Neue Führungskrise bei der angeschlagenen WestLB: Nach nur einem Jahr verlässt der Vorstandsvorsitzende Heinz Hilgert überraschend Deutschlands drittgrößte Landesbank.

Düsseldorf. Der Manager begründete den Schritt in einer persönlichen Erklärung damit, dass er für die nötigen Sanierungsschritte, "nicht die erforderliche wirtschaftliche Unterstützung der maßgeblichen Eigentümer der Bank" erhalten habe. Die Sparkassenverbände hatten sich geweigert, die nach Hilgerts Sicht überlebenswichtige Auslagerung von Aktiva mit einem Volumen von rund 80 Milliarden Euro mit neuen Garantien zu ermöglichen. Die Bank ist überwiegend im Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen und der Sparkassenverbände des Bundeslandes.

Der Rücktritt fällt in eine der schwierigsten Phasen der Unternehmensgeschichte der WestLB. Die EU-Kommission hatte erst in der vergangenen Woche die milliardenschweren Staatshilfen für die WestLB gebilligt und der Bank gleichzeitig eine Schrumpfkur verordnet. Brüssel genehmigte Garantien in Höhe von fünf Milliarden Euro für die risikoreichen Papiere. Im Gegenzug muss die WestLB ihr Geschäft halbieren.

Außerdem muss die WestLB bis Ende 2011 mehrheitlich über ein Bieterverfahren verkauft werden. Hilgert betonte, der Vorstand habe in der Krise ein nachhaltig tragfähiges und profitables Geschäftsmodell entwickelt. Es setze allerdings voraus, dass die Bank noch einmal Risikopapiere und nicht strategiekonforme Geschäftsaktivitäten in großem Maßstab auslagere. Dazu wären erneute milliardenschwere Geldspritzen der Eigentümer nötig gewesen.

"Aus wichtigem Grund habe ich mein Amt niedergelegt"

Doch habe dieser "einzige, die künftige Existenz der Bank rechtzeitig und nachhaltig sichernde Weg" nicht die erforderliche wirtschaftliche Unterstützung der maßgeblichen Eigentümer der Bank gefunden, erklärte Hilgert. Er könne daher die verantwortliche Führung der WestLB nicht mehr gewährleisten. "Ich habe daher mein Amt als Vorsitzender und als Mitglied des Vorstands der WestLB mit Wirkung zum Ablauf des heutigen Tages aus wichtigem Grund niedergelegt", so der Manager.

Er bedauere diese Entwicklung zutiefst, denn er sei überzeugt, dass bei entsprechender Unterstützung durch alle Eigentümer "die wirtschaftlichen Belastungen deutlich geringer ausfallen und die WestLB und ihre Mitarbeiter eine entschieden nachhaltigere Rolle in einer Konsolidierung der Landesbanken spielen würden", so Hilgert. Bei seinem Rücktritt verzichtete der Manager ausdrücklich auf "sämtliche zukünftigen Gehaltszahlungen und Pensionsansprüche".

Der ehemalige DZ-Bank-Vorstand Hilgert hatte den Posten bei der WestLB am 1. Mai 2008 als Nachfolger von Interimschef Alexander Stuhlmann übernommen. Die drittgrößte Landesbank war in den vergangenen Jahren sowohl wegen Fehlspekulationen als auch wegen der US-Finanzmarktkrise in die Krise geraten. Bei seinem Amtsantritt wurde Hilgert vom Aufsichtsrat noch als "Mann der Gestaltung" gelobt. Dem Manager wurde große Erfahrung in der erfolgeichen Neuausrichtung von Geschäftsmodellen attestiert. Die Nachfolge Hilgerts, der sein Amt erst vor einem Jahr angetreten hatte, ist offen.