Ahrensburger erstellt die Hitliste der beliebtesten Vornamen in Deutschland. In Hamburg favorisiert man Finn, in München Maximilian

Hamburg. Literaturnobelpreisträger Thomas Mann (1875-1955) glaubte, "der Name ist ein Stück des Seins und der Seele". Etwas pragmatischer sieht es Knud Bielefeld auf seiner Website beliebte-vornamen.de: "Achten Sie darauf, dass der Name nicht eine unbeabsichtigte Aussage enthält: Der kleine 'Kai Mauer' wird sehr bald alle Witze über seinen Namen leid sein!"

Der Hobby-Namensforscher aus Ahrensburg ermittelt regelmäßig die häufigsten Vornamen, denn eine amtliche deutsche Vornamenstatistik gibt es nicht. Dafür wertete der 43-Jährige 141 602 Geburtsmeldungen aus 389 Standesämtern, Geburtskliniken und Geburtshäusern aus ganz Deutschland aus. Das sind 21 Prozent aller im Jahr 2010 in Deutschland geborenen Babys.

Mia und Leon führen demnach die bundesweite Hitliste an. Bei Mädchen beliebt sind zudem Hannah/Hanna, Lena, Lea/Leah, Emma und Anna. Auch die Namen Leonie/Leoni, Lilli/Lilly, Emily/Emelie und Lina schafften es in die Top Ten. Eltern nennen ihre Jungen am häufigsten Lucas/Lukas, Ben, Finn/Fynn und Jonas. Auch Paul, Luis/Louis, Maximilian und Luca/Luka erfreuten sich großer Beliebtheit.

Aus Vornamen schlussfolgern wir Alter, Attraktivität und Intelligenz

Regionale Unterschiede fallen gering aus. So belegt Mia bis auf Hamburg und Bayern in allen Bundesländern Platz eins. Die Hanseaten favorisieren hingegen Lilli/Lilly, die Süddeutschen Lena und Maximilian. Kein Wunder, trugen doch diverse bayerische Fürsten diesen Namen, der vom lateinischen Maximus (der Große) abgeleitet ist. In Hamburg schafft es Maximilian lediglich auf Platz zwölf. Finn/ Fynn steht hier an der Spitze.

Eine Studie am Institut für Psychologie der TU Chemnitz zeigt, welche Assoziationen Vornamen hervorrufen. Hören wir einen Vornamen, so schlussfolgern wir daraus Alter, Attraktivität und Intelligenz. Elfriede oder Werner müssen in unserer Vorstellung schon etwas älter sein. Mit Julia und Kevin bringen wir jüngere Menschen in Verbindung. Anhand des geschätzten Alters schlussfolgerten Probanden zudem über die Attraktivität und zum Teil auch die Intelligenz des Namensträgers.

Je jünger, desto attraktiver, je attraktiver, desto intelligenter, so ihr Schluss. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass Namen mit religiösem Ursprung (wie Sarah und David) auch ihren Träger religiöser wirken lassen. Zudem seien subjektive Merkmale wie Klang und Modernität bei der Namensvergabe entscheidender als objektive Kriterien, wie die Benennung nach Großeltern. Namen wie Kevin und Chantal stehen inzwischen für ein niedriges Bildungsniveau und soziale Auffälligkeiten. Nach Veröffentlichung einer Studie, nach der Lehrer Vorurteile haben gegen Kinder, die Kevin heißen, und ihnen grundsätzlich schlechtere Noten geben, ist der Name erstmals seit den 90er-Jahren nicht unter die Top 100 gekommen. Dabei war er noch 1991 der häufigste Jungenname. "Ich wundere mich, dass Eltern ihr Kind noch so nennen, nachdem er so stigmatisiert ist. Dabei ist Kevin an sich ein schöner Name", sagt Bielefeld.

Der Name Lena war nach dem Eurovision Song Contest noch beliebter

Trends werden von Personen mit Vorbildcharakter geprägt. "Das Volk orientiert sich daran", sagt Bielefeld. Einige Namen finden besonders großen Anklang, werden immer populärer, bis Abnutzungserscheinungen auftreten und sie unmodern werden.

In diesem Jahr besonders bemerkenswert findet er, dass der Name Lena im zweiten Halbjahr noch beliebter geworden ist, nachdem Lena Meyer-Landrut den Eurovision Song Contest gewonnen hat. "Das hätte auch anders sein können", sagt Bielefeld, der Parallelen zur früheren deutschen Grand-Prix-Siegerin Nicole sieht, deren Name damals auch populär war. Kurz nach ihrem Erfolg 1982 geriet der Name allerdings aus der Mode.

Derzeit liegen kurze Namen - Sprachwissenschaftler sprechen von sogenannten Lallformen - im Trend. Der Vokal e ist sehr beliebt, u kommt hingegen selten vor. Mia und Leon waren auch schon 2009 die beliebtesten Namen. Trends ändern sich nicht von Jahr zu Jahr, sondern über längere Zeiträume. So verzeichnet Bielefeld seit Längerem eine Tendenz hin zu internationalen Namen. "Durch das Internet ist die Welt zusammengerückt."