Ein Learjet war am Montag nach einer Kollision mit einem Eurofighter der Luftwaffe abgestürzt. Die 50 und 43 Jahre alten Besatzungsmitglieder, zwei ehemalige Militärpiloten, sind vermutlich tot.

Olsberg. Nach der Kollision eines Zivilflugzeugs mit einer Bundeswehrmaschine im Sauerland deutet nach Angaben der Luftwaffe vieles auf einen Pilotenfehler des Learjets hin. Da bei dem Eurofighter der Außentank abgerissen sei, gehe man davon aus, dass die Privatmaschine zu dicht von unten an den Kampfjet herangeflogen sei, sagte ein Sprecher der Luftwaffe am Mittwoch in Berlin. „Wir müssen natürlich den abschließenden Bericht abwarten, aber es wird in diese Richtung laufen.“

Die „Süddeutsche Zeitung“ und „Spiegel online“ hatten sich in Berichten am Mittwoch auf mit den Ermittlungen vertraute Insider berufen, nach denen der Learjet den Kampfjet in einer Linkskurve von unten getroffen haben soll.

Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) bezeichnete dies als „reine Spekulation, eine Variante von vielen möglichen“. Die Untersuchungen seien längst noch nicht so weit, um zu dem Flugverlauf der Maschinen etwas sagen zu können, teilte ein BFU-Sprecher mit.

Suche nach Leichenteilen geht weiter

Die Polizei treibt nun doch die Suche nach weiteren Teilen der Leichen voran. Erst gab es Berichte, nach denen die Suche abgebrochen wurde. Zahlreiche Spürhunde seien bereits im Einsatz, sagte ein Sprecher der Polizei am Mittwoch.

Die Ermittler gehen davon aus, dass beide Besatzungsmitglieder – zwei 50 und 43 Jahre alte ehemalige Militärpiloten – tot sind. Am Wrack waren bereits mehrere Leichenteile gefunden worden, die aber noch nicht identifiziert sind. Am späten Dienstagabend war die Suche zunächst eingestellt worden. Rund 160 Polizisten hatten sich daran beteiligt.

Der Learjet war am Montag gemeinsam mit der Luftwaffe ein Manöver geflogen. Nach einer Kollision mit einem Eurofighter der Luftwaffe stürzte der Learjet in Olsberg-Elpe ab.

Daten-Rekorder sichergestellt

Bei dem Flugzeugabsturz im Sauerlandhaben Experten die Daten-Rekorder der Unglücksmaschine gefunden. Erste Zwischenergebnisse werde es allerdings erst in vier bis acht Wochen geben, sagte ein Sprecher der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) am Dienstag. Der Flugdatenschreiber und der Gesprächs-Rekorder aus dem Cockpit seien am späten Montagabend sichergestellt und nach Braunschweig zum Behördensitz gebracht worden.

Äußerlich seien die Geräte zerstört, die Mechanik sei aber intakt, sagte der Leiter der Untersuchung, Jens Friedemann. Bisher deute alles auf eine Kollision in der Luft hin. In den nächsten Tagen werde zudem der beteiligte Kampfjet auf Spuren untersucht. Dieser sei bereits am Stützpunkt in Nörvenich bei Köln festgesetzt worden. Auch aufgezeichnete Daten der beiden an der Luftwaffen-Übung beteiligten Eurofighter wurden für die Rekonstruktion der Flugwege sichergestellt. Die BFU ist für die Untersuchung des Unfalls zuständig, weil daran neben militärischen Maschinen auch ein Zivilflugzeug beteiligt war. Der General Flugsicherheit der Bundeswehr wirkt demnach an den Nachforschungen zur Unglücksursache mit.

Zwei Eurofighter der Bundeswehr und die Zivilmaschine sollten am Montagnachmittag ein gemeinsames Manöver fliegen. Ein Kampfjet touchierte dabei die Zivilmaschine, die mit Ex-Militärpiloten unterwegs war.

Einen Tag nach dem folgenschweren Zwischenfall wurden die Ermittlungen an der Absturzstelle in Olsberg-Elpe fortgesetzt. Vom weiteren Verlauf der Bergungsarbeiten erhofften sich die Behörden auch endgültige Klarheit über das Schicksal der beiden Insassen des Learjets, der am Montagnachmittag in zweieinhalb Kilometern Höhe mit einem der beiden Bundeswehr-Kampfjets zusammengestoßen und abgestürzt war. „Wir gehen inzwischen davon aus, dass beide nicht überlebt haben“, sagte ein Sprecher am Dienstag in Meschede. Am Wrack waren Leichenteile gefunden worden. Die beiden seien Ex-Militärpiloten gewesen und stammten aus dem nördlichen Schleswig-Holstein.

Nach dem Zusammenstoß leitete die Staatsanwaltschaft Arnsberg ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung ein, das sich zunächst gegen Unbekannt richtet. Untersucht werde unter anderem, welche Flugmanöver bei der Übung ausgeführt wurden, sagte ein Sprecher der Behörde auf Anfrage.

Pilot und Co-Pilot des Learjets waren Mitarbeiter der GFD

Bei dem Zusammenstoß war ein Triebwerk des Learjets abgerissen worden, der Eurofighter verlor einen gefüllten Tank. Der Learjet hatte an der Übung mit zwei Eurofightern des taktischen Luftwaffengeschwaders 31 „Boelcke“ teilgenommen, das im rheinischen Nörvenich stationiert ist.

Die Bundeswehr hatte das Kleinflugzeug von der Firma GFD mit Sitz im schleswig-holsteinischen Hohn gechartert, die auf die sogenannte Flugzieldarstellung für Militärübungen spezialisiert ist. Die GFD-Mutterfirma Airbus Defence and Space erklärte in München ebenfalls, es sei zu befürchten, dass beide Insassen den Absturz nicht überlebt hätten. Pilot und Co-Pilot des Learjets seien Mitarbeiter der GFD.

Nach der Kollision war der Learjet bei Elpe in ein bewaldetes Hanggelände getürzt, das rund 90 Meter von einem Wohnhaus entfernt liegt. Der an der Kollision beteiligte Eurofighter landete schwer beschädigt in Nörvenich, wie ein Sprecher der Luftwaffe in Berlin mitteilte. Der zweite Eurofighter setzte demnach in Köln-Wahn auf. Die Polizei hatte zunächst mitgeteilt, dass beide Kampfjets nach Nörvenich zurückgekehrt sein. Dem Luftwaffen-Sprecher zufolge werden die unverletzten Piloten der beiden Eurofighter psychologisch betreut.

Was war der Zweck der Übung?

Der Begriff „Renegade“ stammt aus dem Englischen und steht für Abtrünniger oder Überläufer. „Es passiert jeden Tag, dass ein Flugzeug in den deutschen Luftraum eintritt und nicht identifiziert werden kann“, sagte Menzel. Genau dieser Fall habe trainiert werden sollen. Die GFD ist ein Tochterunternehmen der Airbus Defence and Space. Die Firma fliegt laut Menzel 15 Einsätze täglich für die Bundeswehr.

„Es handelte sich um eine Art Abfang-Übung“, sagte ein Sprecher der Luftwaffe in Berlin. Die Eurofighter seien aber nicht bewaffnet gewesen. Einer der beiden Kampfjets war bei der Kollision stark beschädigt worden und hatte neben Maschinenteilen auch einen Tank verloren. Ob sich in dem Ersatzbehältnis Treibstoff befand, konnte der Sprecher nicht sagen. Nach dem Unfall landeten beide Eurofighter wieder auf Stützpunkten in Köln-Wahn und im nahe gelegenen Nörvenich.