Bis zuletzt hatten die 180 Mitarbeiter gehofft, haben sogar Einbußen beim Lohn hingenommen, um ihren Arbeitsplatz zu retten.

Hamburg - Doch dann die bittere Enttäuschung: Der Autozulieferer Kolbenschmidt hat am Freitag angekündigt, dass er sein Werk in der Hamburger Friedensallee schließen will. Die Mitarbeiter haben dies in einer Betriebsversammlung erfahren.

Man sehe keine Grundlage mehr für eine Weiterführung, so das zum Rheinmetall-Konzern gehörende Unternehmen zum Abendblatt. Die Auftragslage sei schlecht, schon im zweiten Halbjahr 2008 habe es in Hamburg einen Verlust in Millionenhöhe gegeben. Im laufenden Jahr habe sich die Entwicklung weiter verschärft.

"Nach eingehender Prüfung der Situation hat sich darüber hinaus gezeigt, dass selbst unter der Voraussetzung einer Anpassung der derzeitigen Mitarbeiterzahlen an die aktuell schwache Auftragslage, am Standort Hamburg auch in den kommenden Jahren weitere Verluste im Millionenbereich drohen. Von daher ist aus Sicht der Unternehmensführung die kritische Betriebsgröße unterschritten und eine tragfähige wirtschaftliche Geschäftsgrundlage für den Standort Hamburg nicht mehr gegeben sowie auf absehbare Zeit nicht zu erzielen", heißt es in einem Schreiben von Kolbenschmidt.

Die Mitarbeiter verweisen jedoch darauf, dass das Werk in der Vergangenheit immer profitabel gewesen sei. In Hamburg produzierte das Unternehmen bislang Kolben für Otto- und Dieselmotoren und setzt insgesamt 40 Millionen Euro im Jahr um. Auch am Standort Neckarsulm will Kolbenschmidt 180 Stellen abbauen.

Die Mitarbeiter und die Gewerkschaft IG Metall sind entrüstet - vor allem weil Kolbenschmidt erst im vergangenen Jahr einen Standortsicherungsvertrag für Hamburg bis 2012 unterschrieben hat. "Standortsicherungsverträge sind nicht nur für die Sonnentage da. Sie müssen auch in schlechten Zeiten gelten. Die Firma muss zu ihren Zusagen und ihrer sozialen Verantwortung stehen", sagte Jutta Blankau, Bezirksleiterin der IG Metall Küste. Kolbenschmidt sollte vor einer Schließung Möglichkeiten wie die auf 24 Monate verlängerte Kurzarbeit für die Mitarbeiter nutzen.

Am Dienstag will die IG Metall laut ihrem Sprecher das weitere Vorgehen beraten, um das Unternehmen vor der Schließung zu bewahren. (stü)