Krimi: Ingvar Ambjörnsen erzählt in “Die Puppe an der Decke“ die verstörende Story zweier Schwestern.

lling als Buch, Elling als Film, Elling als Theaterstück: Mit der Ballade vom leicht entrückten Sonderling namens Elling hat sich der seit vielen Jahren in Hamburg lebende norwegische Schriftsteller Ingvar Ambjörnsen einen Namen gemacht. Das Rezept: Wir alle sind ein bißchen gaga, ein bißchen Elling halt, aber nicht so, daß es auf Dauer weh tut.

Doch Ambjörnsen kann auch anders. Er kann Romane schreiben, bei denen einem das Lachen im Halse stecken bleibt - falls man überhaupt lacht. Sein neuer Kriminalroman "Die Puppe an der Decke" ist so ein Buch. Atmosphärisch dicht erzählt ist es, rauh und wuchtig, dazu klaustrophobisch in der Wirkung und allein deshalb ein Lesegenuß.

Berichtet wird von zwei Schwestern. Die eine weilt seit einer Vergewaltigung in der Psychiatrie, wo sie regelmäßig versucht, sich den letzten Rest Leben zu nehmen, der in ihr noch schlummern mag. Die andere macht sich eines Morgens auf an den Ort ihrer gemeinsamen Kindheit und Jugend, um die Schwester zu rächen. Glaubt sie doch zu wissen, wer der Mann ist, der ihre Schwester damals so unsagbar gequält hat. Sie will ihn nicht einfach niederknallen, oh nein! Sie hat anderes vor. Sie schleicht sich in sein Leben, lernt seine Frau kennen, und die beiden sind bald beste Freundinnen. Allein, die Dinge geraten aus dem Lot. Und wie paßt das, was uns der Autor erzählt, mit dem zusammen, was er seine Heldin in ihr Laptop-Tagebuch tippen läßt? Was ist wahr, was ist Wahnsinn? Alles läuft auf einen Crash hinaus, zudem ist bald Weihnachten, und unsere Heldin hat die Wahl: das Fest allein zu verbringen oder im Kreise einer jungen, glücklichen Familie, über die sich ein dunkler Schatten senkt . . .

Ein echter Ambjörnsen, der mit jeder Seite mehr verstört. Und niemand ist da und schaltet das erlösende Licht an.

Ingvar Ambjörnsen: Die Puppe an der Decke. Deutsch von Gabriele Haefs, Fischer-Verlag, 188 Seiten; 6,90 Euro.