Paris/Düsseldorf/Seyne-les-Alpes/Hamburg. Laut einem Bericht befand er sich deswegen in ärztlicher Behandlung.Ex-Freundin berichtet von Andeutung der Tat durch Andreas L. im Jahr 2014.

Neue Details zum Co-Piloten des in den französischen Alpen abgestürzten Germanwings-Fluges 4U 9525: Wie die "Bild"-Zeitung (Sonnabend-Ausgabe) berichtet, soll Andreas L. die Tat bereits im vergangenen Jahr angedeutet haben. Demnach habe er einer Ex-Freundin - einer Flugbegleiterin - gegenüber damals eine rätselhafte Bemerkung gemacht. "Als ich vom Absturz hörte, ging mir immer wieder ein Satz durch den Kopf, den er sagte: 'Eines Tages werde ich etwas tun, was das ganze System verändern wird, und alle werden dann meinen Namen kennen und in Erinnerung behalten.' Ich wusste nie, was er damit meinte, aber jetzt ergibt es einen Sinn", sagte die 26-Jährige, die anonym bleiben wolle, der Zeitung.

Die Interviewte beschreibt Andreas L. als "netten und aufgeschlossenen" Menschen, der allerdings Kritik an seiner beruflichen Situation geäußert habe. "Wir haben immer sehr viel über Arbeit gesprochen, und da wurde er ein anderer Mensch, er hat sich aufgeregt, unter welchen Umständen wir arbeiten müssen. Zu wenig Geld, Angst um den Vertrag, zu viel Druck." Offizielle Einschätzungen zu der Aussage der Frau gibt es noch nicht.

Nach Erkenntnissen der französischen Staatsanwaltschaft ließ der 27-jährige Copilot den Airbus A320 von Germanwings am Dienstag absichtlich in Südfrankreich in eine Felswand stürzen, als der Flugkapitän ihn vermutlich für eine Toilettenpause allein im Cockpit gelassen hatte. "Er hat es getan, weil er gemerkt hat, dass durch seine gesundheitlichen Probleme sein großer Traum von einem Job bei der Lufthansa, von einem Job als Kapitän und als Pilot von Langstrecken, so gut wie unmöglich war. Ob Liebesprobleme dazukamen, weiß ich nicht", zitierte die Zeitung die frühere Freundin. "Über seine Krankheit hat er nie viel gesprochen, nur dass er deswegen in psychiatrischer Behandlung war."

Nach Auskunft der Interviewten lernte sie Andreas L. im vergangenen Jahr auf einem gemeinsamen Flug kennen. "Ich wollte nie, dass es offiziell wird, daher haben wir uns in Hotels getroffen, da ich Liebe auf der Arbeit nicht gut finde." Getrennt habe sie sich von Andreas L., "weil immer klarer wurde, dass er Probleme hat. Er ist in Gesprächen plötzlich ausgerastet und schrie mich an. Ich hatte Angst." Andreas L. sei nachts aufgewacht und habe geschrien. Ihn hätten Absturz-Albträume geplagt. "Er konnte vor anderen Menschen gut verstecken, was mit ihm wirklich läuft."

In den französischen Alpen wurde unterdessen am Sonnabend den fünften tag in Folge die Suche nach Opfern des Germanwings-Absturzes fortgesetzt. Die Arbeiten waren über Nacht unterbrochen worden. Bilder des französischen Fernsehens zeigten am Morgen, wie Hubschrauber erneut in den Einsatz flogen. Die Retter konzentrieren sich neben der Bergung und Identifizierung der Leichen weiter auf die Sicherung der Unfallstelle in dem schwierigen Gelände. Rechtsmediziner arbeiten bereits an der Identifizierung der sterblichen Überreste, die schon ins Tal gebracht wurden. Weiter gesucht wird nach dem zweiten Flugschreiber des Airbus der Lufthansa-Tochter Germanwings. Er soll weitere Erkenntnisse zum Geschehen im Cockpit vor dem Absturz liefern.

Am Freitag war bekannt geworden, dass der Co-Pilot des abgestürzten Airbus von Germanwings nach Erkenntnissen der Ermittler vor seinem Arbeitgeber eine Erkrankung verheimlicht hat. Die Fahnder entdeckten bei dem 27-Jährigen zu Hause „zerrissene, aktuelle und auch den Tattag umfassende Krankschreibungen“, wie die Staatsanwaltschaft Düsseldorf am Freitag mitteilte. Ein Abschiedsbrief oder ein Bekennerschreiben wurden nicht gefunden.

Der Fluggesellschaft Germanwings lag nach eigenen Angaben keine Krankschreibung des Co-Piloten vor. Das Luftfahrt-Bundesamt bat das Aeromedical-Center der Lufthansa um Akteneinsicht. Der 27-jährige Andreas L. steht im Verdacht, auf Flug 4U 9525 den Piloten aus dem Cockpit ausgesperrt und die Maschine mit 150 Menschen an Bord mit voller Absicht auf Todeskurs gebracht zu haben.

