Bei einem nächtlichen Übungsflug in der Eifel ist ein Kampfflugzeug des Taktischen Luftwaffengeschwaders 33 aus Büchel abgestürzt. Die beiden Piloten konnte sich per Schleudersitz retten. A 48 musste gesperrt werden.

Laubach/Berlin. Nach dem Absturz eines Bundeswehr-Tornados in der Eifel gibt es bislang keine Hinweise auf einen technischen Defekt an dem Kampfjet. Das sagte der Commodore des Taktischen Luftwaffengeschwaders 33, Oberst Andreas Korb, am Freitag am Fliegerhorst Büchel.

Experten der Generalflugsicherheit aus Köln untersuchten die Absturzstelle. „Die Maschine war in der normalen Einflugschneise, die wir tagtäglich fliegen“, sagte Korb. Munition habe sie bei dem Nachtübungsflug nicht an Bord gehabt. Den zwei Piloten, die sich mit dem Schleudersitz retten konnten, gehe es den Umständen entsprechend gut.

Bis die Ursache des Unglücks bekannt ist, dürfte es noch eine Weile dauern. „Die Ermittlungen laufen“, sagt Korb. Solche Flugunfalluntersuchungen würden stets sehr akribisch vorgenommen, um Wiederholungen auszuschließen – sei es nun ein menschlicher Fehler oder technisches Versagen. „Das kann seine Zeit dauern.“

Der Flugschreiber, die sogenannte Blackbox, ist den Angaben zufolge bereits gefunden worden. Der Tornado sei nicht völlig zerborsten, sondern noch weitgehend in einem Stück, sagte der Sprecher.

„Bisher haben wir noch keinen Hinweis darauf, wie und warum der Unfall passierte“, sagte ein Luftwaffensprecher vor Ort. Das Wichtigste sei, dass es den beiden Piloten gut gehe.

„Ich habe mit beiden Piloten sprechen können. Ihnen geht es gut“, sagte er. Sie würden nun im Krankenhaus noch einmal komplett durchgecheckt.

Anwohner reagieren schockiert

In der Umgebung wird der Vorfall heiß diskutiert. „Stellen Sie sich vor, da fliegt mal ein Tornado auf die Autobahn“, sagt eine Verkäuferin in einer Bäckerei im nahen Kaisersesch und erzählt, dass ihre Tochter in der Nacht zuvor einen dumpfen Schlag gehört habe.

Andere Anwohner haben sich auf den Weg zu dem Waldstück gemacht und versuchen, einen Blick auf das Wrack zu erhaschen. Allerdings vergeblich, denn alle Zugänge sind von Polizisten oder Feldjägern abgeriegelt. Sogar eine Luftsperrzone wurde eingerichtet.

„Hier kommen häufiger abends Flieger im Landeanflug“, erzählt Stephan Breuszer, der in dem wenige Hundert Meter von der Autobahn entfernten Breitenbruch wohnt. In der Nacht habe er Sirenen gehört, weiter aber nichts mitbekommen.

Bei Patrick Brengmann aus Masburg nördlich der Absturzstelle ist das anders. Er habe am Abend mehrere Flieger gehört. „Der letzte war ziemlich leise“, erinnert er sich. „Dann war da so was wie zwei Fehlzündungen – und dann ein Krachen.“ Er sei dann mit einem Kumpel zur Autobahn geeilt, und sie hätten aus der Ferne das brennende Wrack im Wald gesehen.

„Auf Auslösung des Schleudersitzes getrimmt“

Der Tornado war am Donnerstag gegen 21.20 Uhr bei einem Übungsflug südöstlich von Laubach (Kreis Cochem-Zell) in ein unbewohnten Waldstück abgestürzt. Der Pilot und sein Co-Pilot konnten sich per Schleudersitz retten, wie die Luftwaffe mitteilte.

Der Pilot landete nach Angaben der Luftwaffe in einem Baum und musste von der Feuerwehr mit einer Leiter aus Wipfeln befreit werden. Er zog sich leichte Verletzungen zu. Der Copilot blieb nach neueren Erkenntnissen unverletzt.

