Moderne Rosen sollen mehrmals im Jahr blühen und wundervoll duften. Dafür werden jährlich Tausende neuer Rosen gezüchtet, aber nur wenige schaffen es auf den Markt. Besuch bei einem der berühmtesten deutschen Züchter.

Auf Hummeln und Bienen, die es mal hier, mal da versuchen, ist kein Verlaß, wenn es um die Zucht geht. Da müssen schon Menschen ans Werk, die mit Bedacht und feinen Haarpinseln vorgehen, damit kein Blütenstäubchen auf einen falschen Stempel gerät. Auch bei Rosen Tantau in Uetersen geht es um mehr als die Reproduktion des Vorhandenen. Es geht um Höheres, um die Perfektion der Blumenaristokratie - die Rose.

Die nostalgische "Augusta Luise", eingeführt 1999, ist so eine Rose. Sie changiert von Rose über Apricotfarben bis Gelb und duftet herrlich. Oder die Edelrose "Black Magic" (1995), die mit ihrer samtig-dunkelroten Blüte besticht. Oder die reich blühende "Sweet Haze" (2003), eine Bodendecker-Rose, die mit ihren einfachen rosafarbenen Blütenblättern und auffälligen Staubgefäßen nicht nur dekorativ aussieht, sondern auch noch kerngesund ist.

Seit 100 Jahren züchtet Tantau Rosen, jedes Jahr bis zu 400 000 verschiedene Sorten. Nur wenige davon werden auserwählt, beobachtet und weiterentwickelt, bis sie reif für den Markt sind. Fünf bis sechs neue Sorten bringt das Unternehmen im Jahr heraus.

Georg Wieners ist seit zwölf Jahren mit dabei. "Für mich ist das Hauptkriterium für Gartenrosen immer noch Schönheit, das zweite Gesundheit, vor allem Resistenz gegen Sternruß- und Mehltau", sagt er. Die Ergebnisse kommen weltweit an. Mit dem Rosenzuchtbetrieb W. Kordes Söhne im nahen Klein Offenseth-Sparrieshoop beherrscht Tantau rund die Hälfte des Weltmarktes und gehört zur elitären Handvoll der renommiertesten Züchter neuer Schnitt- und Gartenrosensorten.

Dabei ist Rose nicht etwa gleich Rose. Jede Gruppe hat ihren besonderen Zweck und will anders eingesetzt werden, von der Edelrose über die Kletter- und die Strauchrose bis hin zur Bodendecker-, Zwerg- und Beetrose.

"Wir beschränken uns auf moderne Rosen", sagt Georg Wieners und meint damit, daß alle neuen Tantau-Züchtungen - mit individuellen Unterschieden - mehrfachblühend und relativ krankheitsresistent sind und möglichst duften. Eine Strategie, die auch andere Züchter wie Kordes verfolgen. "Am beliebtesten sind im Moment nostalgische Blütenformen bei Rosen mit Duft", sagt Wieners. Typische Vertreter dieser Formen sind die romantische "Bernstein Rose" (1987), die duftende cremeweiß-kirschfarbige "Nostalgie" (1995) und eben die "Augusta Luise".

So unterschiedlich die Zwecke, für die sie eingesetzt werden, so sehr ähneln sich die Bedürfnisse von Rosen.

Was Rosen brauchen:

Selbst die empfindlichsten Rosen bleiben gesund, wenn sie die richtigen Bedingungen vorfinden. Welche, erklärt Wieners hier:

Sonne sollte morgens und abends da sein, mittags möglichst nicht; der Boden muß luftig, locker und humos sein; regelmäßige Düngung, ausreichende Wässerung; nach der Blüte ist ein Pflegeschnitt nötig.

Je kühler übrigens die Nächte sind, (am besten um 10 Grad), desto größer die Blüte und intensiver die Farbe. Lehmböden mit Kompostgaben vermischt sind perfekt, weil sie die Nährstoffe halten. Aber auch sandige Böden, regelmäßig mit Komposterde angereichert, sind gut.

Was Rosen nicht vertragen , ist Frost. "Dabei sind nicht so sehr Winterfröste entscheidend, weil Pflanzen sich dann sowieso einziehen und ihre Kräfte zurückhalten", sagt Wieners. "Ich selber hatte bei minus 25 Grad kaum Verluste." Bei Spätfrösten im April und Mai jedoch, wenn die Rosen schon Saft haben, kann Frost sie bis in den Wurzelhals schädigen.

Pflanzorte: Man sollte vorherige Standorte von Mitgliedern der Familie der Rosacaeen meiden. Dazu gehören nicht nur andere Rosen, sondern auch Apfelbäume und Cotoneaster.

Blattlausbefall ist ärgerlich, aber die meisten Läusesorten kann man mit scharfem Wasserstrahl wegspritzen. Hartnäckigere, wie die zur Zeit auch Hamburg heimsuchende Wollige Napfschildlaus, kann man mit chemischen Mitteln (etwa systemischen Insektiziden - bekämpfen.

Wie man moderne Rosen schneidet, hängt von der Sorte ab. Manche blühen zwei Mal im Jahr relativ intensiv; andere blühen etwas schwächer als beim ersten Flor durchgehend bis spät in den Herbst hinein, wenn man Verblühtes konsequent herausschneidet.

Um bei Edelrosen den optimalen Eindruck zu erreichen - langstielig, mit einer großen Haupt- und zwei, drei Nebenblüten - und die Nachblüte anzuregen, sollte man sie anders als alle anderen Rosengruppen zurückschneiden: Man kappt den langen, diesjährigen Trieb über dem ersten vollständigen Fünferblatt (von der Wurzel her gesehen). Andere Rosen schneidet man über dem ersten Fünferblatt - von der Spitze des Triebes aus gesehen.

Ein Herbstschnitt ist ungünstig, weil die Blätter auch im Winter die Pflanze ernähren. Außerdem ist jeder Schnitt bei Kühle und Feuchtigkeit eine Eintrittsstelle für Frost und Pilzbefall. "Besser ist es, zu warten, bis die Forsythien blühen", sagt Wieners. "Dann ist es warm genug für einen Rückschnitt."

Gratiskatalog im Internet unter rosen-tantau.de