Paris/Düsseldorf/Seyne-les-Alpes/Hamburg. Die Trauerfeier soll am 17. April stattfinden, Staatsoberhäupter und Öffentlichkeit sind eingeladen. Germanwings zahlt den Angehörigen nun Soforthilfe.

Der Co-Pilot des abgestürzten Airbus von Germanwings hat nach Erkenntnissen der Ermittler vor seinem Arbeitgeber eine Erkrankung verheimlicht. Die Fahnder entdeckten bei dem 27-Jährigen zu Hause „zerrissene, aktuelle und auch den Tattag umfassende Krankschreibungen“, wie die Staatsanwaltschaft Düsseldorf am Freitag mitteilte. Ein Abschiedsbrief oder ein Bekennerschreiben wurden nicht gefunden. Am Freitag wurde bekannt, dass am 17. April ein staatlicher Trauerakt für die Opfer im Kölner Dom stattfinden soll.

Ermittler hatten am Donnerstag zwei Wohnungen des Mannes durchsucht, der aus Montabaur bei Koblenz stammte und seit 2013 als Co-Pilot für Germanwings flog. Sichergestellt wurden Dokumente, „die auf eine bestehende Erkrankung und entsprechende ärztliche Behandlungen hinweisen“, erklärte die Staatsanwaltschaft weiter. Über die Art der Erkrankung wurde nichts mitgeteilt, die Ermittler hatten aber nach Hinweisen auf ein psychisches Leiden gesucht.

Der Fluggesellschaft Germanwings lag nach eigenen Angaben keine Krankschreibung des Co-Piloten vor. Das Luftfahrt-Bundesamt bat das Aeromedical-Center der Lufthansa um Akteneinsicht. Der 27-jährige Andreas L. steht im Verdacht, auf Flug 4U 9525 den Piloten aus dem Cockpit ausgesperrt und die Maschine mit 150 Menschen an Bord mit voller Absicht auf Todeskurs gebracht zu haben.

Die deutschen Fluggesellschaften zogen schnell Konsequenzen und verschärften mit sofortiger Wirkung ihre Regeln für die Besetzung im Cockpit. Kein Pilot darf sich bis auf weiteres mehr allein dort aufhalten. Weltweit reagierten auch viele andere Airlines.

Bundespräsident Joachim Gauck nahm am Vormittag an einem Gedenkgottesdienst im westfälischen Haltern teil. 16 Schüler und zwei Lehrerinnen des dortigen Gymnasiums waren an Bord des Airbus, der am Dienstag auf dem Flug von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen an einem Bergmassiv zerschellte.

Bei den Bergungsarbeiten am Absturzort konnten die Einsatzkräfte bislang nur Leichenteile sammeln. „Wir haben bisher keinen einzigen intakten Körper geborgen“, sagte ein Sprecher der Gendarmerie in Seyne-les-Alpes. Er sprach von rund 400 bis 600 gefundenen Leichenteilen. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Suche nach dem zweiten Flugschreiber, der weitere Erkenntnisse zum Geschehen im Cockpit liefern könnte. Die Suche wurde am Abend für die Nacht unterbrochen.

Germanwings eröffnet am Samstag in der Nähe der Absturzstelle ein Betreuungszentrum für Angehörige. Für Freitag war ein vierter Sonderflug mit Hinterbliebenen aus Barcelona geplant. Von den etwa 50 Angehörigen, die am Donnerstag die Unglücksstelle besucht hatten, flogen die meisten wieder zurück nach Deutschland. Der Bundesrat gedachte zu Beginn seiner Sitzung der Opfer, unter denen laut Auswärtigem Amt 75 Deutsche sind.

Die Auswertung des Stimmenrekorders hatte ans Licht gebracht, dass der Co-Pilot seinem Kollegen nach einem Toilettengang nicht mehr die automatisch verriegelte Cockpit-Tür öffnete. Danach soll er nach derzeitigem Ermittlungsstand das Flugzeug eigenmächtig auf Sinkflug gebracht haben. Bis zuletzt ist auf der Aufnahme Atmen zu hören.

Das Universitätsklinikum Düsseldorf bestätigte am Freitag, dass L. dort Patient war. „Meldungen, wonach Andreas L. wegen Depressionen in unserem Haus in Behandlung gewesen sei, sind jedoch unzutreffend“, erklärte eine Sprecherin.

Bundespräsident Gauck versprach den Angehörigen der Absturzopfer Unterstützung. Es entstehe ein „Band des Mitleidens und Mittrauerns“, sagte er nach dem Gottesdienst in Haltern. Er wurde von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft begleitet.

Hinterbliebene der Opfer sollen eine finanzielle Überbrückungshilfe von jeweils bis zu 50 000 Euro bekommen. Eine Lufthansa-Sprecherin bestätigte einen entsprechenden „Tagesspiegel“-Bericht am Abend.

Die zwischenzeitlich eingeführte Zwei-Personen-Regel fürs Cockpit gilt für deutsche Airlines erst einmal vorläufig. Dies sei nach Abstimmungen mit dem Verkehrsministerium und dem Luftfahrt-Bundesamt so beschlossen worden, teilte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) am Freitag mit. Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow hatte den Schritt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur bereits am Donnerstagabend angekündigt. Am Freitag gab auch die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) eine entsprechende vorübergehende Empfehlung ab.

Auch Lufthansa will die neuen Regeln für sämtliche Passagierflüge umsetzen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) begrüßte die Verschärfung. „Das Vier-Augen-Prinzip im Cockpit ist eine richtige Überlegung“, sagte er am Freitag der dpa. In Großbritannien ändern die meisten Airlines ihre Regeln nach einer Empfehlung der Flugsicherheitsbehörde. In Österreich verpflichtete die zuständige Austro Control alle Fluglinien zu der Änderung.

Die skandinavische Fluggesellschaft SAS, Air Baltic, Norwegian und Air Canada führen ebenfalls das Vier-Augen-Prinzip ein. „Das bedeutet, dass wenn einer der Piloten das Cockpit verlässt, etwa um auf Toilette zu gehen, eines der Crewmitglieder ins Cockpit gehen muss“, sagte eine Sprecherin der norwegischen Fluglinie der dpa. Von Air France hieß es, man verfolge aufmerksam die Entwicklungen und die Untersuchungsergebnisse.

Lesen Sie hier die Ereignisse des Freitag zum Absturz im chronologischen Protokoll nach:

Staatlicher Trauerakt am 17. April

21.09 Uhr: Mit einem Gottesdienst und einem staatlichen Trauerakt im Kölner Dom wollen Politik und Kirche am 17. April der Opfer gedenken. Erwartet werden neben Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auch Vertreter aus Frankreich, Spanien und anderen Ländern, aus denen die Opfer der Flugkatastrophe stammten. Auch für die Bevölkerung werde es die Möglichkeit geben, an der Trauerfeier im Dom teilzunehmen. Eine Uhrzeit stehe noch nicht fest.

Französische Absturzermittler treffen in Düsseldorf ein

20.31 Uhr: Eine Delegation der französischen Gendarmerie ist bei der Polizei in Düsseldorf eingetroffen. Die französischen Beamten dürften in Deutschland keine eigenen Ermittlungen führen, sagte ein Sprecher am Freitag. Es gehe lediglich um einen „intensiven Informationsaustausch“.

Lufthansa zahl Angehörigen Geld für unmittelbare Ausgaben

18.30 Uhr: Die Lufthansa bietet den Hinterbliebenen von Opfern des Absturzes der Germanwings-Maschine vom Dienstag eine Überbrückungshilfe von bis zu 50.000 Euro an. Den Angaben der Sprecherin zufolge wird den Hinterbliebenen das Geld unabhängig von möglichen weitergehenden Ansprüchen als Ersthilfe angeboten. Dieser Betrag müsse auch auf jeden Fall nicht zurückgezahlt werden.

Nach Einschätzung von Luftfahrtexperten könnten auf den Konzern deutlich höhere Entschädigungsansprüche zukommen. "Die Lufthansa haftet unbegrenzt", zitierte der "Tagesspiegel" den Privatdozenten für Luftverkehrsrecht, Wolf Müller-Rostin. Entschädigungen dürften sich zwischen mehreren zehntausend und mehreren hunderttausend Euro pro umgekommenem Passagier bewegen, sagte demselben Blatt der auf dieses Fachgebiet spezialisierte Wiesbadener Rechtsanwalt Holger Hopperdietzel.

