Der Anblick vom blutigen Tatort war zu viel für den angeklagten Profisportler und löste eine heftige Reaktion aus. Wie am Montag musste sich Oscar Pistorius im Gerichtssaal übergeben.

Pretoria. Der südafrikanische Profisportler Oscar Pistorius ist am zehnten Tag des Mordprozesses erneut zusammengebrochen. Der Anblick vom blutigen Tatort löste am Donnerstag die heftige Reaktion aus. Pistorius musste sich wie schon am Montag im Gerichtssaal von Pretoria übergeben. Verteidiger Barry Roux versuchte, in Kreuzverhören mit den Polizisten Schoombie van Rensburg und Johannes Vermeulen nachzuweisen, dass bei der Spurensicherung in der Tatnacht im Februar 2013 gepfuscht worden sei.

Verteidiger Roux nahm wie schon am Vortag Vermeulen ins Kreuzverhör, der den Schilderungen von Pistorius widersprochen hatte. Der 27-Jährige habe beim Einschlagen der Toilettentür, hinter der die erschossene Freundin Reeva Steenkamp lag, keine Prothesen getragen, sagte der Forensiker mit Verweis auf die Spuren an der Tür.

Der beinamputierte Paralympics-Star hatte ausgesagt, er habe nach den Schüssen erst seine Prothesen angezogen und dann mit einem Kricketschläger die verschlossene Tür eingeschlagen. Er habe in Panik durch die Tür geschossen, weil er dort einen Einbrecher vermutete. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt ihn des Mordes.

Prozess wird lange dauern

Der Mordprozess gegen Oscar Pistorius wird nach Ansicht der Dekanin der juristischen Fakultät an der Universität Kapstadt, Prof. Pamela Schwikkard, noch mindestens bis April dauern. Die ursprünglich vom Gericht angepeilte Urteilsverkündung am 21. März sei nach den Erfahrungen der ersten 8 von 15 geplanten Verhandlungstagen unrealistisch, sagte sie. Bisher wurden 12 von 107 Zeugen der Anklage vernommen.

Sie betonte, dass der Prozess europäischen Rechtsstandards gerecht werde. Allerdings habe Pistorius anders als die meisten Angeklagten in Südafrika den enormen Vorteil, sich die besten Anwälte leisten zu können.