In welcher Flughöhe die Soldaten sich aus dem Cockpit hinauskatapultierten, sei noch unbekannt, sagte der Luftwaffensprecher am Freitag: „Sie sind so getrimmt, dass sie, wenn es Probleme mit dem Flugzeug gibt, in einer Art Reflex den Schleudersitz auslösen.“

Andere Menschen kamen nach Angaben der Polizei nicht zu Schaden. Die Unglücksursache war zunächst unklar. Die nahe gelegene Autobahn wurde vorübergehen in beide Richtungen voll gesperrt.

Der Kampfjet sei fünf Kilometer nordöstlich des Fliegerhorstes Büchel in der Eifel abgestürzt, hieß es in der Erklärung der Luftwaffe. Das Flugzeug gehörte demnach zum Taktischen Luftwaffengeschwader 33 in Büchel und befand sich auf einem Übungsflug.

Mehr als 150 Einsatzkräfte

Beide Besatzungsmitglieder wurden zur Beobachtung in ein Krankenhaus gebracht. „Ich habe mit beiden Piloten sprechen können. Ihnen geht es gut“, sagte ein Sprecher der Luftwaffe, der in der Nacht vor Ort war.

Mehr als 150 Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Bundeswehr waren in der Nacht an der abgesperrten Unglücksstelle im Einsatz. Nähere Details zum Unfallhergang lagen zunächst nicht vor.

Die Bundeswehr suchte am Straßenrand nach Trümmerteilen und richtete rund um die Absturzstelle einen militärischen Sicherheitsbereich ein.

Trümmerteile auf der A 48

Andere Menschen oder Gebäude waren von dem Unglück offenbar nicht betroffen. Autos seien zum Zeitpunkt des Absturzes vermutlich nicht auf der nahe gelegenen Autobahn gefahren, sagte der Polizeisprecher. Die A 48 zählt laut Polizei zu den weniger befahrenen Autobahnen in Deutschland.

Auf die A 48 waren nach Angaben der Polizei zahlreiche Trümmerteile, Erde und Äste gefallen. „Die Autobahn war mit Trümmerteilen und Teilen von Bäumen von dem Unfall gezeichnet“, sagte der Luftwaffensprecher.

Zu Unfällen sei es nach ersten Erkenntnissen nicht gekommen, erklärte ein Polizeisprecher. Die Autobahn wurde zwischen den Anschlussstellen Ulmen und Kaisersesch bis 3 Uhr am Freitag voll gesperrt.

Nach den Aufräumarbeiten wurde am frühen Freitagmorgen sowohl in Richtung Trier als auch in Richtung Koblenz jeweils eine Spur wieder für den Verkehr freigegeben, sagte ein Polizeisprecher in Koblenz.

Atombomben in Büchel gelagert

Weil die Bundeswehr am Straßenrand nach möglichen weiteren Trümmerteilen suche, könne die gesamte Fahrbahn bislang noch nicht wieder auf allen Spuren befahren werden, sagte der Sprecher. Die Bundeswehr richtete rund um die Absturzstelle einen militärischen Sicherheitsbereich ein.

Laubach im Landkreis Cochem-Zell liegt etwa 50 Kilometer südwestlich von Koblenz. Nach Expertenvermutung lagern im Fliegerhorst Büchel in der Eifel aus den Zeiten des Kalten Kriegs noch 10 bis 20 US-Atomsprengköpfe, für deren Einsatz im Ernstfall die Bundeswehr Tornado-Kampfflieger bereit hält.

„Wie zwei Fehlzündungen“ - Rätselraten nach Tornado-Absturz Von Christian Schultz, dpa (Foto - Aktuell)

Die Eifel ist offenbar knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt. Direkt neben einer Autobahn stürzt ein Tornado der Bundeswehr aus unbekannter Ursache in einen Wald, die Piloten können sich retten.

