Italiens Staatschef erinnerte vor dem letzten Manöver der „Costa Concordia“ noch einmal an das Unglück vor Giglio. Landsleute sind stolz auf die gelungene Bergung des havarierten Kreuzfahrtschiffs.

Genua. Hunderte Menschen waren zum Hafen geströmt, Neugierige hielten mitten auf der Autobahn an oder standen mit Ferngläsern an den Fenstern: Die Ankunft des rostigen Wracks der „Costa Concordia“ mehr als zweieinhalb Jahre nach der Havarie wurde im Abwrackhafen Genua mit Schiffssirenen und Applaus bejubelt. Selbst Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi reiste in die Hafenstadt. Stolz feierten die Italiener am Sonntag das geglückte Mammutprojekt – sie nahmen sich aber auch Zeit, um an die Opfer zu erinnern.

Zweieinhalb Jahre nach der Katastrophe mit 32 Toten hofft das Land, zumindest teilweise mit der „Costa Concordia“ abschließen zu können. „Es ist nicht das Ende dieser Geschichte, aber ein neuer Beginn“, sagte Renzi. Das Wrack liegt nicht länger wie ein Mahnmal vor der Küste Giglios, sondern wird in seine Einzelteile zerlegt. Der Erfolg der weltweit einzigartigen Bergung ist zumindest etwas Balsam für das angekratzte Selbstvertrauen des Landes, nachdem die Schiffskatastrophe zweieinhalb Jahre darauf gelastet hatte. Am Ende soll die Aktion inklusive Abwracken rund 1,5 Milliarden Euro kosten.

Auch die Reederei ist froh, nach den Negativschlagzeilen um die Havarie des Luxusliners zumindest die Bergung erfolgreich geschafft zu haben. Michael Thamm, Vorstandschef von „Costa Crociere“ stieg am Morgen vor der Einfahrt in den Hafen höchstpersönlich auf das Wrack, um sich bei den Ingenieuren im Kontrollraum zu bedanken. „Ich hatte immer großes Vertrauen, weil ich die beteiligten Personen kenne. Es sind Experten, auf die man sich verlassen kann“, erklärte er.

Gedenken auch an die Opfer

Doch bei allem Jubel blieb auch für die Erinnerung an die Opfer der Katastrophe an diesem Tag zumindest ein wenig Platz. Neben den 32 Opfern der Havarie – darunter zwölf Deutsche – kam ein Taucher bei den Bergungsarbeiten ums Leben. „Man darf das Drama der 33 Toten nicht vergessen“, mahnte Umweltminister Gian Luca Galletti. Und Renzi ergänzte: „Es kann sicherlich kein Tag des Happy Ends sein.“

Doch für Italiens Politiker ist die Ankunft in Genua dennoch ein Grund für nationalen Stolz. „Die Bergungsaktion der Concordia war nicht leicht, Italien hat es geschafft. Das Land ist auch in der Lage, positiv zu überraschen“, erklärte Regierungschef Matteo Renzi. Und Galletti jubelte: „Diese Aktion zeigt, wenn man seine Arbeit mit Verantwortung übernimmt, sind große Dinge möglich. Italien kann Großes schaffen.“

Und auch Genua freute sich über die Ankunft des rostigen Kolosses, denn der Auftrag ist lukrativ und bringt Arbeitsplätze. Mehr als 50 Firmen und rund 1000 Arbeiter werden mit dem Verschrotten in den kommenden zwei Jahren beschäftigt sein. Die Bewohner der ligurischen Hafenstadt bekamen zudem bei der Ankunft des 290-Meter-Riesen ein spektakuläres Manöver zu sehen. Die Einfahrt war eine stundenlange Millimeterarbeit, acht Schlepper und mehrere Lotsen bugsierten den Koloss vorsichtig Stück für Stück an seinen Anlegeplatz.