Soko “Spickel“ geht 180 Hinweisen auf die flüchtigen Motorradfahrer nach, von denen einer einen 41-jährigen Polizisten erschossen haben soll.

Augsburg. Auf der Suche nach dem Augsburger Polizistenmörder und seinem Komplizen fehlt der Polizei noch immer eine heiße Spur. Bis Sonntag seien rund 180 Hinweise eingegangen, denen die mehr als 40 Beamten der Sonderkommission "Spickel“ nachgehen, wie die Polizei am Sonntag in Augsburg mitteilte.

Die beiden Täter hatten am Freitagmorgen im Augsburger Siebentischwald einen 41 Jahre alten Polizisten erschossen und seine 30 Jahre alte Kollegin verletzt. Sie wollten sich auf dem Motorrad einer Kontrolle entziehen.

Den Ermittlungen zufolge kann nicht ausgeschlossen werden, dass zumindest einer der Täter verletzt ist, da sowohl der getötete Polizist als auch seine Kollegin mehrere Schüsse auf die beiden abgaben. Bislang war nur bekannt, dass die Beamtin mehrmals geschossen hat.

Täter hatten große Reisetasche bei sich

Bekleidet waren die vermutlich jüngeren Täter mit Motorradhelmen, professionelle Motorradschutzkleidung hatten sie jedoch nicht. Der Beifahrer trug eine Art Cargohose mit zwei hellen aufgesetzten Taschen sowie eine über das Gesäß reichende dunkel glänzende, nicht gesteppte Jacke und schwarze Turnschuhe. Zudem hatten sie eine große, schwarze Reisetasche bei sich.

Das Motorrad, eine graue, rund 15 Jahre alte Honda CB 500 wurde in der Nacht zum 11. Oktober in Ingolstadt gestohlen, wie die Polizei nun weiter berichtete. Von den ersten Ermittlungsergebnissen erhofft sich die Polizei weitere Hinweise aus der Bevölkerung.

Zu den weiteren am Tatort aufgefundenen Gegenständen, wie etwa der großkalibrigen Schusswaffe, mit der der Beamte getötet wurde, wollte die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben machen. Alle Gegenstände würden allerdings auf DNA-Spuren untersucht.

Hintergrund: Gewalt gegen Polizisten nimmt seit Jahren zu

Die Gewalt gegen Polizisten nimmt Experten zufolge seit zehn Jahren stark zu. Die Kriminalstatistik verzeichne einen bundesweiten Anstieg von Widerstand gegen Polizeibeamte, stellte das Kriminologische Institut Niedersachsen (KfN) in einer Studie fest.

Mit dem tödlichen Schusswechsel in Augsburg steigt die Zahl der seit 1945 von Rechtsbrechern getöteten Polizisten der Gewerkschaft der Polizei (GdP) zufolge auf 392.

Allein 2010 gab es der Polizeilichen Kriminalstatistik zufolge über 21.000 Fälle von Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Auffällig ist: Die Täter werden immer jünger. Tatsächlich beruht der statistische Anstieg "ausschließlich auf einer starken Zunahme bei den jüngeren Altersgruppen“, heißt es in der Studie des KfN.

Bei den attackierten Beamten würden die Angriffe häufig zu physischer und psychischer Verletzung führen sowie zeitweilige Dienstunfähigkeit verursachen.

Mit Material von dpa und dapd