Ein Chilene bezeichnet sie als „ideale Haustiere“ und exportiert die haarigen Achtbeiner in die ganze Welt. 30.000 Spinnen schickt er jedes Jahr per Flugzeug auf die Reise.

Batuco. Sie sind zahm, ruhig, anspruchslos und man muss nicht mit ihnen Gassi gehen. Vogelspinnen seien ideale Haustiere, findet der Chilene Juan Pablo Orellana und verkauft die haarigen achtbeinigen Tierchen in die ganze Welt. Mit großem Erfolg: 30.000 Spinnen schickt Orellana jedes Jahr in luftdurchlässige Schachteln verpackt per Flugzeug auf die Reise. Am größten ist die Nachfrage in den USA, doch im Moment ist der Züchter damit beschäftigt, eine Bestellung aus Deutschland über 3000 Tiere auf den Weg zu bringen.

„Am meisten fasziniert mich, 'raus zu gehen und neue Spinnenarten zu suchen“, sagt Orellana. In Chile seien nur elf Arten von Vogelspinnen wissenschaftlich beschrieben worden, doch er habe bereits mehr als 20 verschiedene entdeckt. Seine Spinnen sammelt Orellana in den Bergen nahe Santiago, auf seiner Farm in Batuco 60 Kilometer nördlich der Hauptstadt züchtet er die seltensten davon.

„Nicht jeder kann einen Hund oder eine Katze halten“, sagt der Tierarzt Juan González, der mit dem Spinnenzüchter zusammenarbeitet. „Vogelspinnen hingegen sind günstiger und brauchen keine große Aufmerksamkeit. Die Leute werden durch Internet und Fernsehen auf diese exotischen Tiere aufmerksam und wollen sie bei sich zu Hause halten.“

Die Vogelspinnen kosten zwischen zwei und 25 Dollar (1,50 bis 19 Euro). Jeder kann sie kaufen unter der Bedingung, sie einmal pro Woche mit Kakerlaken oder lebenden Würmern zu füttern. Die Weibchen können bis zu 25 Jahre alt werden. In der chilenischen Zuchtstation gibt es Spinnen mit rotem oder rosafarbenem Hinterleib, kupferfarbenem oder gestreiftem Pelz, mehr oder weniger Haaren.

Schon als er Agrarwissenschaften studierte, sammelte Orellana in seinem Haus Vogelspinnen und begann, sie übers Internet zu verkaufen. Das Geschäft lief so gut, dass er sein Hobby zum Beruf machte und die Firma AndeSpiders gründete, in der heute die ganze Familie mitarbeitet. Inzwischen schlüpfen die Spinnen nicht mehr im Wohnhaus, sondern in einer Zuchtstation außerhalb. „Die Aufzucht ist Handarbeit, die viel Geschick erfordert“, sagt Orellana. „Ich bevorzuge Frauen dafür, weil die Spinnen sehr empfindlich sind, und wenn man sie fallen lässt oder ein Bein verletzt, können sie sterben.“

Bis eine Spinne eine Größe erreicht, die sich gut verkaufen lässt, dauert es zwei bis drei Jahre. Die Pflegerinnen müssen dabei streng darauf achten, dass die Tierchen sich nicht zu nahe geraten. „Die Spinnen müssen allein leben, sie sind genetisch so programmiert. Man muss sie getrennt halten, um Kannibalismus zu vermeiden“, sagt der Veterinär González.

Für den Menschen sind die Spinnen nicht gefährlich. Mediziner von der Universität Antofagasta bestellten bei Orellana vor kurzem einige Vogelspinnen, um zu untersuchen, ob das Spinnengift vielleicht sogar heilsam sein könnte – zur Bekämpfung von Bakterien und Krebs.

In der Zuchtstation sind zwei Frauen in weißen Kitteln, mit Mundschutz und Latexhandschuhen bei der Arbeit. Sie sind gerade dabei, frisch geschlüpfte Spinnen zu trennen und in runde Plastikbehälter zu stecken – ein Teil der deutschen Bestellung. Doch eine Spinne auf der Farm wird nie verkauft werden: „Rufina“, ein pelziges, kaffeefarbenes Spinnentier so groß wie eine Handfläche. Orellana schenkte sie seiner Frau zur Verlobung.