Papst Franziskus hat seine beiden Vorgänger Johannes XXIII. und Johannes Paul II. heiliggesprochen. Eine Million Menschen verfolgten die Messe auf dem Petersplatz. Auch der emeritierte Papst Benedikt XVI. wohnte der Zeremonie bei.

Rom. Papst Franziskus hat am Sonntag die früheren Kirchenoberhäupter Johannes XXIII. und Johannes Paul II. heiliggesprochen. Erstmals in der Kirchengeschichte feierten ein amtierender und ein emeritierter Papst gemeinsam eine Messe in der Öffentlichkeit: Neben Franziskus war auch sein Vorgänger Benedikt XVI. bei der Heiligsprechung dabei. Rund eine Million Menschen waren laut der Stadt Rom vor Ort, um das Ereignis mitzuverfolgen.

Auf Latein verlas Franziskus die Formel, mit der die beiden Päpste in den Kanon der Heiligen der Katholischen Kirche aufgenommen wurden. Zuvor hielt er kurz inne und atmete tief durch. Es wirkte so, als sei er von der Geschichte bewegt, die er mit der Heiligsprechung schreiben würde. Nachdem er die Worte gesprochen hatte, brach Beifall in der versammelten Menschenmenge aus.

Benedikt XVI., der im vergangenen Jahr zurücktreten war, saß gemeinsam mit Kardinälen seitlich des Altars. Er war unter Jubel und Applaus zur Feier auf dem Petersplatz eingetroffen. Seine Anwesenheit war Ausdruck des Balanceakts, den Franziskus vor Augen hatte, als er sich dafür entschied, Johannes Paul II. und Johannes XXIII. gemeinsam in den Heiligenstand zu erheben. Die beiden nun heiliggesprochenen Päpste sind sowohl bei Konservativen als auch bei Vertretern einer progressiven Denkweise beliebt.

Johannes XXIII., der von 1958 bis 1963 an der Spitze der Katholischen Kirche stand, wird von liberalen Katholiken als Held gefeiert, weil er das Zweite Vatikanische Konzil einberief. Damit wurde die 2000 Jahre alte Institution Kirche in die Moderne geführt. Johannes Paul II. wiederum sorgte während seiner Zeit als Papst (1978 bis 2005) für eine konservative Umsetzung und Interpretation des Konzils. Zugleich half er, das Ende des Kommunismus einzuleiten und begeisterte eine neue Generation für die katholische Kirche.

Hunderttausende Pilger waren schon in den frühen Morgenstunden zu dem Großereignis auf den Petersplatz geströmt. Einige Polen mit den rot-weißen Fahnen ihrer und Johannes Pauls Heimat waren unter den ersten, die sich am Sonntag vor Sonnenaufgang einfanden, um ein gutes Plätzchen zu ergattern. Zahlreiche Sicherheitskräfte in neongelben Westen hatten zunächst den Platz abgeriegelt, schließlich aber dem Andrang nachgegeben und die Menschen passieren lassen.

Viele Pilger hatten Luftmatratzen und Schlafsäcke dabei, um sich vor Beginn der Zeremonie auszuruhen. Andere machten die Nacht durch und beteiligten sich an Gebeten und Nachtwachen in verschiedenen Kirchen in Rom.

„Vier Päpste in einer Zeremonie ist etwas Fantastisches zu erleben und um dabei zu sein, weil vor unseren Augen Geschichte geschrieben wird“, sagte David Halfar aus Polen. „Es ist wunderbar, ein Teil davon zu sein und dies alles zu leben.“

Rund 10.000 Polizisten waren im Einsatz. Auf verschiedenen Plätzen in Rom waren große TV-Bildschirme für die Übertragung der Feier aufgestellt. An der Zeremonie auf dem Petersplatz nahmen Könige, Königinnen, Präsidenten und Ministerpräsidenten aus mehr als 90 Ländern teil. Auch rund 20 jüdische Vertreter aus den USA, Israel, Italien, Argentinien und Polen waren dabei.