Die Auswertung des Stimmenrekorders hatte ans Licht gebracht, dass der Co-Pilot seinem Kollegen nach einem Toilettengang nicht mehr die automatisch verriegelte Cockpit-Tür öffnete. Danach soll er nach derzeitigem Ermittlungsstand das Flugzeug eigenmächtig auf Sinkflug gebracht haben. Bis zuletzt ist auf der Aufnahme Atmen zu hören.

Abendblatt.de hält Sie zu den Ereignissen rund um den Germanwings-Absturz auf dem Laufenden:

19.00 Uhr: Am Sonnabend haben Ermittler Leichenteile des Co-Piloten der abgestürzten Germanwings-Maschine identifizieren können. Dies berichtet die "Bild am Sonntag" vorab unter der Berufung auf eine entsprechende Bestätigung französischer Ermittler. Die Identifizierung der sterblichen Überreste des Co-Piloten wurde mittels eines DNA-Abgleichs vorgenommen

Co-Pilot litt offenbar unter Sehstörungen

17.29 Uhr: Der Co-Pilot der abgestürzten Germanwings-Maschine litt nach einem Pressebericht unter massiven Sehstörungen. Wie "Bild am Sonntag" vorab meldet, hatte sich der 27-Jährige deswegen in ärztliche Behandlung begeben. Ob diese Probleme organischer oder psychosomatischer Natur waren, sei derzeit unklar und Gegenstand von Ermittlungen. Jedenfalls hätten sie seine Flugtauglichkeit gefährdet, berichtete das Blatt weiter.

Französische Ermittler schließen technischen Fehler nicht aus

15.35 Uhr: Französische Ermittler untersuchen auch die Möglichkeit eines technischen Defekts der Unglücksmaschine. „Derzeit kann die Hypothese eines technischen Fehlers nicht ausgeschlossen werden“, sagte der Chef der in Düsseldorf eingesetzten französischen Ermittler, Jean-Pierre Michel, am Sonnabend dem französischen Sender BFMTV. Die Ermittlungen gingen voran, es fehlten aber noch „technische Details“. Bei den gemeinsamen Ermittlungen sollten Erkenntnisse vom Absturzort und dem Flugverlauf mit Ergebnissen der deutschen Ermittler verbunden werden, sagte Michel.

Co-Pilot soll früher häufig in Absturzgegend gereist sein

13.05 Uhr: Der Co-Pilot der abgestürzten Germanwings-Maschine soll die Unglücksregion in den Alpen als Jugendlicher gut gekannt haben. Seine Eltern seien dort mit ihrem Flugverein hingereist, sagte Francis Kefer vom Flugfeld in Sisteron dem französische Sender iTele. Sisteron liegt gut 40 Kilometer westlich der Absturzstelle in den südostfranzösischen Alpen.

„Zwischen 1996 und 2003 ist der Club aus Montabaur regelmäßig hierhergekommen“, sagt Kefer in dem Bericht vom Samstag. Auch der Copilot sei damals mit seinen Eltern dabei gewesen. Der Verein sei zum Segelfliegen gekommen. In Deutschland gebe es die meisten Segelflieger, sagte Kefer.

Luftfahrt-Bundesamt nimmt Einsicht in Personalakte

12.49 Uhr: Das Luftfahrt-Bundesamt in Braunschweig hat die Personalakte des Germanwings-Co-Piloten, der am Dienstag einen Airbus in den französischen Alpen zum Absturz gebracht haben soll, geprüft. „Wir haben Einsicht in die Unterlagen genommen und die Erkenntnisse mündlich an die Staatsanwaltschaft gegeben“, sagte Holger Kasperski vom Luftfahrt-Bundesamt am Sonnabend. „Mehr gibt es dazu aktuell nicht zu sagen“, fügte Kasperski hinzu. Andernfalls könne es die Ermittlungen gefährden.

Flugreisende in NRW starten "voll Vertrauen" zu Piloten in Osterurlaub

11.52 Uhr: Tausende Reisende sind am Samstag von den Flughäfen in NRW in die zweiwöchigen Osterferien gestartet. In Düsseldorf bildeten sich vor den Abfertigungsschaltern ebenso Schlangen wie an der Trauerstelle für die Opfer des Germanwings-Absturzes in der Abflughalle, wo die Flughafenverwaltung täglich zwei neue Kondolenzbücher auslegt. Viele Passagiere sagten, sie hätten trotz der Katastrophe Vertrauen in die Crew und Piloten ihrer Maschinen. „Wir gehen voller Vertrauen an Bord unseres Flugzeugs“, sagte zum Beispiel ein Mann aus Kaarst, der mit seiner Ehefrau nach Sardinien fliegen wollte.