Büchel (dpa/lrs) – Gekappte Baumstämme und verstreute Äste weisen den Weg zur Absturzstelle des Kampfjets an der Autobahn 48. Am späten Donnerstagabend stürzt hier wenige Meter vom Asphaltband entfernt eine Tornado-Maschine der Bundeswehr in den Wald. Das unbewohnte Gebiet nahe Laubach (Kreis Cochem-Zell) wird binnen kurzer Zeit weiträumig abgesperrt. Rot-Weißes Flatterband weht am Freitag im Wind, „Militärischer Sicherheitsbereich“ steht auf Schildern, daneben Soldaten mit Funkgeräten. Waldwege sind gesperrt, ein Hubschrauber zieht seine Kreise, reihenweise sind Bundeswehr-Fahrzeuge unterwegs. Es geht hektisch zu in der sonst so beschaulichen Eifel-Gegend.

Die Unglücksmaschine gehört zum Taktischen Luftwaffengeschwader 33, das auf dem nahen Fliegerhorst Büchel stationiert ist. Dort lagern nach Einschätzung von Experten aus den Zeiten des Kalten Kriegs noch 10 bis 20 US-Atomsprengköpfe. Die Lichter der Landebahn am Hang sind vom Wald, in den der Jet stürzte, schon zu sehen. Keine fünf Kilometer waren es für die Piloten mehr bis zur Landung, wie der Commodore des Geschwaders, Oberst Andreas Korb, schildert. Warum es zu dem Unglück kam, ist noch unklar. Bislang spricht nichts für einen technischen Defekt.

Unter dem Strich hätte das Unglück wohl noch schlimmere Folgen haben können, sind doch einige Ortschaften nur wenige Kilometer von der Absturzstelle entfernt. „Das ist Gott sei Dank glimpflich ausgegangen“, sagt auch Commodore Korb.

In der Umgebung wird der Vorfall heiß diskutiert. „Stellen Sie sich vor, da fliegt mal ein Tornado auf die Autobahn“, sagt eine Verkäuferin in einer Bäckerei im nahen Kaisersesch und erzählt, dass ihre Tochter in der Nacht zuvor einen dumpfen Schlag gehört habe. Andere Anwohner haben sich auf den Weg zu dem Waldstück gemacht und versuchen, einen Blick auf das Wrack zu erhaschen. Allerdings vergeblich, denn alle Zugänge sind von Polizisten oder Feldjägern abgeriegelt. Sogar eine Luftsperrzone wurde eingerichtet.

„Hier kommen häufiger abends Flieger im Landeanflug“, erzählt Stephan Breuszer, der in dem wenige Hundert Meter von der Autobahn entfernten Breitenbruch wohnt. In der Nacht habe er Sirenen gehört, weiter aber nichts mitbekommen. Bei Patrick Brengmann aus Masburg nördlich der Absturzstelle ist das anders. Er habe am Abend mehrere Flieger gehört. „Der letzte war ziemlich leise“, erinnert er sich. „Dann war da so was wie zwei Fehlzündungen – und dann ein Krachen.“ Er sei dann mit einem Kumpel zur Autobahn geeilt, und sie hätten aus der Ferne das brennende Wrack im Wald gesehen.

Die Piloten konnten sich mit dem Schleudersitz retten, einer landete in einem Baum und musste von dort geborgen werden. Dafür wurde eigens eine längere Leiter der Feuerwehr Cochem herbeigeschafft.

Bis die Ursache des Unglücks bekannt ist, dürfte es noch eine Weile dauern. „Die Ermittlungen laufen“, sagt er. Solche Flugunfalluntersuchungen würden stets sehr akribisch vorgenommen, um Wiederholungen auszuschließen – sei es nun ein menschlicher Fehler oder technisches Versagen. „Das kann seine Zeit dauern.“

Wichtig sei erst einmal, dass es den Piloten gutgehe. Wann der Jet aus dem unwegsamen Gelände geborgen werde, sei auch noch nicht klar. Und dann ergänzt er, dass die Tornados zwar schon seit 1985 in seinem Geschwader in Betrieb seien. „Dennoch werden sie kaum ein technisches Gerät finden, was so gut gewartet, so gehegt und gepflegt wird, wie ein Kampfflugzeug der Luftwaffe.“