesamt haben die Berliner rund 100 Boote verkauft.

"Mit dem geplanten Neubau leisten wir einen Beitrag zum Klimaschutz auf See", sagte SkySail-Chef Wrage. "Menschen, die in ihrer Freizeit gern auf dem Wasser sind, haben künftig die Möglichkeit, dies ohne schlechtes Gewissen zu tun - weil sie unserer Erde nicht mehr durch Klimagase schaden."