Trauergottesdienst für Absturzopfer in Digne-les-Bains

11.15 Uhr: In der Kathedrale Notre-Dame-du-Bourg der französischen Gemeinde Digne-les-Bains haben am Sonnabend Einwohner der Opfer des Flugzeugabsturzes vom Dienstag gedacht. In dem voll besetzten romanischen Bau versammelten sich mehrere Hundert Menschen zur Andacht. Vor dem Altar brannten 150 Kerzen zur Erinnerung an die Opfer. Digne-les-Bains liegt nur wenige Kilometer von der Unglücksstelle entfernt, wo der Germanwings-Airbus am Dienstag abgestürzt war.

Lufthansa schaltet ganzseitige Traueranzeigen

09.09 Uhr: Mit ganzseitigen Anzeigen in großen deutschen Tageszeitungen haben die Lufthansa und ihre Tochter Germanwings den Hinterbliebenen der Absturzopfer ihre Anteilnahme bekundet. „Der unfassbare Verlust von 150 Menschenleben erfüllt uns mit tiefster Trauer. Unser aufrichtiges Beileid, unsere Gedanken und Gebete gelten allen Angehörigen und Freunden unserer Gäste und Kollegen“, hieß es in der am Samstag erschienenen Anzeige. Zugleich dankten Lufthansa und Germanwings den „vielen tausenden von Helfern“ aus zahlreichen Ländern. Unterzeichnet ist die Anzeige von Lufthansa-Chef Carsten Spohr und Germanwings-Chef Thomas Winkelmann.

Andreas L. soll Tat bereits 2014 angedeutet haben

08.35 Uhr: Wie die "Bild"-Zeitung (Sonnabend-Ausgabe) berichtet, soll Andreas L. die Tat bereits im vergangenen Jahr angedeutet haben. Demnach habe er einer Ex-Freundin - einer Flugbegleiterin - gegenüber damals eine rätselhafte Bemerkung gemacht. "Als ich vom Absturz hörte, ging mir immer wieder ein Satz durch den Kopf, den er sagte: 'Eines Tages werde ich etwas tun, was das ganze System verändern wird, und alle werden dann meinen Namen kennen und in Erinnerung behalten.' Ich wusste nie, was er damit meinte, aber jetzt ergibt es einen Sinn", sagte die Frau, die anonym bleiben wolle, der Zeitung.

Die Interviewte beschreibt Andreas L. als "netten und aufgeschlossenen" Menschen, der allerdings Kritik an seiner beruflichen Situation geäußert habe. "Wir haben immer sehr viel über Arbeit gesprochen, und da wurde er ein anderer Mensch, er hat sich aufgeregt, unter welchen Umständen wir arbeiten müssen. Zu wenig Geld, Angst um den Vertrag, zu viel Druck."

MH370-Angehörige trauern mit 4U 9525-Hinterbliebenen

07.41 Uhr: Angehörige der Passagiere des verschwundenen Malaysia-Airlines-Fluges MH370 sprachen den Hinterbliebenen des abgestürzten Germanwings-Fluges am Sonnabend ihr Beileid aus. „Unsere Gedanken und Gebete sind mit den Familien und Freunden der Passagiere und Besatzungsmitglieder von 4U9525“, schrieben die MH370-Familien auf ihrer Facebook-Seite. „Wir geben ihnen unsere Unterstützung in diesen herzzerreißenden Zeiten.“

Staatlicher Trauerakt am 17. April

07.30 Uhr: Mit einem Gottesdienst und einem staatlichen Trauerakt im Kölner Dom wollen Politik und Kirche am 17. April der Opfer gedenken. Erwartet werden neben Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auch Vertreter aus Frankreich, Spanien und anderen Ländern, aus denen die Opfer der Flugkatastrophe stammten. Auch für die Bevölkerung werde es die Möglichkeit geben, an der Trauerfeier im Dom teilzunehmen. Eine Uhrzeit stehe noch nicht fest.

Lufthansa zahlt Hinterbliebenen Soforthilfe

06.01 Uhr: Nach dem Absturz der Germanwings-Maschine in den französischen Alpen sollen die Hinterbliebenen der Opfer finanzielle Soforthilfe bekommen. Eine Sprecherin der Konzernmutter Lufthansa bestätigte am Freitagabend einen entsprechenden „Tagesspiegel“-Bericht. „Lufthansa zahlt bis zu 50 000 Euro pro Passagier zur Deckung unmittelbarer Ausgaben“, zitierte die Zeitung (Sonnabend) einen Germanwings-Sprecher.

(HA/afp/dpa/epd/kna/rtr/ap)