Rettungskräfte bergen nur Leichenteile

17.41 Uhr: Am Absturzort haben Rettungsdienste bisher nur Leichenteile sammeln können. „Wir haben bisher keinen einzigen vollständigen Körper geborgen“, sagte Kriminaltechniker Patrick Gendarmerie am Freitag am Einsatzort in Seyne-les-Alpes. Er sprach von etwa 400 bis 600 Leichenteilen, die gefunden worden seien. Es gebe einige Übereinstimmungen mit den DNA-Proben, die bei Angehörigen der Opfer genommen worden seien. Es werde versucht, die Leichenteile den Opfern zuzuordnen. Dabei würden alle Mittel eingesetzt, um den Familien ihre Angehörigen zurückgeben zu können.

Zahl der Stornierungen nicht auffällig gestiegen

17.41 Uhr: Bei Germanwings treten kaum mehr Passagiere von ihren Flügen zurück als sonst. Die Zahl der Stornierungen sei nicht signifikant gestiegen, teilte ein Germanwings-Sprecher am Freitag auf Anfrage mit. Das Unternehmen bietet seit dem Unglück eine „großzügige Kulanzregelung“ für Kunden an, die erst einmal nicht mehr fliegen wollen. Auch Air Berlin, Condor, Lufthansa und TuiFly verzeichnen nach dem Absturz des Fluges 4U 9525 nicht mehr Stornierungen, wie das Handelsblatt (Online-Ausgabe) berichtet. Allerdings seien die Nachfragen besorgter Fluggäste gestiegen. Normalerweise ist Angst - rein rechtlich gesehen - kein Grund, um einen gebuchten Flug kostenlos stornieren zu können.

Germanwings lag keine Krankmeldung vor

16.39 Uhr: Der Fluggesellschaft Germanwings lag nach eigenen Angaben keine Krankschreibung des Co-Piloten vor.

Uni-Klinik: Co-Pilot nicht wegen Depressionen in Klinik behandelt

15.43 Uhr: Der Co-Pilot des abgestürzten Germanwings-Jets war Patient der Universitätsklinik Düsseldorf. Das bestätigte das Klinikum am Freitag in einer Mitteilung. „Meldungen, wonach Andreas L. wegen Depressionen in unserem Haus in Behandlung gewesen sei, sind jedoch unzutreffend“, erklärte eine Sprecherin. Auskünfte über eventuelle Krankheiten des Mannes machte die Klinik nicht, auch nicht, in welcher Abteilung er Patient war. Der Co-Pilot sei erstmals im Februar 2015 und zuletzt am 10. März als Patient am Uni-Klinikum vorstellig geworden. „Es handelte sich um diagnostische Abklärungen“, teilte die Klinik mit. Einzelheiten unterlägen der ärztlichen Schweigepflicht. Die Krankenakten würden noch am Freitag der ermittelnden Staatsanwaltschaft Düsseldorf übergeben. Die Klinik werde die Ermittlungen nachdrücklich und vorbehaltlos unterstützen, sagte der Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums, Prof. Klaus Höffken.

Gottesdienst für Opfer in Düsseldorf

15.40 Uhr: Mit einem Gottesdienst haben die evangelische und katholische Kirche in Düsseldorf am Freitagabend der Opfer des Flugzeugabsturzes in den französischen Alpen gedacht. In ihrer Predigt sprach sich die evangelische Superintendentin Henrike Tetz dazu aus, Trauer und Hilflosigkeit zuzulassen. „Wir fassen es nicht, dass jemand den Tod sucht und nicht nur sein Leben, sondern auch das Leben vieler anderer zerstört“, sagte sie. Den Gottesdienst in der Düsseldorfer Altstadt gestaltete Tetz gemeinsam mit dem katholischen Stadtdechanten Rolf Steinhäuser und Mitarbeitern der Notfall- und Flughafenseelsorge. Einige der Absturzopfer hätten in Düsseldorf gelebt und gearbeitet, „waren unsere Freunde, Kollegen, Nachbarn“, sagte die Düsseldorfer Superintendentin. „Wir sind erschüttert darüber, wie schnell Menschen schuldlos in den Tod gerissen werden.“

Facebook-Userin dankt Germanwings-Piloten für beruhigende Ansprache

14.59 Uhr: Viele Passagiere steigen in diesen Tagen mit einem mulmigen Gefühl in ein Flugzeug. Auf Facebook hat sich eine Frau nun bei einem Germanwings-Piloten für seine einfühlsame Begrüßung bedankt und dafür große Aufmerksamkeit im Netz erfahren. Am Mittwochmorgen sei sie von Hamburg nach Köln geflogen. Vor dem Start sei der Pilot in die Kabine gekommen, habe jeden persönlich begrüßt und eine kleine Ansprache gehalten, so beschreibt sie es auf Facebook. „Darüber, wie ihn und die Crew das Unglück getroffen hat. Darüber, dass auch die Crew ein flaues Gefühl hat [...] dass auch er Familie hat [...] und dass er alles dafür tut, abends wieder bei ihnen zu sein.“ Der ganze Flieger habe daraufhin applaudiert. „Ich möchte diesem Kapitän danken. Dafür dass er verstanden hat, was alle dachten. Und dafür, dass er es schaffte, dass zumindest ich danach ein gutes Gefühl bei dem Flug hatte.“ Der Eintrag wurde auf Facebook knapp 16.000 Mal geteilt, rund 290 000 Leser klickten auf „like“.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Facebook, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Luftfahrtbundesamt fordert Einsicht in Akten des Co-Piloten

14.38 Uhr: Nach dem Absturz des Germanwings-Airbusses hat das Luftfahrt-Bundesamt (LBA) in Braunschweig beim Aeromedical-Center der Lufthansa um Einsicht in die Akten des Co-Piloten gebeten. Das LBA werde die Unterlagen anschließend der französischen Staatsanwaltschaft übergeben, sagte ein LBA-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur am Freitag.

Keine Angaben von Germanwings zur Krankschreibung des Co-Piloten

14.18 Uhr: Die Fluggesellschaft Germanwings hat sich inhaltlich nicht zu den Ermittlungsergebnissen geäußert, dass der Co-Piloten am Unglückstag krankgeschrieben war. Wenn der 27-Jährige die Krankschreibung nicht von sich aus beim Arbeitgeber eingereicht habe, habe Germanwings davon keine Kenntnis bekommen, sagte ein Sprecher am Freitag. Das sei wie bei anderen Berufen auch. Die Ermittler hatten in der Wohnung des Co-Piloten nach eigenen Angaben eine zerrissene Krankschreibung für den Absturztag gefunden.

Germanwings streicht Werbung in London

14.05 Uhr: Die Londoner Nahverkehrsgesellschaft Transport for London hat nach dem Absturz der Germanwings-Maschine mehrere Dutzend großflächiger Anzeigen der deutschen Fluglinie entfernt. In den Anzeigen wurde für Flüge nach Deutschland mit dem Slogan geworben: „Get ready to be surprised“, zu deutsch etwa: „Machen Sie sich auf eine Überraschung gefasst.“

Ermittlungen wegen YouTube-Videos

13.44 Uhr: Die Kölner Polizei ermittelt gegen einen jungen Mann wegen Verunglimpfung und Beleidigung der Opfer des Germanwings-Absturzes. Der 20-Jährige aus dem Rheinland habe die Toten, auch die Schüler aus Haltern, unter anderem auf sexueller Basis beleidigt, sagte am Freitag ein Polizeisprecher. Internetnutzer hätten auf das Video hingewiesen. Der junge Mann habe darin auch gefragt, warum nicht 200 Menschen gestorben seien? „Das hat nichts mehr mit Satire zu tun“, sagte Polizeisprecher Dirk Weber. Es sei Strafanzeige gestellt worden.

Das Video entstand auf dem Kölner Neumarkt und wurde in der Nacht zum Freitag ins Netz gestellt. Nach Angaben der Polizei war es bis zum Vormittag bei YouTube und Facebook zu sehen. Der 20-Jährige wurde bereits vernommen. Im Anschluss habe er das Video aus dem Netz genommen. Die Polizei ermittelt jetzt wegen Beleidigung auf sexueller Basis und wegen der Verunglimpfung des Ansehens Verstorbener.

