Private Verkäufer müssen künftig bis zu 70 Prozent mehr Provision an das Online-Auktionshaus zahlen. Ebay setzt auf Profi-Händler.

Hamburg. Matthias Nägele ist stinksauer auf Ebay. Gerne würde der Hamburger seine alte Modelleisenbahn samt Gelände und Gebäuden über das Online-Auktionshaus versteigern. Doch wenn der Verkauf nicht in wenigen Wochen über die Bühne geht, hat Nägele drastisch höhere Gebühren für die Nutzung des virtuellen Marktplatzes zu zahlen. Bei einem anvisierten Preis von 400 Euro für die Modellbahn müsste der Hamburger derzeit 21,50 Euro Verkaufsprovision an Ebay abführen. Vom 13. Juni an steigt dieser Betrag jedoch auf 36 Euro - eine Anhebung um satte 67 Prozent.

"Als Privatmann wird man bei Ebay auf dreiste Weise abgezockt", empört sich Nägele. Offensichtlich sei das Unternehmen nicht mehr an kleinen Verkäufern interessiert und setze in Zukunft vor allem auf professionelle Händler.

Hintergrund des Ärgers ist eine generelle Gebührenänderung für private Verkäufer, die Ebay am vergangenen Wochenende per Mail an Tausende von Anbietern verschickte. Statt gestaffelter Gebührensätze erhebt das Online-Auktionshaus von Mitte Juni an eine einheitliche Provision von neun Prozent des Verkaufspreises. Maximal soll dieser Betrag bei 45 Euro liegen. Doch was auf den ersten Blick wie eine Vereinfachung des leicht unübersichtlichen Gebührensystems erscheint, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als generelle Preisanhebung.

Bei Artikeln von einem bis zu 50 Euro steigt die Verkaufsprovision von acht auf neun Prozent. Wer also beispielsweise einen Laptop für 50 Euro über Ebay verscherbelt, muss statt vier Euro künftig 4,50 Euro an den Internet-Anbieter abführen. Je höher der Verkaufspreis, desto mehr langt das Online-Auktionshaus zu (siehe Tabelle).

Bei Auktionen, die zwischen 50,01 und 500 Euro enden, müssen die Anbieter bislang eine Provision von vier Euro plus fünf Prozent des Verkaufspreises über 50 Euro berappen. Ein Sofa für 500 Euro kostet also 26,50 Euro an Gebühren, künftig sind es 45 Euro - ein Preisanstieg von fast 70 Prozent. Als günstiger für die Anbieter erweist sich die neue Regelung erst ab einem Verkaufspreis von 1425 Euro. Ausgenommen von den Änderungen sind lediglich Handyverträge, Fahrzeuge, Boote und Flugzeuge.

"Wir kommen dem Wunsch der privaten Verkäufer nach einer einfacheren und klareren Gebührenstruktur entgegen", sagte Ebay-Sprecherin Maike Fuest dem Abendblatt. "Dabei ist uns durchaus bewusst, dass die Gebühren für einen Großteil der privaten Verkäufe künftig höher liegen werden." Als Begründung für den Preisanstieg verwies sie auf die "umfangreichen Investitionen", die das Unternehmen in den vergangenen Jahren getätigt habe. So sei die Artikelsuche signifikant verbessert und die Internetseite übersichtlicher gestaltet worden.

Auch hat Ebay nach den Worten der Sprecherin hohe Summen ins Marketing gesteckt, um mehr Käufer auf den virtuellen Marktplatz zu locken. Darüber hinaus seien eine Reihe von Programmen für Smartphones entwickelt worden, mit denen nun auch von unterwegs auf die Internetseite zugegriffen werden könne. "Dadurch erreichen Anbieter heute einen wesentlich größeren Käuferkreis."

Den Vorwurf kleiner Händler, sie sollten mit der Gebührenanhebung von der Plattform verdrängt werden, wies die Sprecherin zurück. "Die privaten Verkäufer spielen nach wie vor eine wichtige Rolle für Ebay", sagte sie. Tatsache ist allerdings, dass sich die Online-Plattform derzeit in einem radikalen Umbauprozess befindet. So kündigte Konzernchef John Donahoe kürzlich in der Internetausgabe der "FAZ" an, den Anteil der klassischen Auktionen weiter zurückfahren zu wollen. Schon im vergangenen Jahr machten diese nur noch 44 Prozent des Gesamtgeschäfts auf der Plattform aus. Der Löwenanteil entfiel bereits auf den Verkauf von Produkten zu Festpreisen. Diese werden vor allem von kommerziellen Händlern auf der Seite eingestellt. Eine Entwicklung, die sich laut Donahoe künftig noch verstärken wird.

Der einstige Ebay-Fan Nägele fühlt sich jedenfalls nicht mehr so recht wohl auf dem virtuellen Marktplatz. Nach fast zehn Jahren bei dem Internet-Auktionshaus sieht er sich nun nach Alternativen zu Ebay um. "Teurere Artikel ab 50 Euro werde ich künftig nur noch bei kostenlosen Anzeigenmärkten im Internet oder in lokalen Zeitungen inserieren", sagt er.