Bisher war Mode für Mollige einfach zu “alt“. Die meisten Üppigen aber sind jung. Und sie wollen keine Sondermodelle, sondern schicke Klamotten in großen Größen. Ein italienisches Label traute sich jetzt: Der Hersteller für Mode in XXL zeigte seine neuen Kollektionen auf dem Laufsteg an Models mit üppigen Formen. Nun ziehen andere nach.

Lächelnd stolzieren Models mit beneidenswerter Topfigur in Paris, Mailand, New York, London oder Stockholm über die Laufstege und präsentieren neue Modetrends für Frauen. Bloß: Für welche Frauen? Allein in Deutschland hat gut die Hälfte aller Frauen keine Modelfigur, sondern trägt Größe 42 und mehr, 41 Prozent der Frauen haben Übergewicht.

Jetzt endlich ein Hoffnungsschimmer, eine Trendwende: In Mailand swingten 18 selbstbewußte internationale Models in den stattlichen Konfektionsgrößen 42 und 44 im Scheinwerferlicht über den Laufsteg und führten vor, was für Frauen im Frühjahr und Sommer 2006 Mode werden soll. Erstaunt und erleichtert klatschten die (oft fülligen) Zuschauerinnen Beifall.

Und wie sieht sie aus, die neue Herbst- und Wintermode für die Größen ab 42 und 44? "Selbstbewußt, sexy, weiblich", sagt Federico Foti, der Verkaufsleiter des Mailänder Modeunternehmens Elena Miro in Deutschland, das seine große Kollektion charmant "Figura mediterrana" nennt.

Bisher hatten Kundinnen oft nur zwei Möglichkeiten, sich schick und modisch zu kleiden: entweder hungern, bis Größe 38 paßt, oder mühsam nach den paar modisch-schicken Teilen in ihrer Größe suchen. Aber auch hier ist eine Trendwende in Sicht.

Modefirmen wie H & M, C & A, Sisignora, Ulla Popken, Samoon (gehört zu Gerry Weber), die italienischen Labels (Marken) Elena Miro und Marina Rinaldi (gehört zu Max Mara) und Modedesignerinnen wie die Hamburgerin Anna Scholz in London bieten inzwischen moderne und top sitzende Teile an - bis Größe 54 oder 56!

Die Rasteder Expertin Ulla Popken, die ihre mehr als 300 Filialen in Europa jeden Monat mit einer neuer Kollektion auffüllt, trägt selbst Größe 48 und weiß, was Molligen gefällt: die gleiche Mode wie für die Schlanken, mit gut ausgetüftelten Schnitten. Die Auswahl ist beachtlich: Sie reicht bis zu schwarzen oder Nadel-gestreiften Hosenanzügen fürs Business, immer wieder anders gestylt mit Tops und Blusen.

Und noch eine frohe Mode-Botschaft: Was viele Frauen lange vermißt haben, ist wieder da - die weibliche, anschmiegsame, sanfte Linie. Zu sehen an taillierten, kürzeren Jacken, schmeichelnden Kaschmir- oder Merino-Pullovern.

Für Modebewußte ganz wichtig in diesem Herbst sind Röcke, Stufenröcke, Folkloreröcke aus transparenten Stoffen (mit blickdichtem Futter) und Jeans (mit figurfreundlichen Bundlösungen), kombiniert mit Shirts, die wie Röcke und Hosen mit glitzerndem Straß oder Pailletten verziert sind. Außerdem aktuell: taillierte Tweed-Jacken, tief dekolletierte Kaschmirpullover, Samt- und Denim-Jackets.

Und Ponchos: gestrickt, grob gewebt, geknöpft, mit oder ohne Fransen. Die Farben? "Fröhlich, ohne knallig zu wirken", sagt Ulla Popken. Lila, ein sanftes Grün, Grau, Himmelblau, zarte Blumenmuster oder Paisleys in Rot und viel, viel Schwarz. Ob modelschlank oder Durchschnittsfigur: Da spielt die Größe keine Rolle.