Offiziell: Airlines führen neue Cockpit-Regel ein

13.33 Uhr: Jetzt ist es offiziell: Die deutschen Fluggesellschaften führen ab sofort die Zwei-Personen-Regel im Cockpit ein. Die Airlines hätten die freiwillige Vereinbarung als Reaktion auf das tragische Flugzeugunglück in Frankreich beschlossen, teilte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) in Berlin mit. Danach müssen immer zwei autorisierte Crewmitglieder im Cockpit eines Flugzeuges sein.

Co-Pilot an Uniklinik in Behandlung

13.31 Uhr: Nach Informationen des "Tagesspiegel" (Sonnabend) war Co-Pilot Andreas L. in der Uniklinik Düsseldorf wegen Depressionen in Behandlung. Das erfuhr die Zeitung nach eigenen Angaben aus informierten Kreisen in Düsseldorf. "Das Puzzle-Spiel setzt sich zusammen", sagte der Informant laut Vorabmeldung.

Lufthansa drohen Millionenforderungen

13.21 Uhr: Germanwings-Mutter Lufthansa droht nach dem Absturz eine Schadenersatzzahlung in zweistelliger Millionenhöhe. "Die Lufthansa wird den Angehörigen der Opfer Schadenersatz in insgesamt niedriger zweistelliger Millionenhöhe zahlen müssen", sagte Elmar Giemulla, Professor für Luftfahrtrecht an der TU Berlin, der "Rheinischen Post" (Sonnabend).

Auch Germania ändert Cockpit-Regel

13.18 Uhr: Die deutsche Fluggesellschaft Germania hat ebenfalls die sogenannte Zwei-Personen-Regel im Cockpit eingeführt. Das Unternehmen reagiere damit auf den vorläufigen Ermittlungsstand zum Flugzeugabsturz in Südfrankreich, erklärte Germania in Berlin. Die Regelung sei vorläufig und gelte ab sofort. Die Entscheidung sei in enger Abstimmung mit den anderen deutschen Fluggesellschaften und dem Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) getroffen und dem Luftfahrtbundesamt (LBA) mitgeteilt worden. Es handele sich um eine "Vorsichtsmaßnahme", erklärte Firmenchef Karsten Balke. Ungeachtet dessen habe das Unternehmen "weiterhin vollumfängliches und uneingeschränktes Vertrauen in die Piloten und Kabinenbesatzungen der Germania".

Die Stellungnahme der Staatsanwaltschaft im Wortlaut:

12.59 Uhr: „Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hat am gestrigen Abend die Durchsuchung der Wohnungen des verstorbenen Co-Piloten in Düsseldorf und Rheinland-Pfalz abgeschlossen.

Die Maßnahmen haben nicht zur Auffindung eines sog. Abschiedsbriefes oder Bekennerschreibens geführt. Ebenso wenig haben sich Anhaltspunkte für einen politischen oder religiösen Hintergrund des Geschehens ergeben.

Ermittler hatten die Düsseldorfer Wohnung von Andreas L. am Donnerstag durchsucht
Ermittler hatten die Düsseldorfer Wohnung von Andreas L. am Donnerstag durchsucht © Sascha Steinbach/Getty Images

Allerdings wurden Dokumente medizinischen Inhalts sichergestellt, die auf eine bestehende Erkrankung und entsprechende ärztliche Behandlungen hinweisen. Der Umstand, dass dabei u.a. zerrissene, aktuelle und auch den Tattag umfassende Krankschreibungen gefunden wurden, stützt nach vorläufiger Bewertung die Annahme, dass der Verstorbene seine Erkrankung gegenüber dem Arbeitgeber und dem beruflichen Umfeld verheimlicht hat. Vernehmungen hierzu sowie die Auswertung von Behandlungsunterlagen werden noch einige Tage in Anspruch nehmen. Sobald belastbare Erkenntnisse vorliegen, werden wir die Angehörigen und die Öffentlichkeit weiter informieren.

Die Kolleginnen und Kollegen in Frankreich sind vom Dezernenten des Verfahrens über die vorläufigen Ergebnisse der auch von französischer Seite angeregten Maßnahmen in Kenntnis gesetzt worden.“

Auch Airline SAS verschärft Regeln

12.54 Uhr: Auch die skandinavische Fluggesellschaft SAS verschärft ihre Regeln im Cockpit. Dort dürfe sich künftig kein Pilot mehr alleine aufhalten, sagte ein Sprecher. „Wir werden das so schnell wie möglich umsetzen, innerhalb einiger Tage.“

Montabaur-Bürgermeister bittet um Rücksicht auf Familie von L.

12.46 Uhr: Der Bürgermeister von Montabaur, der Heimatstadt des Co-Piloten der abgestürzten Germanwings-Maschine, hat sich entsetzt über die Katastrophe und die gegen den 27-Jährigen erhobenen Vorwürfe gezeigt. "Wir hier in Montabaur sind tief betroffen", sagte der Bürgermeister der Verbandsgemeinde, Edmund Schaaf (CDU), am Freitag. Der Absturz sei eine "schreckliche Tragödie". Zu den Vorwürfen gegen Andreas L., er habe das Flugzeug absichtlich zum Absturz gebracht, "können und wollen wir keine Stellungnahme abgeben", hob Schaaf hervor. Er verwies dazu auf die Ermittlungsbehörden.

"Unabhängig davon, ob die Vorwürfe gegen den Co-Piloten zutreffen oder nicht, haben wir Mitleid mit seiner Familie", sagte Schaaf. Er bat zudem darum, Rücksicht auf die Angehörigen zu nehmen.

Co-Pilot war für Unglückstag krankgeschrieben

12.38 Uhr: Co-Pilot Andreas L. war nach Angaben der Staatsanwaltschaft Düsseldorf in medizinischer Behandlung. Bei den Durchsuchungen seien kein Abschiedsbrief oder ein Bekennerschreiben gefunden worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Es gebe keine Anhaltspunkte für einen politischen oder religiösen Hintergrund.

"Allerdings wurden Dokumente medizinischen Inhalts sichergestellt, die auf eine bestehende Erkrankung und entsprechende ärztliche Behandlungen hinweisen." Der Umstand, dass dabei zerrissene, aktuelle und auch den Tattag umfassende Krankschreibungen gefunden wurden, stütze nach vorläufiger Bewertung die Annahme, dass der Verstorbene seine Erkrankung gegenüber dem Arbeitgeber und dem beruflichen Umfeld verheimlicht habe.

Stele in den Alpen erinnert an Absturzopfer

12.36 Uhr: In den französischen Alpen gibt es bereits einen ersten Gedenkort. In dem Ort Le Vernet, der am nächsten an der Absturzstelle liegt, erinnert eine Stele an die 150 Opfer. „In Erinnerung an die Opfer des Flugzeugunglücks vom 24. März 2015“, ist darauf in vier Sprachen zu lesen: Französisch, Deutsch, Spanisch und Englisch.

In Le Venet erinnert eine Stele an die 150 Absturzopfer
In Le Venet erinnert eine Stele an die 150 Absturzopfer © dpa

Das Mahnmal sei sehr rasch aufgestellt worden, sagte der Bürgermeister des Nachbarortes Seyne-les-Alpes. Die Präfektur der Region habe die Entscheidung zur Errichtung der Stele getroffen.

Staatsanwaltschaft kündigt neue Infos an

12.11 Uhr: Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft will sich noch heute zum Stand der Ermittlungen äußern. Die Düsseldorfer Polizei kündigte für die Behörde eine schriftliche Mitteilung an.

Britische Medienberichte über einen „entscheidenden Fund“ in den Unterlagen des Co-Piloten stufte die Polizei als sprachliches Missverständnis ein. Einem englischen Journalisten habe man wie zuvor deutschen Journalisten bestätigt, dass bei den Durchsuchungen „Beweismittel sichergestellt“ worden seien.

