Potsdam/Berlin. Nach dem Unglück des A320 in den französischen Alpen sind viele Flugreisende verunsichert. Das ist die rechtliche Lage bei Umbuchungen.

Der Absturz des Airbus A320 in Südfrankreich mit 150 Toten verunsichert viele Flugreisende. Germanwings bietet seinen Kunden deshalb kostenlose Stornierungen und Umbuchungen für alle Flüge an. Das erklärte ein Sprecher der Fluggesellschaft am Mittwoch. Die Airline bietet damit eine Kulanzregelung für Kunden, die nach dem Unglück erst einmal nicht mehr fliegen möchten.

Rein rechtlich ist Angst vor dem Fliegen kein Grund, um einen bereits gebuchten Flug kostenfrei stornieren zu können. Darauf macht die Verbraucherzentrale Brandenburg aufmerksam. Für die kostenlose Flugstornierung muss eine „objektive und hinreichend konkrete Gefahr im Einzelfall“ vorliegen. Angst vor einem möglichen Absturz ganz allgemein reicht dafür nicht.

Schwere Flugunglücke der vergangenen Jahre

Dezember 2014

Ein Airbus A320 der AirAsia stürzt auf dem Weg von Indonesien nach Singapur in die Javasee vor Borneo. Alle 162 Menschen an Bord kommen ums Leben.

Juli 2014

Malaysia Airlines MH 17 stürzt über dem Kampfgebiet in der Ostukraine ab. Wahrscheinlich ist sie von einer Rakete abgeschossen worden. 298 Menschen an Bord kommen um.

Juli 2014

Beim Absturz eines Passagierflugzeugs in Mali sterben alle 116 Menschen an Bord, darunter vier Deutsche. Das Flugzeug vom Typ MD83 war von Ouagadougou (Burkina Faso) nach Algerien unterwegs.

März 2014

Flug MH 370 der Malaysia Airlines mit 239 Menschen an Bord verschwindet auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking plötzlich vom Radar. Die Suche nach der vermuteten Absturzstelle der Boeing 777-200 im Indischen Ozean bleibt ohne Erfolg.

Juni 2012

Eine McDonnell Douglas MD83 mit 153 Passagieren stürzt in ein dicht besiedeltes Wohnviertel der nigerianischen Metropole Lagos. Alle Insassen und mindestens zehn Menschen an Land kommen ums Leben.

April 2012

Ein Linienflugzeug vom Typ Boeing 727 stürzt nahe der pakistanischen Hauptstadt Islamabad ab. Alle 127 Insassen sterben.

Juli 2010

Eine Passagiermaschine vom Typ Airbus A321 stürzt beim Landeanflug auf Islamabad ab. Alle 152 Menschen an Bord werden getötet.

Mai 2010

Beim Absturz eines Airbus A330-200 während des Landeanflugs in der libyschen Hauptstadt Tripolis kommen 103 Menschen ums Leben.

15. Juli 2009

Beim Absturz einer russischen Maschine im Iran kommen alle 168 Menschen an Bord ums Leben. Die Tupolew 154 der Caspian Airlines hatte kurz nach dem Start Feuer gefangen.

30. Juni 2009

Ein A310 der jemenitischen Fluggesellschaft Yemenia mit 153 Menschen an Bord stürzt im Landeanflug auf die Komoren ins Meer.

1. Juni 2009

Ein Flugzeug stürzt auf dem Flug von Rio de Janeiro nach Paris über dem Atlantik ab. An Bord sind 228 Menschen, darunter 28 Deutsche. Niemand überlebt.

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Allerdings können Reisende ihren Flug aus persönlichen Gründen jederzeit stornieren - das kostet allerdings Geld, so die Verbraucherschützer. Die Airline muss aber zumindest Steuern, Flughafengebühren und eingesparte Kosten für Verpflegung und Kerosin komplett zurückzahlen. Das macht oft einen großen Teil des Ticketpreises aus - vor allem, wenn der Reisetag noch weit in der Zukunft liegt.

Liveticker nach dem Absturz

Nach einem Urteil des Landgerichts Frankfurt am Main (Az.: 2-24 S 152/13) aus dem Jahr 2014 muss eine Fluggesellschaft sogar den gesamten Ticketpreis erstatten, wenn sie nicht nachweisen kann, welche Kosten ihr durch die Stornierung wirklich entstanden sind. Denn die Fluggesellschaften könnten den freigewordenen Platz schließlich weiterverkaufen. Ob die Airline den Nachweis führen kann, muss dann allerdings unter Umständen vor Gericht geklärt werden. (dpa)