Die Sorge um die Gewalt im Berliner Nahverkehr hält an: Fast jeden Tag kommt es zu Attacken gegen Fahrgäste. Es gibt wieder drei neue Fälle.

Berlin. Die Serie von Gewaltausbrüchen im Berliner Nahverkehr setzt sich fort. Am vergangenen Wochenende kam es nach Polizeiangaben zu drei Gewalttaten. Im schwersten Fall des am Sonnabend auf dem S-Bahnhof Schöneweide brutal zusammengeschlagenen Mannes gibt es erste Ermittlungserfolge: Nach Angaben eines Polizeisprechers gilt inzwischen eine Person mit osteuropäischem Migrationshintergrund als dringend tatverdächtig. Weitere Einzelheiten gab die Polizei zunächst nicht bekannt.

Kurz nach der Attacke in Schöneweide war am Sonnabend in Schöneberg eine junge Frau in einer U-Bahn während der Fahrt brutal ausgeraubt worden. Die 18-Jährige hatte in der Linie 7 mit geschlossenen Augen Musik über die Kopfhörer ihres Handys gehört. Plötzlich hielt ihr ein Mann mit aller Gewalt den Mund zu, so dass sie nicht um Hilfe rufen konnte. Sein Komplize packte ihre Beine und hielt sie fest. Dann schnappten sich die Männer das Handy der wehrlosen Frau, schlugen ihr ins Gesicht und flüchteten am U-Bahnhof Eisenacher Straße.

In der Nacht zum Sonntag kam es auf dem U-Bahnhof Elsterwerdaer Platz in Biesdorf zu einem dritten Zwischenfall: Drei junge Männer rissen in einer U-Bahn ein Plakat ab und pöbelten dann gegen 4.00 Uhr einen 19-Jährigen auf dem Bahnsteig an. Als seine 17-jährige Freundin schlichten wollte, eskalierte die Situation. Die drei Verdächtigen im Alter von 18 und 19 Jahren traktierten den jungen Mann mit Tritten und Schlägen, die Rangelei verlagerte sich gefährlich nah an die Bahngleise.

Als die Polizei eintraf, leisteten die drei Schläger erheblichen Widerstand. Sie verletzten drei der Beamten leicht an Kopf und Oberkörper, wurden dann aber festgenommen. Auch der zuvor angegriffene 19-Jährige erlitt leichte Verletzungen. Gegen das Schlägertrio ermittelt die Polizei jetzt wegen gemeinschaftlicher Sachbeschädigung, gefährlicher Körperverletzung und Widerstands gegen Polizeivollzugsbeamte.

Nach dem brutalen Überfall auf einen 22-Jährigen am Sonnabenmorgen auf dem S-Bahnhof Schöneweide liegt das Opfer nach wie vor im Krankenhaus. Nach Berichten der „Bild“-Zeitung ist der junge Mann Bundeswehr-Soldat und war bereits zwei Mal im Kampfeinsatz in Afghanistan. Die Bundespolizei konnte das am Montag auf Nachfrage nicht bestätigen. Zwei Unbekannte hatten dem Mann nach einem heftigen Streit mit Tritten regelrecht das Gesicht zertrümmert.

+++ Bahnhof-Schläger brechen 22-Jährigen Gesichtsknochen +++

Videoaufnahmen von der Tat gibt es nicht, weil auf dem Bahnhof keine Kameras montiert sind. Tatzeugen konnten aber wichtige Hinweise zu den beiden gesuchten Männern geben. Auch das Opfer wurde inzwischen vernommen. Eine Person mit osteuropäischem Migrationshintergrund gilt als dringend tatverdächtig. Die Fahnder seien „sehr zuversichtlich“, die flüchtigen Täter dingfest machen zu können, sagte ein Polizeisprecher am Montag.

In den letzten Monaten haben schwere Überfälle in Berliner U- und S-Bahnhöfen immer wieder bundesweit Entsetzen ausgelöst. Erst am Freitag war unter großer Anteilnahme das 23 Jahre alte Opfer einer tödlichen Hetzjagd beigesetzt worden. Guiseppe M. war am 17. September im U-Bahnhof Kaiserdamm von jungen Männern angegriffen worden. Auf der Flucht rannte er in ein Auto und kam dabei ums Leben.

Die Gewaltexzesse im Nahverkehr werden wohl auch Thema bei den Koalitionsverhandlungen von SPD und CDU sein, die am Mittwoch beginnen.