Dies sei aber nach deutschem Verständnis neutral für alle beschlagnahmten Gegenstände gemeint, nicht im Sinne eines entscheidenden Beweises. Berichte vom Fund eines Abschiedsbriefes wurden ebenfalls zurückgewiesen: „Niemand hat irgendetwas von einem Abschiedsbrief gesagt“, sagte ein Polizeisprecher. „Die Sachen müssen erst ausgewertet werden.“

Air-Berlin-Chef garantiert sichere Billigflieger

12.06 Uhr: Air Berlin rechnet nicht mit weniger Flugreisen. „Das sehe ich ganz und gar nicht“, sagte Vorstandschef Stefan Pichler in Berlin. „Insgesamt denke ich, dass Reisen in den nächsten Jahren ein Wachstumsmarkt sein wird.“ Auch für Billigfluggesellschaften sei Sicherheit die Basisvoraussetzung. „Wer nicht safe und secure fliegt, der hat kein Geschäft“, fügte Pichler hinzu. Für Air Berlin gelte: „Der Flugbetrieb ist für uns kein Wettbewerbsfaktor, denn da muss man sicher sein. Punkt.“

Gauck: "Sind nicht nur funktionierende Wesen"

12.01 Uhr: Bundespräsident Joachim Gauck hat den Angehörigen der Absturzopfer sein Mitgefühl ausgedrückt und Unterstützung versprochen. Nach dem Besuch eines Gedenkgottesdienstes in Haltern sagte er, es entstehe ein „Band des Mitleids und Mittrauerns“. In der Notsituation erweise sich, „dass wir in einer Gesellschaft von Menschen leben und nicht nur von funktionierenden Wesen“, sagte Gauck, der von der nordrhein-westfälischen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) begleitet wurde.

Bundespräsident Joachim Gauck (l.) und Halterns Bürgermeister Bodo Klimpel auf dem Weg zum Trauergottesdienst
Bundespräsident Joachim Gauck (l.) und Halterns Bürgermeister Bodo Klimpel auf dem Weg zum Trauergottesdienst © dpa

Zu den trauernden Mitschülern und Angehörigen habe er gesagt, dass nicht alles Leid abgewendet werden könne, aber „dass wir Arme und Hände haben um zu helfen wo wir es tun können“, versicherte der Bundespräsident.

TV-Sender nehmen lustige Shows aus Programm

11.58 Uhr: Aus Rücksicht auf die Opfer der Germanwings-Katastrophe fällt an heute Abend die „heute-show“ im Zweiten aus. Darauf haben sich Oliver Welke und das ZDF verständigt, wie der Sender mitteilte. „Die "heute-show" ist ein Wochenrückblick. Und auf diese Woche satirisch zurückzublicken, ist unserer Meinung nach nicht angebracht“, wird Welke zitiert. Auch Jan Böhmermanns Satiresendung „Neo Magazin Royale“ in der Nacht zu Sonnabend wurde aus dem Programm genommen. Es war zuvor auch bei ZDFneo nicht über den Sender gegangen. Allerdings ist es im Netz verfügbar.

Bereits am Donnerstagabend war „aus gegebenem Anlass“ das Satireformat „extra 3“ nicht ausgestrahlt worden. Am Dienstag - dem Tag der Flugzeugkatastrophe mit 150 Toten - war Stefan Raabs ProSieben-Comedysendung „TV total“ bei ProSieben ausgefallen.

RTL verschiebt angesichts des Germanwings-Absturzes auch den für nächsten Donnerstag angesetzten Film „Starfighter - Sie wollten den Himmel erobern“. In dem Drama geht es um die Piloten der 60er Jahre- Kampfflugzeuge mit dem Namen Starfighter - 262 Maschinen stürzten ab.

Leichenbergung hat Vorrang

11.55 Uhr: In den französischen Alpen ist die Suche nach der zweiten Blackbox fortgesetzt worden. Die Ermittler in der Nähe von Seyne-les-Alpes konzentrieren sich zudem auf die möglichst schnelle Identifizierung der 150 Opfer des Absturzes, darunter 75 Deutsche. Mehrere Familienangehörige hatten bei ihrem Besuch in der Unglücksregion am Donnerstag DNA-Proben abgegeben.

Ein Retter birgt eine Leiche an der Unglücksstelle bei Seyne-les-Alpes
Ein Retter birgt eine Leiche an der Unglücksstelle bei Seyne-les-Alpes © Anne-Christine Poujoulat/AFP

Ein Sprecher der Polizei sagte vor Ort, zunächst würden die "biologischen Elemente" gesammelt und dann erst die Trümmer des A320. Dutzende Rettungskräfte und Experten der wissenschaftlichen Abteilung der Polizei sollten mit vier Hubschraubern an die Absturzstelle an einem steilen Berghang in den Alpen gebracht werden.

Valls fordert von Lufthansa alles Infos

11.42 Uhr: Der französische Ministerpräsident Manuel Valls hat Lufthansa aufgefordert, alle Informationen über den mutmaßlich für den Absturz der Germanwings-Maschine verantwortlichen Co-Piloten zur Verfügung zu stellen. Nur so könne man versuchen nachzuvollziehen, wie dieser Pilot dazu gekommen sei, diese schreckliche Tat auszuführen, sagte Valls dem französischen Sender iTele. Bis zum Ende der Ermittlungen werde nichts ausgeschlossen.

Weitere Pilotenverbände verärgert

11.35 Uhr: Mit großer Verärgerung haben Pilotenverbände darauf reagiert, dass Ermittlungsinformationen zum Germanwings-Absturz vorab an Medien weitergegeben worden sind. Der französische Pilotenverband SNPL kündigte am Freitag an, Anzeige wegen Verrats von Berufsgeheimnissen zu erstatten. Der europäische Pilotenverband ECA fürchtet um die Unabhängigkeit der Ermittlungen.

Dass Daten aus dem Stimmenrekorder der Germanwings-Maschine so schnell öffentlich gemacht worden seien, sei ein schwerer Verstoß gegen akzeptierte Standards der Unfallaufklärung, kritisierte der Brüsseler Verband. Er verwies auf ähnliche Kritik des internationalen Berufsverbandes Ifalpa.

Grund für die geplante Anzeige des französischen SNPL sind Berichte der „New York Times“, die Informationen auf Basis des Stimmrekorders der abgestürzten Maschine noch vor der Pressekonferenz des Staatsanwaltes verbreitet hatte. Das bedeute, dass es eine undichte Stelle gegeben habe, sagte der Präsident der Vereinigung, Eric Derivry, im französischen Sender BFMTV.

Die informelle Weitergabe von Informationen behindere die Ermittler in ihrer Arbeit, erklärte die ECA. „Die notwendige Führung der Sicherheitsermittler scheint von Strafverfolgungs-Erwägungen verdrängt worden zu sein“, beklagte der Verband. „Dies ist äußerst schädlich und macht es schwerer, die Luftfahrt durch Lehren aus dieser Tragödie sicherer zu machen.“

Die internationale Pilotenverband Ifalpa mit Sitz im kanadischen Montreal äußerte sich ähnlich und sprach in einer Mitteilung von einem „Vertrauensbruch gegenüber allen an der Untersuchung Beteiligten und den Familien der Opfer“. Eine frühe Veröffentlichung von Teilergebnissen aus der Auswertung des Stimmenrekorders behindere die Untersuchungen. Eine solche Nutzung der Informationen sei „eine inakzeptable Störung der Privatsphäre“, die auf „Sensationalismus und Voyeurismus der übelsten Sorte“ abziele.

Die ECA (European Cockpit Association) vertritt nach eigenen Angaben 38.000 Piloten aus Europa. Die Ifalpa beschreibt sich als Dachverband für mehr als 100 Berufsorganisationen mit mehr als 100.000 Piloten.

Angehörige zurück in Düsseldorf

11.30 Uhr: Angehörige der Absturzopfer sind in der Nacht wieder in Düsseldorf gelandet. Die Hinterbliebenen der Passagiere und der Crew seien getrennt mit Flugzeugen von Lufthansa sowie Germanwings zurückgekehrt, bestätigte ein Sprecher des Flughafens.

Etwa 50 Angehörige der bei dem Absturz ums Leben gekommenen Menschen waren am Donnerstagmorgen von Düsseldorf aus zur Unglücksstelle in Südfrankreich gestartet. Mit an Bord war ein etwa 20-köpfiges Betreuerteam aus Seelsorgern, Ärzten und Psychologen.

Der Krisenstab am Flughafen Düsseldorf wurde am Donnerstag aufgelöst. Die psychologische Betreuung sei an die Germanwings-Teams übergeben worden, sagte der Flughafensprecher.

