Dicke Kinder. Apfelschorle statt Cola, selbst angerührter Fruchtquark statt Fruchtzwerge, Vollkorn-Pausenbrötchen statt Milchschnitte: Es gibt gesunde Alternativen für Ihren Nachwuchs. Einfach vormachen - nicht nur ankündigen!

Das wächst sich schon raus. Denken viele Eltern, wenn sie ihren molligen Nachwuchs betrachten. Eine trügerische Hoffnung: Denn die Lieblingsspeisen der Kinder heißen Pizza, Pommes frites, Eis, Spaghetti und Hamburger! Und die bewirken, dass die Schulkinder zwar auch in die Höhe, viel mehr aber in die Breite wachsen. Zu viel Fett, zu viel Zucker und zu viel Weißmehlprodukte - das sind die drei gefährlichsten Dickmacher unserer Zeit. Hautenge Jeans, bauchfreie Hemdchen, Piercing im Nabel: Das können immer mehr Kinder und Jugendliche vergessen. Stattdessen verbergen sie unter weiten Schlabberhosen und T-Shirts ihre überflüssigen Pfunde. Und die Waage schlägt Alarm: Schon bei der Einschulung hat jedes vierte bis fünfte Kind in Deutschland Gewichtsprobleme, jeder vierte Jugendliche ist zu dick. Schreckliche Aussichten: Die meisten bleiben zeitlebens übergewichtig, wenn sie nicht rechtzeitig die schlanke Kurve kriegen. Und das heißt: anders essen und viel Bewegung. Aber wie und wo bloß damit anfangen? Ganz einfach scheint die Grundregel für die Funktion unseres Körpers zu sein: Nimmt der Mensch weniger Kalorien zu sich, als er verbraucht, nimmt er ab. Isst er mehr Kalorien, nimmt er zu. Aber das Kalorienzählen ist umständlich und macht Stress. Deshalb verspricht das Programm "Nicht weniger, sondern anders essen" und "Runter vom Sofa" mehr Erfolg. Also weg von der Milchschnitte, von der nach dem "Ernährungsbericht 2000" mehr als 40 Prozent der Sechs- bis Achtjährigen glauben, sie sei gesund. Das gilt auch für die "Fruchtzwerge", eine zuckrige, mit Aromastoffen vollgestopfte Milchspeise aus Frischkäse. Dafür hin zu frischem Obst, Gemüse und Vollkorn. Und wie war das mit dem Fernsehen? Dicke Kinder sitzen täglich mehr als zwei Stunden vor der Glotze, dünne eineinhalb. Wann eigentlich ist ein Kind zu dick? Speckpolster an Bauch, Po, Armen und Schenkeln können ein Indiz dafür sein. Eindeutiger ist der Body Mass Index (BMI), der sich aus dem Körpergewicht in Kilo, Alter, Geschlecht und der Körpergröße errechnet, verglichen mit Referenzwerten Gleichaltriger (zum Beispiel im Buch "Ganz schön propper", siehe unten, oder im Internet unter www.mybmi.de ). Auch der Kinderarzt weiß, wann ein Kind zu dick ist. Ein Kind schafft es aber nicht allein, seine Essgewohnheiten zu ändern, selbst Erwachsene sind oft nicht in der Lage, eine Diät durchzuhalten, wissen Psychologen und Ernährungsberater. Deshalb sollte sich die ganze Familie zusammentun und versuchen, gemeinsam gegen Speckpolster und körperliche Faulheit anzugehen (sehen Sie dazu die Hamburger Aktionen gegen Kinderpfunde, "Moby Dick" und "Rallye Energie", rechts außen). Diese Tipps können helfen, aus Mollis langfristig schlanke Kinder zu machen: Beteiligen Sie Ihre Kinder an der Planung der Mahlzeiten. Kaufen Sie gemeinsam ein und kochen Sie mit ihnen. Besuchen Sie mit ihnen einen Bauernhof, auf dem man frisches Gemüse kaufen kann. Kinder glauben oft, Gemüse und Obst kommen nur vom Supermarkt. Kündigen Sie auf keinen Fall "Gesundes Essen" an: Greifen Sie selber herzhaft zum knackigen Salat oder zur Gemüseplatte. Früher oder später kommen die Kinder auf den Geschmack. Verzichten Sie auf Kinderlebensmittel: Sie sind oft zu süß, zu fett, künstlich aromatisiert und oft gefärbt. Sie verhindern eine ausgewogene Ernährung. Essen Sie mindestens eine Mahlzeit mit Ihrem Kind und nie, wenn der Fernseher läuft. Lassen Sie Ihr Kind selbst entscheiden, wie viel es essen möchte. Verwenden Sie Senf, Tomatenmark oder Quark statt Butter als Brotaufstrich. Sprechen Sie keine pauschalen Verbote aus. Loben Sie auch die kleinsten Erfolge. Belohnen Sie Ihr Kind nie mit Süßigkeiten und lassen Sie keine Süßigkeiten oder Knabbereien herumliegen. Überlegen Sie, ob Ihr Kind nicht statt Süßigkeiten etwas ganz anderes will: Liebe, Freunde, Zuneigung. Werden Sie gemeinsam mit Ihren Kindern sportlich aktiv. Nutzen Sie den Hang der Kinder zur Nachahmung aus. Der schwäbische Spitzenkoch Vincent Klink vom Restaurant Wielandshöhe in Stuttgart sagt: "Guter Geschmack muss erst gebildet, die Neugierde am Essen erst geweckt werden."