Hübsche Models mit den Konfektionsgrößen 36 und 38 gibt es zuhauf, aber solche wie Jacqueline Kähler sind rar: Die 36jährige Hamburgerin ist seit 1997 Oversize-Model mit stolzer Größe 44 und hat damit eine Marktlücke für sich gefunden. Während ihre Freunde den Job für die temperamentvolle kurvige Blondine absolut passend finden, "bekommen neue Bekanntschaften schon mal große Augen, wenn ich ihnen erzähle, was ich mache. Die haben noch nie etwas von molligen Models gehört."

Tatsächlich gehört der große und internationale Laufsteg noch immer den Schlanken - Jacquelines Welt sind eher die kleinen Showrooms der Modehäuser, Werbespots, Fotoshootings für Kataloge oder Messejobs. "Ich bin zwar Profimodel, aber außerhalb der Modesaison ist nicht so viel zu tun. Deswegen tanze ich auf mehreren Hochzeiten und arbeite zusätzlich noch als Schauspielerin und Sängerin", sagt die gelernte Fotolaborantin.

Überwindung habe es sie nie gekostet, ihre fülligen Formen auf dem Laufsteg zu präsentieren: "Ich gehe in dem Job absolut auf." Viel Selbstbewußtsein und Freude an der Arbeit geben ihr gerade die Mode-Kundinnen: "Die kommen häufig nach den Vorführungen zu mir, um mir zu sagen, wie sehr sie sich freuen, endlich mal tolle Kleider an Frauen ihrer Konfektionsgröße gezeigt zu bekommen."

Ob eher biedere Mode für ältere Frauen oder trendige Schnitte für jugendliche Mollige: "Ich führe alles vor." Einzig bei Anfragen für Dessous zögere sie, sagt Jacqueline. "Ich habe nun mal keine Paris-Hilton-Beinchen. Wenn die Wäschegeschichten aber schön und ästhethisch fotografiert werden, habe ich damit auch keine Probleme."

Zwar habe sich auf dem Modemarkt in den vergangenen Jahren einiges für Mollige getan - "vor allem im gehobenen Sektor gibt es traumhafte Klamotten". Aber die Auswahl in Läden sei immer noch viel zu gering, klagt Jacqueline. Faktisch liegt die gängigste Größe bei Frauen zwischen 42 und 44, dennoch böten viele Boutiquen Kleider nur bis Größe 38/40 an. Auch die Mode, die sie vorführt, "könnte etwas enger geschnitten sein", sagt das hübsche Oversize-Model. "Wer Größe 52 oder 54 trägt, der braucht Kleider, die gefällig und lässig fließen, aber mit meiner Größe kann man absolut noch Figur zeigen. Schließlich habe ich Format", sagt sie lachend.

Und von diesem Format möchte Jacqueline kein Stück abgeben. Naja, vielleicht eine Konfektionsgröße. 42 fände sie ganz gut, aber Größe 38 hält das pfundige Model nicht mehr für erstrebenswert: "Ich möchte doch aussehen wie eine richtige Frau."