EASA will Zwei-Personen-Regel empfehlen

11.25 Uhr: Die europäische Flugaufsichtsbehörde EASA wird künftig möglicherweise die ständige Anwesenheit von zwei Personen im Cockpit empfehlen. "Das ist eine Möglichkeit, die derzeit geprüft wird", sagte ein mit den Gesprächen vertrauter Insider der Nachrichtenagentur Reuters. "Es wäre dann allerdings keine Vorschrift, sondern eine Empfehlung." Dies würde zu rascheren Ergebnissen führen als ein länglicher Gesetzgebungsprozess.

Trauerexperte: Auch an Eltern des Co-Piloten denken

11.17 Uhr: Angehörige von Suizidenten müssen nach Erfahrung des Nürnberger Trauerexperten Jürgen Kaufmann nicht nur mit der Trauer und dem Entsetzen, sondern auch mit Zorn und eigenen Vorwürfen fertig werden. "Sie fragen sich, was sie selber nicht gesehen, vielleicht falsch gemacht haben oder was sie hätten erkennen müssen", sagt der katholische Theologe und Pastoralreferent. Er bietet in der Offenen Kirche Sankt Klara regelmäßig Trauerandachten an, zweimal im Jahr für die Hinterbliebenen nach einem Suizid.

Der Fall des Flugzeugabsturzes in Südfrankreich sei besonders schwer, sagte Kaufmann. Die Angehörigen des Mannes bräuchten jetzt massive Unterstützung und Schutz, dass sie nicht stellvertretend angegriffen würden, so der Theologe. Zudem legten sie nun selbst die eigenen Handlungen und Worte aus der Vergangenheit auf die Goldwaage. Wichtig sei, dass sich die Angehörigen von Suizidenten mit anderen Betroffenen austauschen könnten. "Es ist eine Stütze, wenn man sieht, dass die Fragen und die Vorwürfe, die man hat, auch bei anderen vorhanden sind."

Der Pastoralreferent arbeitet bei seinen Andachten mit der Selbsthilfeorganisation "Angehörige um Suizid" (AGUS) zusammen. Ein Betroffener erzählt dabei im geschützten Raum die eigene Geschichte. Diese Auseinandersetzung vor anderen, eingebettet in eine gottesdienstähnliche Feier sei ein wichtiger Punkt, betonte Kaufmann. "Das hat etwas Befreiendes."

Dobrindt begrüßt Vier-Augen-Prinzip

11.12 Uhr: Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat die geplanten Konsequenzen der großen deutschen Fluggesellschaften aus dem Germanwings-Absturz begrüßt. „Das Vier-Augen-Prinzip im Cockpit ist eine richtige Überlegung“, sagte Dobrindt. Nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft soll sich künftig kein Pilot während des Fluges mehr allein im Cockpit aufhalten dürfen. Noch heute soll dies mit dem Luftfahrt-Bundesamt besprochen werden.

Grüner fordert EU zum Handeln auf

10.59 Uhr: Die Grünen im Europaparlament haben die EU-Kommission und die Regierungen der Mitgliedstaaten zum Handeln aufgefordert. Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im EU-Parlament, Michael Cramer, forderte im Deutschlandfunk eine europäische Richtlinie zur Flugsicherheit. Dabei gehe es nicht nur um die Frage, ob immer zwei Personen im Cockpit sein müssten, sondern auch um eine Begrenzung von Bereitschaftszeiten für Piloten und Vorgaben für die einheitliche Wartung von Flugzeugen.

Grünen-Politiker Michael Cramer
Grünen-Politiker Michael Cramer © Picture Alliance

Dass der Co-Pilot der Germanwings-Maschine das Flugzeug offenbar absichtlich zum Absturz gebracht habe, sei "ein sehr tragischer Einzelfall", sagte Cramer. "Gegen totale Absicht kann man nichts machen. Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht." Es stelle sich aber schon die Frage, ob der Co-Pilot so gehandelt hätte, wenn während der Abwesenheit des Piloten "ein Steward oder eine Stewardess dabei gewesen" wäre.

"Wenn man die Konsequenzen sieht, bin ich für ein europäisches Gesetz, weil es natürlich auch in der Luftfahrt einen enormen Wettbewerb um die billigsten Preise gibt", sagte Cramer. "Und oft geht dann das billigste Angebot auch auf mangelnde Sicherheit zurück." Cramer verwies auf die Länge der Dienstzeiten von Piloten. "Ich will nicht von einem Piloten geflogen werden, der schon zehn oder zwölf Stunden Bereitschaftsdienst hat, der übermüdet ist." Auch die Wartung der Flugzeuge sei "nicht überall gleich". Nötig sei deshalb eine europäische Regelung, "die alle verpflichtet".

Aus seiner Sicht seien nun die Staats- und Regierungschefs gefragt, um das zu ermöglichen, sagte Cramer. "Die sollten sagen, ja, wir wollen die höchstmögliche Sicherheit." Geld sollte dabei "keine Rolle spielen", sagte der Grünen-Politiker. Schließlich müssten die europäischen Airlines keine Kerosin-Steuer und auf internationalen Verbindungen keine Mehrwertsteuer bezahlen. Sie bekämen "deshalb 30 Milliarden Euro vom europäischen Steuerzahler".

Pilotenverband sucht Maulwurf in Stimmrekorder-Affäre

Der Voice Recorder der verunglückten Germanwings-Maschine
Der Voice Recorder der verunglückten Germanwings-Maschine © Reuters | HANDOUT

10.46 Uhr: Der französische Pilotenverband SNPL will im Zusammenhang mit den Ermittlungen zum Germanwings-Absturz Anzeige wegen Verrats von Berufsgeheimnissen erstatten. Grund sind Berichte der „New York Times“, die Informationen auf Basis des Stimmrekorders der abgestürzten Maschine noch vor der Pressekonferenz des Staatsanwaltes verbreitet hatte. Das bedeute, dass es eine undichte Stelle gegeben habe, sagte der Präsident der Vereinigung, Eric Derivry, im französischen Sender BFMTV. Deswegen habe der Verband beschlossen, Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten.

Germanwings beteiligt sich an Angehörigen-Betreuung

10.42 Uhr: Germanwings eröffnet an diesem Sonnabend ein Betreuungszentrum für Angehörige in der Nähe des Absturzortes des Fluges 4U 9525. Derzeit würden noch Betreuer rekrutiert, teilte die Lufthansa-Tochter in Köln mit. „In diesen dunklen Stunden gilt unsere ganze Aufmerksamkeit der emotionalen Betreuung der Angehörigen und Freunde der Opfer von Flug 9525“, erklärte Germanwings-Chef Thomas Winkelmann laut einer Mitteilung. „Das Leid, das diese Katastrophe verursacht hat, ist unermesslich. Dafür gibt es keine Worte und keinen Trost.“

Die Gesellschaft hat bislang in drei Maschinen Angehörige der Opfer in die Nähe der Unfallstelle geflogen. Auch für heute ist noch ein Flug aus Barcelona geplant.

Ermittler schweigen zu Berichten über Co-Piloten

10.19 Uhr: Weder die Polizei noch die Staatsanwaltschaft wollen sich zu einem Bericht von "Spiegel Online" äußern, wonach in der Düsseldorfer Wohnung Hinweise auf eine psychische Erkrankung des Co-Piloten gefunden worden seien. "Wir machen keine Zwischenangaben zum Stand der Ermittlungen", erklärte die Staatsanwaltschaft. Bislang gebe es keine Planungen, im Laufe des Tages über den Stand der Ermittlungen zu berichten, sagte der Polizeisprecher.

Trauergottesdienst in Haltern mit Gauck

10.12 Uhr: Gauck nimmt in diesen Minuten an einem nicht öffentlichen Trauergottesdienst in Haltern teil. Wenn sich die Möglichkeit ergibt, will der Bundespräsident im Anschluss auch mit Angehörigen und Freunden der Opfer persönlich sprechen, wie eine Sprecherin des Bundespräsidialamts in Berlin sagte.

