Franziskus forderte in Betlehem „Mut zum Frieden“. Er lud den israelischen Präsidenten Schimon Peres und Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas zum Friedensgebet in den Vatikan ein – beide sagten bereits zu.

Bethlehem. Papst Franziskus hat bei einem Besuch am Geburtsort Jesu von Israel und den Palästinensern „Mut zum Frieden“ gefordert. Beide Seiten sollten ihre Anstrengungen verdoppeln, um diesen „unerträglichen“ Konflikt zu beenden und einen stabilen Frieden zu erreichen, sagte er am Sonntag in Bethlehem bei einem Treffen mit der palästinensischen Führung um Präsident Mahmud Abbas. Der Argentinier wünschte ihnen einen „glücklichen Aufbruch zum Frieden“. Vor tausenden jubelnder Palästinenser zelebrierte der Pontifex auf dem Krippenplatz vor der Geburtskirche in Bethlehem eine Heilige Messe.

Papst Franziskus hat Israels Staatschef Schimon Peres und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas dafür überraschend zu einem Friedensgebet in den Vatikan eingeladen. Er lade die beiden Politiker ein, „gemeinsam mit mir ein intensives Gebet zu erheben und von Gott das Geschenk des Friedens zu erflehen“, sagte Franziskus am Sonntag am Ende einer Freiluftmesse in Bethlehem. „Ich biete mein Haus im Vatikan an, um dieses Gebetstreffen zu beherbergen“, fügte er hinzu.

Alle ersehnten den Frieden, sagte der Papst in der überraschenden Einladung weiter. „Viele Menschen bauen ihn täglich mit kleinen Gesten auf; viele leiden und nehmen geduldig die Mühe auf sich, immer wieder zu versuchen, Frieden zu schaffen.“ Und alle, „besonders diejenigen, die in den Dienst ihres eigenen Volkes gestellt sind“, hätten die Pflicht, „uns zu Werkzeugen und Urhebern des Friedens zu machen, vor allem im Gebet“, mahnte Franziskus.

Sowohl Peres als auch Abbas nahmen die Einladung des Papstes an, wie die Büros der beiden Präsidenten am Sonntag mitteilen. Der 90-jährige Peres, der in diesem Sommer abtreten wird, ist ein Unterstützer des Friedensprozesses im Nahen Osten. Seine Entscheidung, die Papst-Einladung anzunehmen, dürfte bei Ministerpräsident Benjamin Netanjahu auf Kritik stoßen: Dieser ist verärgert über Friedensbemühungen anderer Politiker, während Abbas sich zur selben Zeit offenbar wieder an die militante islamistische Gruppe Hamas annähert.

Gebet an der israelischen Trennmauer

Auch sonst sorgte Papst Franziskus für Überraschungen: Bei seiner Fahrt durch Bethlehem stieg Franziskus plötzlich aus seinem Papamobil aus und näherte sich der israelischen Trennmauer. Er sei damit vom Programm abgewichen, berichteten Kirchenkreise in der Stadt im Westjordanland. Franziskus, der gern überraschende Gesten sprechen lässt, schien an der Zementbarriere einige Momente wie im Gebet zu verharren.

Abbas dankte dem Oberhaupt der katholischen Kirche für seine Bemühungen, „unserem Volk Gerechtigkeit und Rechte zu bringen“. „Ich sende eine Botschaft an unsere israelischen Nachbarn, eine Friedensbotschaft: „Lasst uns Frieden schließen!““, sagte Abbas. Beide Völker teilten das gleiche Bedürfnis nach Frieden und Sicherheit. Ende April waren jedoch neunmonatige Friedensgespräche ergebnislos zu Ende gegangen.

Franziskus: Das Recht zweier Staaten muss bejaht werden

Der für eine Friedensregelung notwendige Mut besteht nach Einschätzung des Papstes darin, „dass alle das Recht zweier Staaten bejahen, innerhalb anerkannter Grenzen zu existieren und Frieden und Sicherheit zu genießen.“ Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern habe dramatische Folgen, beklagte Franziskus, er führe zu „Unsicherheit, zur Verweigerung der Rechte, zu Isolierung und Auswanderung ganzer Gemeinden und zu Not und Leiden aller Art.“

Nach einem Besuch in einem palästinensischen Flüchtlingslager wollte der Papst am Nachmittag nach Israel weiterreisen. Nach Polizeiangaben sind im Großraum Jerusalem etwa 8000 Sicherheitskräfte im Einsatz, um für Ruhe zu sorgen.

Radikale Demonstranten festgenommen

Die israelische Polizei nahm vor dem Besuch des Papstes jüdische Extremisten bei einer Protestaktion in Jerusalem fest. Polizeisprecher Micky Rosenfeld bestätigte, etwa 26 radikale Demonstranten seien am Davidsgrab festgenommen worden. Dort im Abendmahlsaal will der Papst am Montag eine Messe lesen.

Der wichtigste Termin des Pontifex in Israel ist ein ökumenisches Treffen in der Grabeskirche in Jerusalem. Die Reise endet am Montag nach einem Besuch der Klagemauer und der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu würdigte Papst Franziskus für seine entschlossene Haltung im Kampf gegen Antisemitismus. „Der Mordanschlag in Brüssel ist das Ergebnis ständiger Aufstachelung gegen den Staat Israel durch verschiedene Elemente im Nahen Osten und in Europa selbst“, sagte Netanjahu nach Angaben seines Büros am Sonntag in Jerusalem. Ein Unbekannter hatte am Sonnabend im Jüdischen Museum in Brüssel drei Menschen erschossen, unter ihnen ein Paar aus Israel.

Bei einem Besuch in Jordanien hatte Franziskus am Sonnabend zu einem Ende des Blutvergießens im benachbarten Syrien aufgerufen: „Möge die Gewalt aufhören und das humanitäre Recht geachtet werden, indem der notleidenden Bevölkerung die notwendige Hilfe garantiert wird“.