Die beiden Motorradfahrer, von denen einer den Polizisten tötete, bleiben flüchtig. 40-köpfige Soko setzt Suche in Augsburg und Umgebung fort.

Augsburg. Erste heiße Spur zum mutmaßlichen Polizistenmörder von Augsburg: Am Sonnabend hat die Polizei die mutmaßliche Tatwaffe gefunden. Aus ermittlungstaktischen Gründen wollte ein Sprecher der Polizei zunächst jedoch keine Angaben zur Art der Schusswaffe und zum Fundort machen. Die Polizei sucht mit mehr als 40 Ermittlern der Sonderkommission nach den weiter flüchtigen unbekannten Tätern. Rund 100 Hinweise aus der Bevölkerung seien allein zum Motorrad der Täter eingegangen. Die Ermittler gingen jedem einzelnen Hinweis nach. "Eine heiße Spur ist allerdings noch nicht dabei“, sagte der Sprecher.

Die beiden Unbekannten, vermutlich zwei Männer, waren am Freitagfrüh auf einem Motorrad, einer anthrazitfarbenen Honda CB 500, vor einer routinemäßigen Polizeikontrolle in den Siebentischwald geflüchtet. Ein Täter schoss dabei mehrmals auf den Polizisten. Der 41-Jährige wurde tödlich verletzt, seine 30 Jahre alte Kollegin wurde durch einen Streifschuss leicht verletzt.

Die Täter entkamen zu Fuß in den Stadtwald. Hunderte von Polizisten durchsuchten das gesamte Gebiet bis zum Abend –-ohne Erfolg. Die Suche nach den beiden Personen ist laut Polizei in dem mehrere Hektar großen Siebentischwald beendet und soll am Sonnabend in Augsburg und Umgebung verstärkt werden.

Für die weiteren Ermittlungen wurde eine Sonderkommission eingerichtet. Sie heißt "Spickel“ und wurde nach dem Augsburger Ortsteil benannt, in dem das Verbrechen geschah. "Wir arbeiten mit allem, was wir haben“, sagte der Polizeisprecher.

Oberstaatsanwalt Günther Zechmann: "Wir werden Ermittlungen aufnehmen wegen Mordes." Er vermutet, dass sich irgendetwas auf dem Parkplatz abgespielt hat, bei dem die Täter durch die Polizisten gestört wurden. Zechmann spricht von einem sogenannten Verdeckungsmord. Vielleicht sollte auf dem Parkplatz ein Drogendeal oder etwas Ähnliches abgewickelt werden. Ob er spekuliert oder mehr weiß, will der Oberstaatsanwalt nicht näher erläutern. Sicher sei allerdings, dass es sich um "schwere Jungs" handelt. Als heiße Spur gilt das zurückgelassene Motorrad, auch wenn sich das Kennzeichen A - L 307 als gefälscht herausgestellt hat.

Hintergrund: Gewalt gegen Polizisten nimmt seit Jahren zu

Die Gewalt gegen Polizisten nimmt Experten zufolge seit zehn Jahren stark zu. Die Kriminalstatistik verzeichne einen bundesweiten Anstieg von Widerstand gegen Polizeibeamte, stellte das Kriminologische Institut Niedersachsen (KfN) in einer Studie fest.

Mit dem tödlichen Schusswechsel in Augsburg steigt die Zahl der seit 1945 von Rechtsbrechern getöteten Polizisten der Gewerkschaft der Polizei (GdP) zufolge auf 392.

Allein 2010 gab es der Polizeilichen Kriminalstatistik zufolge über 21.000 Fälle von Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Auffällig ist: Die Täter werden immer jünger. Tatsächlich beruht der statistische Anstieg "ausschließlich auf einer starken Zunahme bei den jüngeren Altersgruppen“, heißt es in der Studie des KfN.

Bei den attackierten Beamten würden die Angriffe häufig zu physischer und psychischer Verletzung führen sowie zeitweilige Dienstunfähigkeit verursachen.

Mit Material von dpa und dapd