Ex-Sicherheitschef skeptisch wegen Cockpit-Regel

9.52 Uhr: Der ehemalige Sicherheitschef der polnischen Fluggesellschaft LOT, Jerzy Dziewulski, hat sich skeptisch über die Einführung der Zwei-Personen-Regel im Cockpit geäußert. Flugbegleiter im Cockpit könnten während der Abwesenheit eines der Piloten nichts machen, um eine Katastrophe zu verhindern, sagte er im polnischen Nachrichtensender „TVN 24“. „Der Pilot in der Kabine sagt: Setz dich, fass nichts an, du hast keine Ahnung. Ich bin derjenige, der die Maschine steuert.“

Schweigeminute im Bundesrat

9.43 Uhr: Der Bundesrat hat seine heutige Sitzung mit einer Gedenkminute für die Opfer des Absturzes begonnen. "Wir sind zutiefst betroffen und erschüttert über dieses tragische Unglück", sagte Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) als Bundesratspräsident vor der Länderkammer. "Wir können den Schmerz der Angehörigen und Freunde nicht lindern, aber wir sind in Gedanken bei ihnen und fühlen mit."

Britische Airlines ändern Cockpit-Regeln

9.40 Uhr: Auch die meisten britischen Luftfahrtgesellschaften haben ihre Cockpit-Regeln geändert und verlangen die Anwesenheit von ständig mindestens zwei Menschen. Die Flugsicherheitsbehörde Civil Aviation Authority sei mit allen Airlines in Kontakt getreten und habe empfohlen, „alle nötigen Vorkehrungen zu treffen“.

Bei den Fluggesellschaften Virgin Atlantic, Easyjet, Monarch und Thomas Cook muss künftig ein Mitglied der Kabinen-Besatzung sich im Cockpit aufhalten, wenn einer der Piloten seinen Platz verlassen muss. British Airways wollte sich zunächst nicht äußern. Die Biligflieger Jet2 und Flybe sowie der irische Billiganbieter Ryanair hatten die Regelung nach eigenen Angaben schon vor dem Absturz des Germanwing-Airbusses über den französischen Alpen eingeführt.

Berichte: Andreas L. war in Behandlung

9.33 Uhr: Co-Pilot Andreas L. hatte Medienberichten zufolge psychische Probleme. Ermittler hätten bei der Durchsuchung der Düsseldorfer Wohnung des Co-Piloten, der das Flugzeug gegen eine Felswand in den französischen Alpen gesteuert haben soll, Hinweise auf eine psychische Erkrankung entdeckt, meldete Spiegel Online am Freitag. Um welche Hinweise es sich dabei handelte, war zunächst unklar.

Nach einem Bericht von "Bild" befand sich der 27-Jährige vor sechs Jahren insgesamt eineinhalb Jahre in psychiatrischer Behandlung. Er sei in seinen Flugschulkursen mehrfach wegen Depressionen zurückgestuft worden. Bei Abschluss seiner Ausbildung 2009 wurde dem Bericht zufolge eine "abgeklungene schwere depressive Episode" diagnostiziert. Auch vor dem Flugzeugabsturz habe er sich in "besonderer, regelhafter medizinischer Betreuung befunden", zitiert "Bild" unter Berufung auf nicht näher beschriebene interne Unterlagen. Auch ein Vermerk in der Akte des Co-Piloten beim Luftfahrtbundesamt habe auf massive psychische Probleme hingedeutet. In der Akte befindet sich nach "Bild"-Informationen die Codierung SIC, die auf eine regelmäßige medizinische Kontrolle verweist.

Auch lettische Airline reagiert

9.30 Uhr: Auch die lettische Fluggesellschaft Air Baltic wird eine Zwei-Personen-Regel im Cockpit einführen. Künftig darf kein Pilot während des Fluges mehr allein im Cockpit sein, sagte ein Unternehmenssprecher am Morgen im lettischen Fernsehen. „Wenn einer der Piloten die Kabine verlässt, wird einer der Flugbegleiter ins Cockpit gehen.“ Die Airline will die Regel unverzüglich umsetzen, kündigte der Sprecher an. Air Baltic ist die größte Fluggesellschaft in den baltischen Staaten. Geleitet wird das Staatsunternehmen von dem Deutschen Martin Gauss.

Gauck trauert heute in Haltern

9.24 Uhr: Bundespräsident Joachim Gauck wird heute Haltern am See besuchen. Das Bundespräsidialamt bestätigte am Morgen auf Anfrage entsprechende Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Berlin. Demnach wird das Staatsoberhaupt am Vormittag in der Stadt am Rande des Ruhrgebietes erwartet, um mit den Bürgern zu trauern und seine Solidarität mit Opfern und Angehörigen zum Ausdruck zu bringen.

Gauck hatte in Peru von dem Unglück erfahren
Gauck hatte in Peru von dem Unglück erfahren © dpa

Nach den dpa-Informationen wird Gauck gegen 10 Uhr in Haltern sein und von NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) begleitet. Der Bundespräsident hatte am Dienstag eine Südamerika-Reise wegen der Katastrophe abgebrochen.

Australien überprüft Cockpit-Regeln

9.16 Uhr:

Die Tür zu einem Airbus-Cockpit
Die Tür zu einem Airbus-Cockpit © dpa

Auch Australien überprüft die Regeln für die Cockpit-Besetzung. Die Regierung habe von den australischen Fluglinien Information zu ihren Abläufen im Cockpit angefordert, berichtet die Nachrichtenagentur AAP.

Australien wolle sicherstellen, das Fliegen auch weiterhin die sicherste Transportmethode bleibe, sagte Regierungschef Tony Abbot. Australische Fluglinien sind derzeit nicht verpflichtet, dass sich immer mehr als ein Besatzungsmitglied im Cockpit aufhält.

Suizid-Forscher bringt Drogen ins Spiel

9.12 Uhr: Nach Einschätzung des Suizid-Forschers Manfred Woltersdorf ist die mutmaßliche Tat des Germanwings-Co-Piloten sehr ungewöhnlich. Es sei "schon extrem", wenn jemand bei einem Suizid 149 fremde Menschen mit in den Tod nehme, sagte der Psychiater der "Süddeutschen Zeitung".

Seit 20 bis 30 Jahren gebe es mehr derartige erweiterte Suizide, so Woltersdorf weiter. Das könne damit zu tun haben, "dass es weniger Respekt vor dem Leben anderer gibt". Die meisten solcher Taten richteten sich jedoch gegen Menschen, die in direkter Beziehung mit demjenigen stünden, der Suizid begehe. Im Fall des Co-Piloten sei insofern auch denkbar, dass etwa Drogen im Spiel gewesen seien, so der Wissenschaftler. "Bei Crystal Meth zum Beispiel kann es ganz plötzlich, binnen Minuten, zu psychotischen Zuständen kommen."

Laut dem Nationalen Suizidpräventionsprogramm nehmen sich in Deutschland jedes Jahr etwa 10.000 Menschen das Leben. Es gebe bereits erfolgreiche Programme zur Vorbeuge von Suiziden, sagte Woltersdorf. Und: "Man kann immer noch mehr machen."

Medienexperte kritisiert Berichterstattung

9.08 Uhr: Der Medienwissenschaftler Horst Pöttker kritisiert journalistische Grenzverletzungen bei der Berichterstattung über den Airbus-Absturz. Es gehe zu weit, Privatfotos von Facebook-Seiten der Opfer zu veröffentlichen, sagte der emeritierte Journalistik-Professor der Technischen Universität Dortmund im Deutschlandfunk. Damit hätten Journalisten das Gebot aus dem Pressekodex missachtet, die Identität von Unfallopfern zu verbergen.

Am Freitag machte unter anderen die "Bild"-Zeitung mit einem Foto des Co-Piloten unter Veröffentlichung seines Klarnamens auf.

Pöttker kritisierte, dass unmittelbar nach dem Unfall, als noch nichts über die Ursache bekannt war, viel über mögliche Gründe spekuliert worden sei. Zum anderen seien die Emotionen der Angehörigen in den Mittelpunkt gerückt worden. Allein dieser „Medien-Hype“ habe aber dazu geführt, dass andere Themen wie zum Beispiel die Maut-Debatte vernachlässigt worden seien.

