Wie lernt man am besten Land und Leute kennen? Wie kommen wir ihnen besonders nahe? Rein ins Auto und raus ins Alte Land? Wohl kaum. Der Plan ist schnell gemacht, wir nehmen das Rad und - passenderweise - die Landkarte. Kein Navi, nur Papier. Und was man da erleben kann: Zum Beispiel den netten italienischen Busfahrer der Linie 150. Ihm ist Dienst nach Vorschrift egal, er nimmt uns samt Rädern mit. Ein Glück, denn die Strecke von Finkenwerder nach Cranz an Airbus vorbei ist zum Radeln nicht die schönste.

Fröhlicher wird es entlang des Elbdeichs in Richtung Borstel. Angler mit Sonntagsbier, höfliche Spaziergänger und coole Biker kommen uns entgegen.

In Königreich herrscht dagegen Ruhe. Dunkle Wolken über den zart blühenden Obstbäumen kündigen Regen an. Wohin nun? Ein Landcafe vielleicht? Ist in einer alten Windmühle untergebracht und deshalb in der Karte verzeichnet. Auf geht's. Die Karte macht Mut: Die Hälfte der Strecke nach Jork ist schon geschafft.

Am Ziel gibt es den besten Apfelkuchen, allerdings erst ab 15 Uhr. Das wusste die Karte nicht. Dann eben nur Kaffee. Immerhin ist der Kellner so charmant - wie können wir ihm da böse sein? Nebenan wird der erste Spargel angeboten, das versöhnt obendrein. Zu verlockend, um daran vorbeizufahren. Die Wegbeschreibung wird gleich mitgeliefert, Karte überflüssig. "Nach Lühe zur Fähre links herum, aber das ist noch ein ganzes Stück." Zumal es jetzt wie aus Eimern gießt. Das ist eben Landleben pur. Völlig durchnässt kommen wir nach einer Überfahrt in Wedel an. Möglichst schnell nach Hause soll es jetzt gehen, die Anschlussfähre ist aber nicht da. Und nun? Warten und Tee trinken im Cafe Willkomm-Höft in Schulau. Sahneschnitten, Schiffsmeldungen, Schwiegereltern-Alarm - nichts wie weg. Land und Leute haben wir kennengelernt und die Erkenntnis gewonnen: Der Weg ist das Ziel, und dieser lässt sich mit der guten alten Landkarte am schönsten finden.