Berlin. Seit dem Terroranschlag auf das World Trade Center gibt es verriegelte, gepanzerte Cockpit-Türen, um das Eindringen von Unbefugten zu vermeiden.

Gerhard Hegmann
Ernst August Ginten

Vor dem 11. September 2001 war es einfach, in das Cockpit eines Flugzeugs zu gelangen. Die Tür war meist nicht verriegelt. Als Reaktion auf die Terroranschläge in den USA, bei denen die Attentäter in die Schaltzentrale der Flugzeuge vorgedrungen waren und das Steuer übernahmen, wurden die Sicherheitsmaßnahmen international überarbeitet. Seitdem sind hermetisch verriegelte, gepanzerte Cockpit-Türen Standard, sodass kein Unberechtigter die Steuerung des Flugzeugs übernehmen kann.

Doch das System hat seine Tücken. Bei kleineren Flugzeugen, wie etwa dem verunglückten A320 oder der Boeing 737, müssen die Piloten ihren geschützten Cockpit-Raum verlassen, wenn sie beispielsweise auf die Toilette gehen wollen. Großraumflugzeuge wie der A380 oder der neue Boeing-Jumbojet 747-8 haben eine eigene Toilette im abgeriegelten Bereich.

Der Todesflug von Germanwings 4U 9525

Auch am Mittwochabend gedachten an der Schule der verunglückten Jugendlichen in Haltern zahlreiche Menschen der Opfer
Auch am Mittwochabend gedachten an der Schule der verunglückten Jugendlichen in Haltern zahlreiche Menschen der Opfer © dpa | Rolf Vennenbernd
Mit Anbruch der Nacht mussten die Einsatzkräfte die Suche erneut einstellen
Mit Anbruch der Nacht mussten die Einsatzkräfte die Suche erneut einstellen © Peter Macdiarmid
Einsatzkräfte bahnen sich den Weg durch das unwegsame Gebirge
Einsatzkräfte bahnen sich den Weg durch das unwegsame Gebirge © dpa | Guillaume Horcajuelo
Einsatzkräfte bahnen sich den Weg durch das unwegsame Gebirge
Einsatzkräfte bahnen sich den Weg durch das unwegsame Gebirge © AP | Laurent Cipriani
Die deutsche, die französische und die spanische Flagge an der Unglücksstelle
Die deutsche, die französische und die spanische Flagge an der Unglücksstelle © AFP | ANNE-CHRISTINE POUJOULAT
Der französische Präsident Francois Hollande (3.v.l-r), die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy kamen am Mittwochnachmittag am Unglücksort an
Der französische Präsident Francois Hollande (3.v.l-r), die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy kamen am Mittwochnachmittag am Unglücksort an © dpa | Daniel Karmann
Rajoy, Hollande und Merkel nahe der Unglücksstelle
Rajoy, Hollande und Merkel nahe der Unglücksstelle © AP | Christophe Ena
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Damit die Piloten erkennen können, wer vor der Tür steht, ist außen eine Videokamera angebracht, deren Bild auf einen Monitor im Cockpit übertragen wird. Bekannt ist, dass sich die Tür im Notfall per Tastencode auch von außen öffnen lässt. Zu den technischen Einzelheiten will sich die Lufthansa nicht äußern. Schließlich diene die verschlossene Tür gerade dazu, „für unbefugte Personen den Zugang zum Cockpit zu verhindern.“ Daher könnten Details zu den Verfahren „nicht öffentlich kommuniziert werden.“

Allerdings ist im Internet auf YouTube ein von Airbus produziertes Video, das die entsprechenden Abläufe detailliert erklärt, abrufbar. Demnach genügt im Normalfall – etwa wenn ein Flugbegleiter den Piloten ein Getränk bringen will – ein Druck auf eine bestimmte Taste auf dem Tastenfeld, um einen Summer im Cockpit zu betätigen.

Abwesenheiten von Piloten auf ein Minimum begrenzt

Haben sich die Piloten davon überzeugt, dass ein Crewmitglied draußen steht, entriegeln sie die Tür mit einem kleinen Schalter, der sich entweder auf der Mittelkonsole oder auf dem Bedienfeld an der Decke befindet. Dieser Schalter hat drei Stellungen: „Unlock“, „Norm“ und „Lock“. Im „Unlock“-Zustand ist die Tür offen. „Norm“ bedeutet, dass sie zwar geschlossen ist, sich aber von außen mit dem Code öffnen lässt. Gibt jemand den richtigen Code ein, ertönt für 30 Sekunden der Summer im Cockpit. Im Normalfall ist die Tür anschließend für fünf Sekunden entriegelt. Stellt man den Wahlschalter im Cockpit jedoch vorher auf „Lock“, bleibt die Tür verschlossen.

Das von Lufthansa verwendete Verfahren zum Cockpitzugang ist nach Angaben des Unternehmens vom Luftfahrtbundesamt genehmigt worden. Bei der Entwicklung wurden unterschiedliche Risiko- und Sicherheitsaspekte berücksichtigt, erklärte ein Sprecher. Die Regularien sehen vor, dass ein Crewmitglied unter bestimmten Bedingungen und in bestimmten Flugphasen das Cockpit temporär verlassen darf. Die Abwesenheiten sind auf ein Minimum zu begrenzen.

Laut Luftfahrtbundesamt ist es europaweit generell zulässig, dass der Pilot oder Co-Pilot das Cockpit zeitweise verlässt, also nur ein Flugzeugführer zurückbleibt, ohne dass ein Flugbegleiter oder eine Stewardess vorübergehend als zweite Person dazukommt. Damit besteht theoretisch die Möglichkeit, dass die verbleibende Person im Cockpit alleine die Steuerung des Flugzeugs übernimmt.

Bereits in früheren Jahren gab es Vorfälle, wo ein Pilot Selbstmord verübte und die Passagiere mit in den Tod riss, indem er die Gelegenheit nutzte, als ein Cockpit-Mitglied zur Toilette ging. Bekannt sind auch Fälle, in denen sich die Cockpit-Tür aus technischen Gründen zunächst nicht mehr öffnen ließ. Im Mai 2013 musste in Indien eine Maschine – ebenfalls vom Typ A320 – von Air India notlanden, weil der Pilot nach einem Gang zur Toilette nicht mehr ins Cockpit kam. Die Tür war verschlossen. Daraufhin musste der Co-Pilot alleine landen. In den USA gehört es daher zum Standard, dass ein Flugbegleiter oder eine Stewardess vorübergehend in das Cockpit kommt, wenn ein Pilot oder Co-Pilot es verlässt. Nach Angaben des Branchendienstes Leehamnews hat auch die Malaysia Airlines nach dem bislang unaufgeklärten Verschwinden der Boeing 777 mit der Nummer MH370 vor einem Jahr die Regeln entsprechend geändert.