Psychologe fordert stärkere Pilotenuntersuchung

9.02 Uhr: Der Luftfahrtpsychologe Reiner Kemmler fordert, dass bei der Pilotenausbildung künftig noch stärker auf die psychische Situation der Piloten eingegangen werden müsse. "Ich würde darauf bestehen wollen, dass die Auslese permanent, modernen Anforderungen entsprechen muss", sagte Kemmler am Morgen im Hessischen Rundfunk. Dazu würden auch pädagogisch und psychologisch geschulte Fluglehrer gehören. Die Forderung nach regelmäßigen psychologischen Untersuchungen für aktive Piloten sieht er dagegen kritisch. Diese könnten Krankheitszeichen absichtlich herunterspielen oder verbergen, da ihnen ansonsten der Lizenzverlust drohe.

Ermittler werten Papiere von Andreas L. aus

8.59 Uhr: Bei der Suche nach den Motiven für den Co-Piloten gibt es laut Polizei bislang noch kein entscheidendes Indiz. Bei der Durchsuchung der Düsseldorfer Wohnung von Andreas L. seien "diverse Gegenstände und Papiere" beschlagnahmt worden, die nun ausgewertet werden müssten, sagte ein Sprecher der Polizei Düsseldorf am Morgen.

Ermittler tragen Beweisstücke aus der Düsseldorfer Wohnung von Co-Pilot Andreas L.
Ermittler tragen Beweisstücke aus der Düsseldorfer Wohnung von Co-Pilot Andreas L. © Getty Images

Ob das letztlich den Beweis für die Hintergründe des Flugzeugabsturzes erbringen werde, "muss sich zeigen". Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf, die in Deutschland die Ermittlungen in dem Fall führt, hatte bereits erklärt, die Auswertung der Beweismittel werde einige Zeit in Anspruch nehmen.

CDU-Verkehrsexperte für Vier-Augen-Prinzip

8.51 Uhr: Der CDU-Verkehrsexperte Oliver Wittke hat sich für die Einführung eines „Vier-Augen-Prinzips“ im Cockpit ausgesprochen und sieht dabei die EU in der Verantwortung. „Da sind jetzt die europäischen Behörden gefordert. Das können wir nicht im nationalen Alleingang regeln“, sagte Wittke im ARD-Morgenmagazin. Das Mitglied des Verkehrsausschusses begrüßte die Entscheidung, dass sich deutsche Luftfahrtunternehmen nach dem Germanwings-Absturz zu einem „Vier-Augen-Prinzip“ im Cockpit verpflichten wollen. Man müsse aus der schlimmen Tragödie lernen.

Diskussion über Veröffentlichung von Bildern

8.09 Uhr: Angesichts der Medienberichterstattung über das Germanwings-Unglück haben Journalisten und Kirchenvertreter einen behutsamen Umgang mit Bildern gefordert. Bei einer Diskussion am Donnerstagabend sagte der ehemalige ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender, Bilder hätten eine große Macht. Das, was früher das Wort war, „ist heute das Bild“. Viele Menschen fühlten sich geradezu „vom Bild überfallen“, sagte der Fernseh-Journalist. Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche der Pfalz, Christian Schad, riet Medien, zu versuchen, sich in die Betroffenen hineinzuversetzen, bevor sie Bilder veröffentlichen.

Brender sagte, er wünsche sich Strategien, dem Überfall der Bilder zu entgehen. Zudem warnte er vor einem zu schnellen Veröffentlichen von Bildern. Im schnelllebigen, modernen Journalismus sei Innehalten und Reflektieren teilweise kaum mehr möglich, sagte er: „Das ist eine riesige Gefahr.“

„Cicero“-Chefredakteuer Christoph Schwennicke sagte, nicht nur angesichts der aktuellen Ereignisse müsse man sich angewöhnen, sich der Macht der Bilder nicht hinzugeben. Jedem müsse klar sein, dass sich Bilder auch manipulieren ließen.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sieht in der Flut von Bildern eine Chance für den Qualitätsjournalismus, der nicht aufgeben werden dürfe. Journalisten müssten diese Bilder einordnen, sagte sie. Dafür müssten sie unter guten Rahmenbedingunegn arbeiten. Dabei gebe es noch einiges zu tun, sagte die Regierungschefin, die auch Vorsitzende der Rundfunkkommission der Länder ist.

Kirchenpräsident Schad riet Journalisten dagegen einen persönlichen Blick auf die Akteure ihrer Berichterstattung. Der Flugzeug-Absturz über Südfrankreich rücke derzeit so nah, „dass wir uns schnell identifizieren und uns in die Rolle derer versetzen, die Opfer wurden“, sagte er. Dadurch frage man sich auch, ob und in welcher Weise man sich selbst veröffentlicht sehen wolle. „Das ist ein guter Zugang“, sagte er.

Gutes Wetter für Rettungsteams

7.45 Uhr: Die Bergungsarbeiten am Ort des Airbus-Wracks in den französischen Alpen sind in den vierten Tag gegangen. Die ersten Hubschrauber starteten am Morgen bei wolkenfreiem Himmel in Richtung Tête de l’Estrop - hinter diesem Gipfel war die Maschine der Lufthansa-Tochter Germanwings am Dienstag zerschellt.

Helfer an der Absturzsstelle bei Seyne-les-Alpes
Helfer an der Absturzsstelle bei Seyne-les-Alpes © Getty Images

Die Aufmerksamkeit der Einsatzkräfte gilt besonders der Suche nach dem zweiten Flugschreiber, der weitere Erkenntnisse zum Geschehen im Cockpit vor dem Absturz liefern könnte.

Die Helikopter bringen die sterblichen Überreste der Passagiere und Crew-Mitglieder in das Einsatzzentrum in Seyne-les-Alpes. Rechtsmediziner arbeiten bereits an der Identifizierung der Leichen, die schon ins Tal gebracht wurden.

BVB-Profi Hummels widmet Tor toter Lehrerin

7.33 Uhr: Fußballprofi Mats Hummels hat angekündigt, sein nächstes Tor einer der beim Absturz ums Leben gekommenen Lehrerinnen des Joseph-König-Gymnasiums in Haltern zu widmen. "Mach ich! Mein Beileid!", antwortete der Kapitän von Borussia Dortmund bei Facebook auf die entsprechende Bitte eines Schülers. Dieser hatte den Weltmeister angeschrieben, da die Spanisch-Lehrerin ein großer Fan des 26-Jährigen gewesen sein soll. Hummels' spontane Zusage kommt sogar beim Rivalen Schalke 04 gut an. "Klasse Aktion Mats Hummels! In der Farbe getrennt, in der Sache vereint", schrieb Schalkes Torhüter Fabian Giefer auf Facebook.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Facebook, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

"US Today": Sicherheitsoptionen prüfen!

7.12 Uhr: Zu Bestrebungen, nach dem Absturz der Germanwings-Maschine eine Zwei-Personen-Regelung im Cockpit einzuführen, schreibt die Zeitung „USA Today“ am Freitag: „Verstärkte Cockpittüren, die von innen verschlossen werden können, sind seit den Entführungen vom 11. September die effektivste Sicherheitsmaßnahme, aber dies ist für Germanwings nach hinten losgegangen. Es war zu hören, wie der vom Co-Piloten ausgeschlossene Pilot an der Tür hämmert, während der Jet sinkt. US-Bestimmungen, die zu jedem Zeitpunkt die Anwesenheit zweier Personen im Cockpit vorschreiben, hätten den Absturz möglicherweise verhindert. Einige internationale Fluggesellschaften haben die Regelung am Donnerstag eingeführt und es wäre gut, wenn andere folgen würden.“

Auch Air France denkt über Cockpit nach

6.51 Uhr: Mit der französischen Air France denkt eine der führenden Linien-Fluggesellschaften als Konsequenz aus dem Absturz der Germanwings-Maschine über die Besetzung in ihren Cockpits nach. Air France verfolge aufmerksam Entwicklung und Ergebnisse der juristischen und technischen Untersuchungen nach dem Unfall, heißt es in einer Erklärung der Fluggesellschaft. Die Frage der Anwesenheit einer zweiten Person im Cockpit sei ein wichtiges Thema.

Bergung wird fortgesetzt

6.38 Uhr: Am Absturzort in den französischen Alpen geht die Bergung der Opfer weiter. Über Nacht war die Suche eingestellt worden.

Heute Beratungen zu Zwei-Personen-Regel

6.35 Uhr: Nach dem Schock über die bisherigen Erkenntnisse zum Absturz der Germanwings-Maschine ziehen die größten deutschen Fluggesellschaften Konsequenzen. Sie wollen die Zwei-Personen-Regel im Cockpit einführen. Künftig solle sich kein Pilot während des Fluges mehr allein im Cockpit aufhalten dürfen, sagte Matthias von Randow, der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), am Donnerstagabend. Heute solle die neue Zwei-Personen-Regelung mit dem Luftfahrt-Bundesamt besprochen werden, kündigte er an. Die Airlines wollen das neue Vorgehen demnach unverzüglich umsetzen. Dies kündigten etwa Air Berlin und Condor an.

Die Regelung werde zunächst nur vorläufig eingeführt. Dies hättendie betroffenen Gesellschaften auch kommuniziert, sagte von Randowam Donnerstag in der ZDF-Sendung „maybrit illner“. In der Luftfahrt-Sicherheit seien „Schnellschüsse dasFalscheste, was man machen kann“.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr sagte am Abend in den ARD-„Tagesthemen“, man habe sich mit allen anderen großen deutschen Airlines entschieden am Freitag mit den Behörden zu überlegen, „ob es kurzfristig Maßnahmen geben kann, die die Sicherheit noch weiter erhöhen“.

Neben deutschen Airlines kündigten auch Fluggesellschaften wie Easyjet, Norwegian und Air Canada an, dieses auch „Vier-Augen-Prinzip“ genannte Vorgehen im Cockpit einzuführen.

Auch bei der Lufthansa-Tochter Germanwings herrschte nach dem vermutlich vorsätzlich herbeigeführten Absturz Fassungslosigkeit und Entsetzen. „Wir sind alle unter vollkommenem Schock“, sagte Germanwings-Chef Thomas Winkelmann im ZDF-„heute journal“. Man werde alles tun, damit ein solches Ereignis niemals wieder vorkommen werde. Mit Blick auf die Forderung nach der Verschärfung von Cockpit-Regeln, sagte er: „Mir stellt sich die Frage, wenn ein Mensch mit solcher Energie einen kriminellen Akt begehen will, ob das dann zu verhindern ist, wenn beispielsweise eine Flugbegleiterin oder ein Flugbegleiter im Cockpit ist.“

Theologe sieht Sinn in Kerzen-Aufstellen

6.27 Uhr: Das Aufstellen von Kerzen nach einem schlimmen Unglück wie dem Germanwings-Absturz spendet Menschen nach Ansicht eines Theologen in scheinbar ausweglosen Situationen Trost. „In dem Moment, in dem man sich fragt: Was soll ich tun, wenn ich nichts mehr machen kann? Dann entzünden Menschen Kerzen“, sagte Kristian Fechtner von der Uni Mainz der Deutschen Presse-Agentur. Mit dem Entzünden einer Kerze werde eine Person erneut gegenwärtig. „Mit der Kerze wird ein Leben noch einmal präsent“, sagte Fechtner. Fechtner ist Professor für praktische Theologie.

Freundin von Drews-Tochter in Unglücksflugzeug

6.18 Uhr: Von dem Absturz der Germanwings-Maschine ist indirekt auch Schlagersänger Jürgen Drews betroffen. „Ein Mädchen aus dem Freundeskreis meiner Tochter Joelina saß in der Germanwings-Maschine und ist verunglückt“, sagte er der in Hannover erscheinenden „Neuen Presse“ (Freitag). „Plötzlich sind solche Tragödien ganz nah, spielen sich nicht mehr irgendwo in Malaysia ab.“ Drews lebt mit seiner Familie rund zehn Kilometer von Haltern am See entfernt. Dort kamen auch die 16 Schüler und zwei Lehrerinnen her, die zusammen mit den 150 Todesopfern ums Leben kamen. „Ich bin die Strecke schon unendlich oft geflogen“, sagte Drews der Zeitung. „Da bekommt man wirklich Gänsehaut.“

Pilot schlug mit Axt gegen Cockpit-Tür

6.12 Uhr: Der ausgesperrte Pilot der verunglückten Germanwings-Maschine hat einem Bericht zufolge offenbar wenige Minuten vor dem Aufprall noch versucht, die Tür zum Cockpit mit einer Axt zu öffnen. Wie die "Bild"-Zeitung vom Freitag unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtete, nutzte er dafür eine an Bord befindliche Notfall-Axt, um in das geschlossene Cockpit zurückzugelangen. Sein Ziel sei es gewesen, den Sinkflug zu stoppen, berichtete die Zeitung.

"Zu der Sicherheitsausrüstung eines A320 gehört auch eine Axt", sagte eine Germanwings-Sprecherin der Zeitung. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA waren die Cockpit-Türen in Flugzeugen massiv verstärkt und mit einem Code versehen worden, um unbefugtes Personal fernzuhalten. Bis dahin war es möglich, die Türen im Notfall mit der Axt einzuschlagen.

Schwere Flugunglücke der vergangenen Jahre

Dezember 2014

Ein Airbus A320 der AirAsia stürzt auf dem Weg von Indonesien nach Singapur in die Javasee vor Borneo. Alle 162 Menschen an Bord kommen ums Leben.

Juli 2014

Malaysia Airlines MH 17 stürzt über dem Kampfgebiet in der Ostukraine ab. Wahrscheinlich ist sie von einer Rakete abgeschossen worden. 298 Menschen an Bord kommen um.

Juli 2014

Beim Absturz eines Passagierflugzeugs in Mali sterben alle 116 Menschen an Bord, darunter vier Deutsche. Das Flugzeug vom Typ MD83 war von Ouagadougou (Burkina Faso) nach Algerien unterwegs.

März 2014

Flug MH 370 der Malaysia Airlines mit 239 Menschen an Bord verschwindet auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking plötzlich vom Radar. Die Suche nach der vermuteten Absturzstelle der Boeing 777-200 im Indischen Ozean bleibt ohne Erfolg.

Juni 2012

Eine McDonnell Douglas MD83 mit 153 Passagieren stürzt in ein dicht besiedeltes Wohnviertel der nigerianischen Metropole Lagos. Alle Insassen und mindestens zehn Menschen an Land kommen ums Leben.

April 2012

Ein Linienflugzeug vom Typ Boeing 727 stürzt nahe der pakistanischen Hauptstadt Islamabad ab. Alle 127 Insassen sterben.

Juli 2010

Eine Passagiermaschine vom Typ Airbus A321 stürzt beim Landeanflug auf Islamabad ab. Alle 152 Menschen an Bord werden getötet.

Mai 2010

Beim Absturz eines Airbus A330-200 während des Landeanflugs in der libyschen Hauptstadt Tripolis kommen 103 Menschen ums Leben.

15. Juli 2009

Beim Absturz einer russischen Maschine im Iran kommen alle 168 Menschen an Bord ums Leben. Die Tupolew 154 der Caspian Airlines hatte kurz nach dem Start Feuer gefangen.

30. Juni 2009

Ein A310 der jemenitischen Fluggesellschaft Yemenia mit 153 Menschen an Bord stürzt im Landeanflug auf die Komoren ins Meer.

1. Juni 2009

Ein Flugzeug stürzt auf dem Flug von Rio de Janeiro nach Paris über dem Atlantik ab. An Bord sind 228 Menschen, darunter 28 Deutsche. Niemand überlebt.

1/11

Der Co-Pilot der am Dienstag in den französischen Alpen verunglückten Maschine soll das Flugzeug absichtlich in den Sinkflug und zum Absturz gebracht haben. Zum Zeitpunkt des Unglücks war Andreas L. allein im Cockpit. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte am Donnerstag von einer mehrmonatigen Ausbildungsunterbrechung des Co-Piloten berichtet, ohne die Gründe dafür zu benennen.

Der "Bild"-Zeitung zufolge pausierte der 27-Jährige damals wegen einer "schweren depressiven Episode". Auch zuletzt war er demnach in regelmäßiger medizinischer Behandlung. Die These einer Depression war am Donnerstag bereits in anderen Medien aufgetaucht.

Gedenkgottesdienst in Düsseldorf

6.09 Uhr: In Düsseldorf wird heute ein ökumenischer Gedenkgottesdienst für die Opfer des Germanwings-Absturzes gefeiert. Den Gottesdienst in der St.-Lambertus-Kirche gestalten die evangelische Superintendentin Henrike Tetz und der katholische Stadtdechant Rolf Steinhäuser mit Flughafen- und Notfallseelsorgern. (HA/afp/dpa/epd/kna/rtr/ap)